23.09.2020, 08:52
Zitat: daß die Tötungsrate lediglich zu 2% und höchstens zu 10% durch Kleinwaffen zustande kommt.
Solche Zahlen sind ebenfalls völlig sinnfrei, da weder definiert ist was Kleinwaffen sind noch von welchem Szenario wir hier reden, und die Umstände diktieren in erheblichem Umfang welche Waffe relevant ist. Beispielsweise wären in einem tropischen dichten Dschungel Handgranaten die Kleinwaffe mit der größten Wirkung während in Afghanistan auf dem Land außerhalb von Ortschaften Handgranaten nur einen sehr geringen Anteil haben. Während beispielsweise im Orts- und Häuserkampf kurze kompakte Mikrosturmgewehre oder Maschinenpistolen relevant sind, leisten diese in Mali de facto nichts. etc
Das ist ja einer der wesentlichen Kritikpunkte an der 6mm Optimum gewesen: das je nach den Umständen ganz verschiedene Waffen und damit ganz verschiedene Kaliber deutlich überlegen sind. Es ist genau genommen ganz einfach: ein spezialisiertes Werkzeug ist einem Generalisten in seiner jeweiligen Spezialverwendung immer deutlich überlegen. Und die logistischen Vorteile eines Einheitskalibers sind demgegenüber gar nicht so groß. Die Logistik wird vor allem anderen durch ganz andere System belastet, beispielsweise durch die Artillerie. Der Bedarf an Patronen wird ganz locker nebenbei bewerkstellligt und belastet die Versorgungskette bis zur kämpfenden Einheit nicht.
Ein primäres Argument aber dafür ist die Versorgung vor Ort innerhalb der kämpfenden Einheit - also auf der taktischen Ebene: Und dass ist der meiner Überzeugung nach der entscheidende Punkt und der Grund warum ich ebenfalls ein Freund eines Einheitskalibers bin: nicht weil dieses besser wäre als die bestehenden NATO Kaliber, nicht weil die Versorgung oder die Kosten geringer wären, sondern primär und allein aus taktischen Gründen. Eine Einheit in der alle nur ein Kugel-Kaliber haben (und ganz allgemein möglichst wenige für alle identische Wirkmittel) kann untereinander im Gefecht die Munitionsvorräte ausgleichen. Und das ist tatsächlich ein wesentlicher und relevanter Vorteil.
Der zweite entscheidende Punkt ist, dass die bestehenden Kaliber in Bezug auf gegnerische Schutzwesten (SK4 breitet sich zunehmend aus) ausgereizt sind und selbst AP Munition hier zunehmend scheitert. Ein 6,xmm Kaliber hätte das Potential mit entsprechenden Geschossen jede SK4 zu durchschlagen. Und auch das ist absolut relevant.
Der dritte Punkt ist die effektive Reichweite welche insgesamt ansteigt und mit dieser eng verbunden der durchgehende Visierbereich. Mit einem solchen rasanten 6,xmm Kaliber kann ich von 0 bis yyy Meter mit nur einer Visiereinstellung schießen da die Flugbahn so gestreckt ist. Bei schnell wechselnden Distanzen und dem geringen Zeitfenster in welchem überhaupt eine Bekämpfung möglich wird ist auch das ein wesentlicher Vorteil. Und im Gegensatz zur 5,56 habe ich diese Eigenschaft dann eben auch auf größere Distanzen.
Verbleibt noch die Ablenkung der Geschosse durch Vegetation welche vermindert wird, die geringere Winddrift auf größere Distanzen etc etc etc
Wie man also sieht sprechen vor allem taktische Gründe für ein solches Einheitskaliber. In keinster Weise aber die Logistik oder die Kosten.
Zitat:Eine Unzuverlässigkeit der Handwaffe, oder schlimmer noch des Projektils (=Zielwirkung), lässt dem (womöglich stürmenden) Schützen nur noch Sekunden - im allerbesten Fall.
Der Schütze ist ja nicht allein, befindet sich in Deckung und weitere Soldaten wirken ebenfalls auf das Ziel. Wenn die Umstände so sind, dass ein Versagen der Kugelwaffe für den Schützen tatsächlich ein Problem darstellt, dann läuft ohnehin insgesamt etwas katastrophal. Die realen praktischen Fälle in denen man bei einer Hemmung oder mangelnder Wirkung "im Regen" steht sind absolute extreme Ausnahmen und für diese extrem seltenen Sonderfälle einen großen Aufwand zu betreiben ist sinnfrei.
Zitat:Von daher sind etwaige Frontsoldaten soviel mehr eingenommen von Fragen zu Kaliber-, Patronen- und Schützenwaffen, verglichen mit Beschaffungsämtern und Stabsstellen weit weg von jedem Einsatz.
Die sind mehr eingenommen vom Mangel an Flächenwaffen. Den der reale Kampf wird sehr stark von Flächenwaffen dominiert und die Infanterie verfügt über zu wenig solcher Waffen.
Ich würde rein persönlich beispielsweise jederzeit eine Granatpistole mit ausreichend Granaten unterschiedlicher Typen und eine MP7 als Kombination einem Sturmgewehr vorziehen, gleichgültig was für ein Kaliber dieses hat.
Zitat:Nichts, was mich mehr interessieren würde!
Ich mach dazu in Kürze einen eigenen neuen Strang auf, da es hier ja um die 6mm Kaliber gehen soll. Wird dann Schützenwaffen Heute heißen (die zwei gleichnamigen Bücher kann ich dir übrigens sehr empfehlen, auch wenn sie etwas älter sind. Ist auch vieles über Kaliber und Entwicklung drin in einer Qualität die man so im Internet heute nicht mehr findet).
https://www.amazon.de/Sch%C3%BCtzenwaffe...3894880570