07.05.2017, 18:27
Zitat:Palästinensergruppe Hamas wählt nach Kurskorrektur Hanijeh zum Chefhttp://de.reuters.com/article/nahost-ham...EKBN1830HR
Die radikale Palästinenserorganisation Hamas hat wenige Tage nach ihrer Kursänderung gegenüber Israel Ismail Hanijeh zu ihrem neuen Chef gewählt.
Der in Gaza geborene 54-Jährige löse den langjährigen politischen Anführer Chaled Meschal nach Ende seiner Amtszeit ab, sagte ein Hamas-Sprecher der Nachrichtenagentur Reuters am Samstag. Hanijeh war bereits Stellvertreter des in Katar ansässigen Hamas-Chefs und hatte nach den von der Hamas gewonnenen Wahlen 2006 das Amt des palästinensischen Ministerpräsidenten inne. [...]
Erst vor wenigen Tagen war die radikalislamische Hamas von ihrem harten Kurs gegenüber Israel abgerückt. In einem Dokument zur politischen Ausrichtung wurde der Aufruf zur Zerstörung Israels fallengelassen. Allerdings weigert sich die Hamas weiter, das Existenzrecht Israels anzuerkennen. Zugleich kündigte die Hamas aber das Bündnis mit der islamistischen Muslimbruderschaft auf. Die Erklärung zielt darauf ab, die Beziehungen der Hamas zu den westlichen Ländern sowie den Golfstaaten und Ägypten zu verbessern. Die israelische Regierung wies das Papier als Täuschungsmanöver zurück.
Die ganze Geschichte kann i. d. T. ein Täuschungsversuch sein, aber wenn man sich anschaut, wie verbissen die Hamas bislang an ihrem Kurs festhielt, so ist diese öffentliche Bekanntmachung fast schon bemerkenswert - und anscheinend weiß sie wirklich nicht mehr so recht, was sie machen soll. Angesichts von syrischem Bürgerkrieg und dem weltweiten Terror von irrlichternden Radikalengruppen ist es ja durchaus schon so, dass die Hamas, die bislang in ihrer Haltung gegenüber Israel immer auf Medienwirksamkeit bedacht war, mehr und mehr in die Rolle eines zwar eifernden, aber zunehmend obsolet werdenden Fundamentalisten-Mauerblümchens gerückt war.
Dazu kommt, dass einem die Verbündeten ziemlich abhanden gekommen sind: Die Muslimbrüder in Ägypten sind kaltgestellt, in Syrien spielen sie kaum mehr eine Rolle bzw. wurden zwischen Assad und IS & Co. quasi zerrieben, die ganzen IS-Ableger interessieren sich für Gaza eigentlich überhaupt nicht und die Hisbollah im Libanon sowie der Iran haben derweilen in Syrien (und auch im Jemen) alle Hände voll zu tun - und die Teheraner Anti-Israel-Agitation wegen Gaza hatte auch in den letzten Jahren merklich nachgelassen, allenfalls war sie noch eine gelegentliche Pflichtübung für die hinteren Spalten. Und selbst die Türkei, die sich gerne als Unterstützer der Palästinensersache profiliert hatte, hat aktuell gravierende eigene Probleme und verliert über das leidige Thema ebenso kaum mehr Worte.
Es drohte also der Hamas schlicht das Versumpfen in der Bedeutungslosigkeit; ein Schicksal, das die Palästinenser, egal ob nun radikal oder nicht, seit den 1970er Jahren im "arabisch-nahöstlichen Bewusstsein" immer wieder ereilt hat. Die Zeit für einen Kurswechsel bei der offenkundig Kreide fressenden Hamas hin zu diplomatischeren Avancen könnte also angebracht sein - und vielleicht ist dies auch der Hintergrund...
Schneemann.