Terroranschläge in Paris
#6
Die ganze Geschichte ist eine Tragödie, aber eine, die abzusehen war (bereits im Juli haben französische Dienste ja vor größeren Anschlägen gewarnt und in Marseille auch einen verhindert). Und ich befürchte, dass es nicht der letzte Anschlag dieser Art in Europa gewesen war. Wichtig dürfte nun sein, dass wir uns mit Frankreich vertieft solidarisch zeigen und jede Art der Unterstützung anbieten. Europa muss gegenüber dieser Bedrohung zusammenstehen.

Ich schätze zudem mal, dass die Anschläge durch islamistische Heimkehrer aus dem Nahen Osten verübt wurden (was nun reine Spekulation meinerseits ist), wobei ein gewisser Teil an finanzieller Logistik möglicherweise aus dem Ausland mitkam. Allerdings ist dieses Drama, trotz der horrenden Zahl der Opfer, keine allzu große logistische Sache. Man bedenke: An drei Punkten der Stadt wurden "nur" Bomben gezündet (vor dem Stade de France, wo ja das Länderspiel stattfand), wobei vermutlich drei Attentäter selbst umkamen, an fünf anderen Punkten - die indessen eng beeinander lagen - haben die mutmaßlich fünf restlichen Terroristen relativ planlos um sich geschossen, um möglichst viele Unschuldige zu treffen. Dabei haben sie die Masse der Opfer (über 100?) bei diesem Anschlag durch die Geiselnahmen und durch die gezielte Massenexekution von Geiseln im Konzerthaus Bataclan verursacht (erinnert ein wenig an die Vorgehensweise der Terroristen im Moskauer Dubrowka-Theater 2002). Sie haben sich also einen Punkt herausgesucht, wo einfach viele Menschen auf engem Raum beieinander waren und welchen sie gut kontrollieren bzw. zumindest überschauen konnten.

D. h.: Trotz aller Schrecklichkeit des Anschlags braucht es keine allzu große Logistik hierzu. Die Terroristen haben mit einer sehr kleinen Zahl an Tätern an gut besuchten "hot spots" so viele Opfer wie möglich verursachen wollen. Genau genommen braucht man also nur ein Dutzend fanatisierte Täter und eine winzige Handvoll Finanziers und Drahtzieher.

Wichtig dürfte nun sein, dass diese Tat die Europäer zunehmend eint und auch endlich zu einem geeinten Vorgehen, ja zu einem einheitlichen, gemeinsamen politischen Denken veranlasst, ohne dass man die Grundzüge der Demokratie, des Humanismus und der Freiheit aushebelt (was in den USA nach dem 11. September ja teils geschah, wenn man an manche CIA-Aktion denkt). Damit meine ich zudem nicht gleich einen gemeinsamen Krieg - ich neige nicht dazu, nach Krieg zu rufen (man kann Kriege leichter herbeireden als man sie verhindern oder dann wieder eindämmen könnte) -, aber eine gemeinsame Planung und vor allem eine gemeinsame gefestigte Überzeugung und "Psyche".

Peter Scholl-Latour, den ich sehr schätzte und der letztes Jahr verstorben ist, meinte einmal, dass der Terror in jedem Falle uns irgendwann erreichen wird (zumindest in dieser aktuellen historischen Phase zeitweilig, womit er natürlich den nahöstlichen Umbruch und seine Folgen meinte), und dass man sich infolgedessen einerseits "grimmige Entschlossenheit, Opferbereitschaft und stoische Härte" aneignen müsste, aber auch andererseits die gemeinsamen humanistischen und demokratischen Ideale Kerneuropas verinnerlichen und vertiefen sollte. Und wenn wir dies schaffen, haben die Terroristen sowieso schon verloren.

Schneemann.
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