30.08.2020, 12:01
Aktuell verschärft sich der Ton im Mittelmeer erheblich. Einerseits geht Ankara hier sehr zielstrebig bis ruppig vor - der Deal mit Libyen und die Ziehung einer imaginären Linie südöstlich von Kreta bzgl. Abgrenzung Libyen-Türkei sind hierbei neben der Gas-Exploration zu nennen -, andererseits übersieht man hierbei geflissentlich auch, dass man über griechischen Hoheitsgewässer ziemlich nonchalant hinweggeht. Wenn nun eine potenzielle Gegenreaktion ansteht, die einen v. a. bzgl. der griechischen Inseln vor der türkischen Westküste sehr betreffen würde, dann droht man mit Krieg. Und so läuft der Hase eben nicht.
Die türkischen Ansprüche mögen in Teilen gerechtfertigt sein, aber der Umgangston ist wieder einmal bar jeder Diplomatie und jedes Weitblicks. Vermutlich aber steht den Verantwortlichen in Ankara das Wasser bis zum Hals, neben der seit Jahren schwelenden Wirtschaftskrise und dem Einbruch der Lira hat man aktuell noch den Rückgang des Tourismus wg. Corona am Hals, was die finanzielle Lage des Landes zusätzlich belastet. Hier nun mit markiger Rhetorik eine national-osmanische "Tiefwasser"-Stimmung aufzubauen, könnte sich am Ende wirtschaftlich noch verheerender auswirken, wenn es denn zu einem Konflikt kommen sollte.
Schneemann.
Die türkischen Ansprüche mögen in Teilen gerechtfertigt sein, aber der Umgangston ist wieder einmal bar jeder Diplomatie und jedes Weitblicks. Vermutlich aber steht den Verantwortlichen in Ankara das Wasser bis zum Hals, neben der seit Jahren schwelenden Wirtschaftskrise und dem Einbruch der Lira hat man aktuell noch den Rückgang des Tourismus wg. Corona am Hals, was die finanzielle Lage des Landes zusätzlich belastet. Hier nun mit markiger Rhetorik eine national-osmanische "Tiefwasser"-Stimmung aufzubauen, könnte sich am Ende wirtschaftlich noch verheerender auswirken, wenn es denn zu einem Konflikt kommen sollte.
Zitat:Territorialkonflikt: Türkei droht Griechenland mit Krieghttps://www.faz.net/2.1677/tuerkei-droht...28878.html
Im Streit um die Ägäis ist die Türkei nach Regierungsangaben zu einer militärischen Auseinandersetzung bereit. Die Regierung in Athen kritisiert die türkische Drohung. [...] Die Türkei hat Griechenland für den Fall einer Ausdehnung seiner Territorialgewässer in der Ägäis offen mit einer militärischen Auseinandersetzung gedroht. „Wenn das kein Kriegsgrund ist, was denn sonst?“, sagte Vizepräsident Fuat Oktay der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu zufolge. „Das wäre ein Grund für einen Krieg, der Casus Belli“, sagte der türkische Außenminister Mevlut Cavusoglu. [...]
Der griechische Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis hatte am Mittwoch im Parlament erklärt, Griechenland dehne seine Hoheitszone im – Italien zugewandten – Ionischen Meer von 6 auf 12 Seemeilen aus. In Seegebieten, wo andere Staaten mehr als 24 Seemeilen entfernt seien, könne dies möglicherweise ebenfalls geschehen. Über die Festlegung des Festlandsockels sowie der Ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) in der Ägäis und im östlichen Mittelmeer sei Athen zum Dialog mit der Türkei bereit. [...]
Bereits 1995 hatte das türkische Parlament eine Ausdehnung der griechischen Hoheitsgewässer in der Ägäis zum Kriegsgrund für die Türkei erklärt. Denn dann würde die Ägäis wegen der zahlreichen griechischen Inseln quasi zu einer griechischen See.
Schneemann.