12.05.2017, 19:44
Zitat:Noch rigoroser will Duterte wohl gegen die Abu Sayaf vorgehen, die inzwischen dem IS die Treue geschworen haben sollen. Angeblich will Duterte von jedem Terroristen, der sich nicht den Behörden ergibt, die komplette Familie töten lassen. Da schreien die Menschenrechtler natürlich auf. Aber die Drohung soll wohl schon Wirkung gezeigt haben.Naja, ich denke, sie würden hier sehr wohl berechtigterweise aufschreien, denn eine solche Vorgehensweise ("Sippenhaftung") ist durch nichts zu rechtfertigen und verstößt gegen alle elementaren Rechte. Es ist vielmehr die "klassische" Vorgehensweise von totalitären Systemen, womit sich also Duterte endgültig von allen demokratischen und rechtsstaatlichen Prinzipien entfernen würde (was er sowieso schon sehr weit getan hat). Wenn man denn die Sache also rigoros betrachten würde, wäre er nämlich jetzt schon ein Fall für den Internationalen Strafgerichtshof.
Was nun die Abu Sayyaf betrifft, so wäre eine solche Vorgehensweise zudem kontraproduktiv. Wie viele Mitglieder hat diese Gruppe? Es gibt nur Schätzungen, aber diese schwanken zwischen einem harten Kern von 200 bis maximal 400 Mitgliedern, die sich aber meist im Dschungel verstecken müssen, und vielleicht 2.000 Sympathisanten. Die Zahl der Mitglieder dieser Gruppe hat sich zudem seit dem Jahr 2000 verringert (auch hier gibt es nur Schätzwerte, manche Analysten sagen aber, dass die Gruppe bis zu 50% an Stärke verloren hat). Und dies lag auch daran, dass diese Bande sich seit grob zehn Jahren eher auf Geiselnahmen, Raubüberfälle und Lösegeldforderungen als auf den eigentlichen (vorgeschobenen) "heiligen Krieg" und den "Befreiungskampf" konzentrierte, was bei vielen gläubigen Muslimen der Südphilippinen, die durchaus teils mit Unterdrückung bzw. Benachteiligungen zu kämpfen haben, ein saures Aufstoßen von Magensaft bewirkte. Kurzum: Der Abu Sayyaf sah und sieht seiner langsamen Agonie entgegen.
Soll man also nun die Südphilippinen (namentlich den wunderschönen Sulu-Archipel) mit einer staatlich sanktionierten Terrorkampagne überziehen, wahllos zigtausende Personen massakrieren, weil vielleicht jemand aus der Familie XYZ ein Sympathisant von Abu Sayyaf ist oder war, was den Terroristen erst richtig die Menschen wieder in die Arme treiben würde? Soll man also so einer Terrorgruppe, die seit Jahren eh auf dem absteigenden Ast sich befindet, die in der Bedeutungslosigkeit zu versumpfen droht und die deswegen sich öffentlich-medial beim IS anbiedert (fast schon nach dem verzweifelten Motto: "Huhu, schaut mal her, wir sind auch noch da!"), mit so einer Aktion den Rücken wieder stärken und zugleich die Südphilippinen, vielleicht sogar ganz Mindanao, in ein bürgerkriegsähnliches Schlachthaus verwandeln?
Man müsste ja bekloppt sein.
Schneemann.