14.06.2017, 23:38
(14.06.2017, 20:01)Nelson schrieb: Würde man auch die Generation 4+ ablösen, so ergäbe sich selbstverständlich ein wesentlich größerer Markt, falls diese Maschinen ebenfalls proportional abgelöst würden. Der akute Bedarf besteht allerdings noch nicht, schließlich sind viele Generation 4+ Flugzeuge noch nicht einmal ausgeliefert. Das Airbus sich Hoffnungen auf einen entsprechenden Auftrag macht steht natürlich auf einem anderen Blatt.
Zumindest mal wurde jene Generation 4+ im Artikel als "abzulösen" erwähnt, und letztlich ergibt auch nur das wirklich Sinn, denn einen adäquaten Gen-3-Ersatz würde man (unabhängig von der Unsinnigkeit einer entsprechenden Entwicklung, wie dargelegt) zeitlich gar nicht mehr packen. Ein Entwicklungsbeginn für den Gen-4+-Nachfolger ist sicherlich noch nicht notwendig, auf der anderen Seite kann man so langsam tatsächlich beginnen, sich darüber abzustimmen. Auch, weil eine Kooperation mit den Amerikanern durchaus Sinn ergeben würde.
Das Thema zeigt aber auch, weshalb ich davon ausgehe, dass der Artikel in dem Punkt grundsätzlich falsch liegt und es gar nicht um ein einzelnes Muster geht, sondern um das, was FCAS üblicherweise darstellt: ein Systemverbund aus verschiedenen Komponenten. Und da wäre es durchaus vernünftig, eine Marschrichtung vorzugeben.
Zitat:Da habe ich mich missverständlich ausgedrückt. Bei "Marschflugkörpern" dachte ich in diesem Fall schlicht nur an ein Geschoss mit entsprechend hoher Reichweite. Man könnte selbstverständlich auch eine entsprechend reichweitengesteigerte ARM mit einem anderen Antrieb verwenden.
Das wird aber nicht reichen, weil mit größerer Distanz die Erfolgswahrscheinlichkeit aufgrund eigener Entdeckbarkeit und Gegenmaßnahmen (aktiv und passiv) deutlich sinkt. Es gibt daher gute Gründe, warum etwa die Amerikaner bei SEAD einen Aufgabenschwerpunkt für Angriffsmissionen mit Stealthflugzeugen sahen und sehen, nachdem man schon Erfahrungen mit einer Verallgemeinerung der Aufgabe gemacht hat.
Zitat:Wir würden so oder so eine sehr lange Zeit lang eine duale Flotte einsetzen - schließlich verschrottet man den EuFi nicht einfach so. Gerade für symmetrische Konflikte in Europäischem Kontext ergäbe eine begrenzte Zahl an Bombern für mich Sinn, da andere Nationen bereits über die F-35 verfügen würden. Es ist zudem das anzustrebende Schicksal aller Waffen, dass sie 99-100 Prozent ihrer Lebensdauer nicht gebraucht werden. Dafür hat man sie ja.
"Brauchen" hat nichts mit scharfem Einsatz zu tun, sondern mit der Frage nach den Einsatz- und Leistungsverpflichtungen (extern und intern). Dedizierte SEAD-Missionen bei symmetrischer Bedrohung gehört zum Kernaufgabengebiet der Luftwaffe und sind technologisch anspruchsvoll, da ist es klar, dass man ein dafür ausgelegtes Einsatzmuster bereit hält. Einsätze gegen asymmetrische Luftverteidigungen hingegen stellen keinen besondere Herausforderung dar und können von anderen Kampfflugzeugen miterledigt werden. Von daher ergibt sich nur die Frage, hat es unter ökonomischen Gesichtspunkten Sinn, speziell dafür ein eigenes Muster vorzuhalten? Oder ist es effizienter die Aufgabe im Zweifelsfall mit den vorhandenen Mitteln miterledigen zu lassen, was dann zwar nur für den Einsatz zu höheren, insgesamt aber zu niedrigeren Kosten führt? Ich behaupte, bei der Masse an bereitstehenden Kampfflugzeugen ist es unsinnig, für solch eine Aufgabe zusätzliche Maschinen zu beschaffen. Dabei ist es vollkommen klar, dass die Luftwaffe auch in Zukunft verschiedene Typen parallel einsetzen wird, aber es werden jeweils Typen sein, für deren prognostiziertes Aufgabengebiet genug Bedarf besteht. Siehe dazu auch meine vorherige Argumentation zum Thema "Dediziertes CAS-Flugzeug".
