16.06.2017, 09:50
(15.06.2017, 20:57)Nelson schrieb: Ein "ziviler Umbau" bzw. eine enge Verwandschaft zu einem zivilen Projekt ist kein Hinderniss. Der russische Bomber Tu-160 etwa hatte eine zivile Schwester - die Tu 144.
Zudem sind doch Umbauten auch in anderen Entscheidenden Bereichen der Militärluftfahrt des Westens gang und Gäbe - AWACS und Tanker lassen grüßen.
Die Tu-160 hat von den Erfahrungen des Konstruktionsbüros mit der Tu-144 profitiert, ein enges Verwandschaftsverhältnis gibt es zwischen beide aber nicht. Von der Auslegung über Systeme bis hin zu den Triebwerken (abgesehen von der späten NASA-Modifikation der Tu-144) bestanden eklatante Unterschiede.
Zudem sehe ich das Problem nicht auf konstruktiver Seite. Zivilflugzeuge für militärische Aufgaben zu verwenden ergibt natürlich Sinn, und selbst größere Umbauten sind absolut realistisch (bspw. auch Beluga, demnächst auch auf A330-Basis). Einen Airliner mit einem Bombenschacht auszustatten ist ein eher kleines Problem - allein ich sehe die Einsatzerfordernisse dafür nicht.
Zitat:Langstreckenwirkmittel in großer Zahl müssten wir dann in größerer Zahl einsetzen, wenn weder die gegnerische Jagdwaffe noch die gegnerische Luftabwehr niedergekämpft wurde, der gegnerische Vorstoß allerdings rollt. Der Einsatz von Stealth-Flugzeugen ist in diesem Kontext zwar eine theoretische Möglichkeit, allerdings währe die Masse dieser Flieger zunächst mit SEAD und der Erlangung der Lufthoheit beschäftigt, was, je nach Geographischer Situation (die Eindringtiefe ist häufig doch recht bescheiden) wiederum den Einsatz von Langstreckenwaffen erforderlich machen dürfte.
Neben den "klassischen" Punktzielen, gegen die Langstreckenwaffen primär eingesetzt würden - (Flug-) Häfen, Brücken, Kraftwerke, Kommandostellungen, Munitionsdepots usw. - ist es lediglich eine Frage der Gefechtsköpfe, ob diese auch zur direkten Luftunterstützung Verwendung finden können.
Mir geht es nicht darum, wie man sie einsetzt, sondern warum und in welchem Rahmen. Als Verteidigungskrieg in Europa (was effektiv auf einen Angriffskrieg Russlands hinaus laufen würde) wäre landgestartete Marschflugkörper die mit Abstand bessere Variante, weil deutlich günstiger, flexibler und schwerer zu entdecken. Ein Verteidigungskrieg als Bündnisverteidigung in Übersee gegen einen symmetrischen Gegner? Da fällt mir wirklich gar nichts ein, was irgendwie realistisch oder plausibel ist. Das gleiche gilt letztlich bei einem Angriffskrieg gegen einen symmetrischen Gegner, sowohl von Europa aus wie auch in Übersee. Am ehesten möglich wäre noch die weltweite Angriffsmöglichkeit (gegen egal welchen Gegner), sofern die von europäischer Seite gewünscht wäre, als nichtnukleares Abschreckungspotenzial. Ob dafür dann ein umgebautes Zivilflugzeug die beste Wahl wäre?
Zitat:Die Grenzen verschwimmen hier sehr schnell. Eine Boeing P-8 ist im Grunde auch nur eine umgebaute 737-800 mit bis zu 9 Marschflugkörpern, Torpedos oder Minen an Bord. Erweiter den Wirkmittelkatalog um weitere Waffen gegen Landziele, und du bekommst einen Bomber auf ziviler Basis.
Die P-8 ist aber aufgrund ihrer Systeme deutlich mehr als ein Bombenträger auf ziviler Basis. Willst du einen Seefernaufklärer mit Angriffspotenzial gegen Landziele, gern, das ergibt aus europäischer Perspektive Sinn. Wobei die Waffenkapazität dann aufgrund der sonstigen Einbauten eingeschränkt wäre, aber immerhin würde das Flugzeug einen Nutzen rein über den einen, recht eingeschränkten Einsatzzweck hinaus besitzen. Ein reiner Bomber, also im Endeffekt ein Zivilflugzeug mit Bombenschacht und Abwehrmitteln ist aber in meinen Augen weiterhin unsinnig