17.08.2015, 08:34
@Shahab3
Schneemann.
Zitat: Heute führen und beraten iranische Generäle die irakischen Streitkräfte, kontrollieren de facto militärisch weite Teile der Region, iranische Truppen kontrollieren den Persischen Golf. Das Land ist quasi schuldenfrei. Wer auch immer der iranischen (Armee-)Führung eine Niederlage oder eine Fehlplanung einreden will, scheint irgendwas nicht ganz verstanden zu haben.Eine Niederlage möchte ich der iranischen Führung sicher nicht einreden, aber ich denke doch, dass man so optimistisch, wie du es hier darstellst, es auch nicht sehen kann: Genau genommen hat die iranische Führung nichts falsch gemacht, sie hat eher geschickt abgewartet; die gegenwärtigen Einflussoptionen sind ihr auch nicht durch eigene Tätigkeit oder Genialität zugefallen, sondern durch ausländische Interventionen. Die heutige Einflussnahme im Irak wurde dem Iran genau genommen erst möglich, nachdem die USA 2003 Saddam stürzten, zuvor waren die Schiiten des Irak eine weitgehend unterdrückte Minderheit und die Einflussmöglichkeiten des Iran tendierten gegen Null. Das haben Fachleute schon vor "Iraqi Freedom" vorausgesagt, aber Bush jr. hat es ignoriert - sicher zur Freude einiger Teheraner Strategen...
Zitat:Die Iraner sind doch schon lange bei Assad. Sie waren auch gleich nach 2003 im Irak und haben den Widerstand gegen die Briten und Amerikaner sowie die Ausbildung der schiitischen Milizen während der Besatzung koordiniert.Das ist ein wenig Wunschdenken. Die Schiiten im Irak haben sich nach der US-Invasion erst einmal sehr zurückgehalten, weil in den ersten ein, zwei Jahren nach dem Sturz Saddams es noch nicht ersichtlich war, wie der politische Hase laufen wird. Zudem haben die irakischen Mullahs - etwa Muktada al-Sadr - sich doch zunächst sehr darüber gefreut, dass die verhassten US-Truppen sich in Scharmützeln mit sunnitischen Extremisten herumgeschlagen haben, hat man doch damit quasi zwei bzw. drei Klappen zugleich geschlagen: 1.) wurden die sunnitischen "Erzfeinde", die ansonsten vermutlich schon früher auf die Schiiten losgegangen wären, so von den USA bekämpft, 2.) hat dies wiederum die Besatzungsmacht abgelenkt und zermürbt und zudem 3.) konnte man in Ruhe eigene Milizen formieren, ohne groß gestört zu werden.
Zitat: Dass Afghanen, Jemeniten und Iraker an ihrer Seite kämpfen ist eine Fähigkeit und kein Zeichen von Schwäche.Diese kämpfen nur i. d. R. eher für sich, nicht für die Iraner. Die schiitischen Irakis wollen sich den IS vom Leib halten, die Jemeniten sind eher noch in stammeskultureller Identität gefangen als in einer Anlehnung an Teheran - auch wenn man die iranische Unterstützung gegen die saudisch geführte Intervention natürlich gerne in Anspruch nimmt - und die Afghanen (genauer die Hazaras), die ansonsten in Iran wenig beliebt sind wegen angeblicher und tatsächlicher Drogengeschäfte, werden eher gepresst als gewonnen nach dem Motto: "Gefängnis in Iran oder Kampf für Assad!". Man sollte sich insofern nicht täuschen lassen und dies als großen gemeinsamen brüderlichen Kampf ansehen. Sobald sich die Lage wieder entspannt, wird von diesen Kampfbündnissen nicht mehr viel bestehen bleiben...
Schneemann.