Zitat:Bei asymmetrischen Konflikten hast du hier sehr vermutlich recht. Bei symmetrischen Konflikten ist mit einer längeren Standzeit usw. aber nur dann etwas zu gewinnen, wenn die Drohnen auch in der Lage sind, entsprechende Mengen reichweitenstarker Waffensysteme zu schleppen, da sich (abgesehen von extremen Höhenaufklärern vielleicht) auch eine Drohne nicht lange in feindlichem Luftraum wird halten können.
Aber wie will man da argumentieren? Ich kann mir kein realistisches Einsatzszenario vorstellen, bei dem wir einen symmetrischen Krieg führen und gleichzeitig Langstreckenwirkmittel in großer Zahl zur Unterstützung von Bodentruppen einsetzen müssten, bei denen umgebaute Zivilflugzeuge als Trägermittel adäquat erscheinen.
Zitat:Im Küstenvorfeld kann man die entsprechenden Seezielflugkörper auch gleich von Land aus starten. Auf der Langstrecke wird es interessanter. Seefernaufklärer braucht man eher zu U-Boot- Jagd. Natürlich gibt es Bombertypen, die Aufklärern umgerüstet werden - die Tu-95 ist so ein Fall. Will man allerdings über große Distanzen hinweg auch Überwasserschiffe angreifen können, kommt man um einen Bomber nicht herum.
Und in welchen Einsatzräumen ist das von Relevanz, und wie hoch ist das tatsächliche Einsatzpotenzial? Da ist mir jedenfalls eine entsprechend größere Flotte an Seefernaufklärern mit Einsatzmöglichkeiten für AShM ergänzt mit entsprechenden unbemannten Mustern lieber.
Zitat:Zum Stealth-Flugzeug: Airbus hat noch nie ein funktionstüchtiges Mehrzweck-Stealth Flugzeug gebaut. Wenn wir ehrlich sind, hat Airbus auch noch nie ein erfolgreiches Mehrzweckflugzeug gebaut, sondern bestenfalls einen ganz brauchbaren, bei seiner Einführung aber (gegenüber der F-22) bereits veralteten Jäger, dem man mühsam ein wenig "Mehrzweck" beizubringen versucht. Was sie allerdings sehr gut bauen können, sind große zivile Flugzeuge. Daher meine Bomber-Idee in der Hoffnung, dass sie zumindestens das Flugzeug einigermaßen zeitnah hinbekommen würden - die Munition ist ja größtenteils schon da.
Naja, Airbus ist ja ein Kind vieler Väter, von denen einige durchaus auch Erfahrung mit der Entwicklung von Stealth-Technologien haben (wenn auch nicht von deren Umsetzung). Darüber hinaus gibt es ja auch weitere Know-How in Europa, das in betreffende Bereiche noch tiefer geht. Die Amerikaner sind uns zwar voraus, dies aber vor allem auf praktischer Ebene. Wie gesagt, technologisch halte ich vieles für möglich, politisch wird es eher zum Problem, weil die finanziellen Aspekte (und da sind wir aufgrund des kleineren Kernmarktes so oder so im Nachteil) genauso wie die wirtschaftspolitischen Vereinbarungen Hürden darstellen, die in der jetzigen Struktur nicht zu überwinden sind. Darunter leidet auch Airbus als Unternehmen, wie andere auch.
An meiner Meinung zum Thema Bomber auf Zivilflugzeugbasis ändert das aber nichts. Ein Muster möglichst nahe an bestehenden Maschinen ergibt für mich keinen Sinn, und über ein spezialisiertes Flugzeug, dass nur systemseitig an den Großflugzeugen angelehnt ist, mag zwar (auf europäischer Ebene) sinnvoller sein, bietet aber auch nur wieder begrenzte Vorteile bei der Technologieübertragung, so dass es zumindest mal keinen hervorzuhebenen Vorteil gäbe. Für die deutsche Luftwaffe, um die es ja hier im Thema geht, ist aber die eine wie die andere Lösung unrealistisch in jeder Beziehung