Türkei
Ich möchte noch eine andere These vorstellen: nicht Dekadenz ist es, die uns in eine zunehmend prekäre Lage bringt, sondern Übersozialisierung (um diesen Begriff zu verwenden). Immer mehr Menschen versuchen im Prinzip die theoretischen Werte und Normen welche die Gesellschaft hochhält tatsächlich real umzusetzen und fordern immer vehementer und allumfassender die Absolutsetzung dieser ideologischen Werte. Das Problem ergibt sich nun aus der Realitätsferne und Unmöglichkeit dieser Forderungen. Dessen ungeachtet ist das was wir da beobachten im Kern nicht Dekadenz, sondern im Prinzip eine übertriebene Sozialisierung, dass sich zu viele also zu weitgehend und in überzogener extremer und ausschließlicher Weise sozialisiert haben / indem sie als die postulierten Werte in extremer und ausschließlicher Form vertreten.

Sie rebellieren damit also nicht gegen die Gesellschaft, sie sind also auch nicht dekadent, sie vertreten eine Art von Extremismus in Bezug auf Werte und Normen welche im Kern von der Gesellschaft so aus sozialkulturellen Gründen tatsächlich propagiert werden. Diese Überanpassung und extremistische Überbetonung dieser Werte führt dann zu den entsprechenden Verwerfungen wo diese auf die Realität und den Menschen wie er tatsächlich ist treffen.

Und da auch diese Extremisten ihre eigenen Anforderungen selbst nicht erfüllen können, haben sie daraus entsprechend ständig Schuldgefühle, Minderwertigkeitsgefühle und Selbsthass, was sich dann nur umso mehr in die falsche Richtung entwickelt wenn diese negativen Reaktionen auf entsprechende Umstände treffen. Beispielsweise die aktuelle Selbstbeschuldigungskultur auf einwandernde extreme Formen von Beschuldigungskulturen.

Schon mittelfristig wird sich daraus meiner Ansicht nach ein interessantes neues Konfliktfeld ergeben, wenn nämlich Linke und Einwanderer / zuforderst darunter die einwandernden Muslime aneinander geraten. Der große Konflikt der Zukunft könnte aufgrund dieser Mechanismen daher ironischerweise der von Linken gegen den Islam werden. Erste Indizien (Wien, Antifa, Türken) dafür gibt es schon.

So wie in der Spätantike tiefgläubige Christen viel zum Niedergang Roms beigetragen haben, obwohl sie keineswegs dekadent waren, so zersetzen heute Linke Auffassungen unsere Gesellschaften. Sie vertreten dabei aber in Wahrheit eben keine Position gegen die Gesellschaft wie das früher der Fall war, sie fordern stattdessen die Einhaltung dessen was ohnehin von der Gesellschaft als Werte und Normen propagiert wird - nur in extremer und absoluter Form. Die Linke heute entstammt daher einer Übersozialisierung und unterscheidet sich damit drastisch von der Linken früher.

Daher auch die völlig unterschiedlichen Milieus aus denen sich die Linke im Vergleich zu früher rekrutiert: früher Arbeiterklasse / verarmtes verelendetes Proletariat in Industriestädten, heute wohlstandsverwahrloste wohlhabende Salonkommunisten aus reichen Eltenhäusern.

Am Ende eines solchen Lebensstil wartet daher nicht die Impotenz der Gesellschaft, sondern entweder die Übernahme der Kultur durch eine völlig fremde unter Beibehaltung gewisser Restelemente der Vorgängerkultur (Westrom). Oder entsprechend der Sieg der übersozialisierten über die Invasoren und die Durchsetzung von deren neuer (linker) Kultur gegenüber den Einwandererkulturen (Ostrom).

Das ist als Prozess weder neu noch aufregend, genau genommen also ganz normal, da Kulturen im Prinzip auch einer Evolution unterliegen. Die kulturelle Evolution radiert diejenigen Meme aus, welche im Wettstreit untereinander nicht ausreichend durchsetzungsfähig sind.
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