Raketenartillerie
#33
@ Quintus

Zitat: Die Funktion ist schon ein wenig anders, echte Hardkillsysteme arbeiten viel näher am Panzer und können auch Schüsse aus kürzerer Distanz abwehren. Ein entsprechender Raketenträger könnte im weiteren auch die Schützenpanzer "von weiter hinten" mit abdecken

Na umso besser - je größer die Distanz zur gegnerischen Waffe ist, desto eher könnte auch die abgesessene Infanterie geschützt werden. Ob das dann vom Schützenpanzer aus geschieht oder von anderen Plattformen ist weniger wichtig.

Zitat: Modularität ist etwas was sich in der Theorie gut anhört, aber in der Praxis nur eine geringe Relevanz hat. Tatsächlich wird die Modularität im Echt-Einsatz so gut wie gar nicht genutzt und das wirft die Frage auf, wofür man sie dann mit teurem Geld bereit stellt. Das ständige Streben nach Modularität ist meiner Meinung nach vor allem auch eine Modeerscheinung welche begrenzten Haushalten und den daraus erfolgenden Zielsetzungen geschuldet ist, weniger aber praktischen Anforderungen.

Modularität heißt in erster Linie: Man hat Optionen offen. Je mehr Optionen im Zweifel vorhanden sind, desto mehr Lösungswege für bestimmte Probleme stehen offen. Es ist eine Frage der Ausbildung und der gewählten Vorgehensweise, wie und welche dieser Lösungswege ausgewählt werden.
Gerade bei schweren Gefechtsverlusten ist es zudem meiner Meinung nach das Geld durchaus wert, das bestimmte Fähigkeiten wenigstens Ansatzweise von anderen Fahrzeugen bzw. Einheiten mit übernommen werden können, was durch Modularität erheblich erleichtert wird. Ich erinnere nur daran, das Panzerfahrzeuge im Gefecht extrem oft ausfallen, ohne das sie völlig zerstört werden. Einen modular bewaffneten Panzer kann man in diesem Fall wesentlich leichter "ausschlachten" (falls sich die Reparatur nicht mehr lohnt) und die noch funktionierende Waffe noch im Feld weiterverwenden.

@ Wodan

Die Idee eines Raketenträgers finde ich hervorragend, nur würde ich bei näherer Überlegung von der Idee eines VLS abweichen:
Ein westliches VLS startet die Raketen in der Regel (bis auf bei U-Booten) direkt aus der Röhre nach oben. Bei größeren Raketen muss man damit rechnen, dass das Werferfahrzeug geradezu gegrillt wird, die Röhren müssen isoliert werden und/oder können nur ein mal verwendet werden - alles nicht gerade Ideal. Eine Lösungsmöglichkeit wäre, das Werferfahrzeug mit einem "Gitterboden" zu versehen, aus denen die Abgasstrahlen der Raketen in den Boden entweichen können, aber das schränkt die Verwendung doch sehr ein - jede Schützenmine am Boden würde gleich den ganzen Werfer in die Luft jagen.
"Östliche" VLS starten die Raketen hingegen "Kalt", schleudern die Raketen also erst aus dem Rohr, der Raketenmotor startet in der Luft. Auf See ist das prima, schließlich gibt's da keine Hindernisse in der Luft. Aber in einem Wald? Wäre schon blöd, wenn die Rakete am nächstbesten Ast abprallt und dann auf den Werfer zurückfällt, denn so stark ist die Ausstoßladung vermutlich nicht, das sie die Rakete gleich durch alle Hindernisse (so ein 15-cm-Ast ist schon recht stabil) durschschießen kann (letzteres dürfte ihr außerdem nicht gut bekommen). Außerdem muss man dann entweder ein "Schleudersystem" in den Werfer einbauen bzw. extra Gaspatronen laden.

Beide Startmethoden haben für kürzere Distanzen außerdem den Nachteil, das die senkrecht gestartete Rakete sich erstmal aufs Ziel ausrichten muss. Das erfordert entweder hohe Manövrierfähigkeit oder kostet Reichweite und (zu vernachlässigende) Zeit.

Ich würde daher - je nach Rakete - andere Startsysteme bevorzugen:
a) den "normalen" Mehrfachwerfer, den man inklusive Hydraulik auf das Werferfahrzeug setzt - beim Boxer z.B. auf das Dach, bei einem mehrteiligen Fahrzeug dann halt als Ersatz für die Karosserie des Werferfahrzeugs. Im Grunde also ein verkleinerter MARS-Werfer.
b) Ein Startsystem, bei dem immer nur eine oder zwei Raketen auf mal gestartet werden, entweder über ein Revolvermagazin, bei dem für den Schuss immer nur eine Kammer aus dem Fahrzeug gehoben wird, oder aber ein Einzel-bzw. Doppelstarter, der gleichfalls hydraulisch über das Dach kommt und dann per Autolader aufmunitioniert wird - eine Art hypermoderner Jaguar-Raketenjagdpanzer also.

Vorteil: Man kann sowohl NLOS als auch LOS wirken, ohne Reichweite zu vergeuden, das System ist einfacher zu warten und neu zu beladen und auch im Wald operieren.
Nachteil: Man ist je nach Konstruktion etwas Reaktionsträger und kann nicht so gut in die Luft wirken.

Allgemein zur (Raketen)-Artillerie:
Die Amerikaner machen sich offenbar Sorgen darüber, dass die Russen die Hauptquartiere ihrer Divisionen und Brigaden aufgrund ihrer zahllosen Datenverbindungen aufspüren und per Langstreckenbeschuss zerstören können... derzeit sei so ein Stab "a big target".

<!-- m --><a class="postlink" href="http://breakingdefense.com/2016/04/milley-shrink-big-target-hqs-as-russia-outguns-us/">http://breakingdefense.com/2016/04/mill ... utguns-us/</a><!-- m -->

D.h. entweder, der Stab gräbt sich ein, oder er bleibt außerhalb der Reichweite feindlicher Artillerie - also sicherheitshalber so etwa 150 Kilometer (zukünftig eher 200 Kilometer) hinter der Front. Die Amerikaner überlegen sogar schon, die Distanz weit größer werden zu lassen:
Zitat: One way to square this circle, Milley said, is “reach-back.” Leave a lot of the HQ staff back in the US, sending and receiving the intel data via global networks, with a small command element actually in the combat zone


Die Einfachste Lösung für dieses Problem wäre natürlich "Auftragstaktik" und "Führen von der Front", beides hat sich gerade für den gepanzerten Bewegungskrieg sowohl im WK.II (primär auf deutscher Seite) als auch in den israelisch-arabischen Kriegen auf israelischer Seite bewährt.

Sollten sich die Amerikaner hingegen für die Rückverlagerung der Stäbe entscheiden, so könnte diese Datenverbindung noch immer gehackt oder anderweitig unterbrochen werden, und die bloße Existenz der ELOKA-Einheiten und Raketenartillerie würde den Russen bereits extreme Vorteile geben, sollten die Amerikaner (bzw. die ganze NATO) ihre Truppen nicht darauf vorbereiten, einfach mal ganz ohne den Stab auszukommen...
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Raketenartillerie - von Quintus Fabius - 13.03.2015, 14:26
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