10.05.2015, 09:40
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.marineforum.info/Wochenschau/wochenschau.html">http://www.marineforum.info/Wochenschau ... schau.html</a><!-- m -->
Zitat:...das mit den Treibminen würde ich eher der ISIS zutrauen, die im Jemen mit den Angriffen auf die Huthi entlastet und gestärkt wird.
Der Bürgerkrieg im Jemen geht unvermindert weiter; zugleich verschärft sich die humanitäre Lage im Land.
Die Houthi-Rebellen lehnen die Resolution des UN Sicherheitsrates (14. April) als „Legitimierung der saudi-arabisch-amerikanischen Aggression“ ab und setzen im Gegenteil ihre Offensive im Süden des Jemen fort. Am 7. Mai sollen sie „den größten Teil Adens“ unter ihre Kontrolle gebracht haben. Zuvor hatte Saudi Arabien ein kleines (50 Mann) Kontingent „in Saudi Arabien ausgebildeter jemenitischer Kommandotruppen“ nach Aden gebracht. Die vermutlich von Kriegsschiffen an Land gesetzten Soldaten sollten „den Flugplatz von Aden sichern und damit humanitäre Hilfe ermöglichen“. Diese Mission ist offenbar gescheitert.
Zugleich mehren sich Berichte über Houthi-Artilleriefeuer nach Saudi Arabien hinein. Dies, sowie die Tatsache, dass Luftoperationen der saudi-arabisch geführten Koalition die Houthis nicht entscheidend schwächen konnten, macht eine saudi-arabisch geführte Bodenoffensive zunehmend wahrscheinlich. Zunächst aber bombardieren die Luftwaffen Saudi-Arabiens, der Mitgliedstaaten des Golf-Kooperationsrates (GCC) sowie Ägyptens, Sudans, Jordaniens und Marokkos im Rahmen der Operation "Restoring Hope“ weiterhin Houthi-Positionen. Die USA unterstützen dabei mit Lagebildinformationen und logistischen Maßnahmen.
Neben der Destabilisierung der Region durch ein dem Iran nahe stehendes, schiitisches Houthi-Regime droht auch eine Erstarkung des jemenitischen „Ablegers“ der internationalen Terrororganisation Al-Kaida. Tatsächlich haben Al-Kaida Kräfte an der Küste des Golfs von Aden die Häfen von Mukallah und Ash Shihr sowie den Flugplatz Riyan und ein Öl-Terminal unter Kontrolle gebracht. Saudi-Arabien soll in einer stillschweigenden Übereinkunft Al-Kaida bisher „gewähren lassen“; einzig die USA bekämpfen diese (mit Drohnen).
Der mit den Houthi-Rebellen sympathisierende Iran schließt „eine militärische Intervention aus“, unterstreicht aber nachdrücklich, man werde „seine strategischen Interessen im Jemen nicht fremden Interessen opfern“. Wie schon seit Jahren (nachweislich seit 2009) wird der Iran bemüht bleiben, die Rebellen mit verdeckter Lieferung von Waffen und Munition und „Militärberatern“ zu unterstützen. Zurzeit operiert im Golf von Aden und der Meerenge des Bab el-Mandeb die 34. Einsatzgruppe der iranischen Marine (Fregatte ALBORZ, Versorger BUSHEER), „schützt dort iranische Handelsschiffe vor Piraten“. Am 5. Mai soll der „Zerstörer“ ALBORZ - so staatliche iranische Medien - den US Zerstörer WINSTON S CHURCHILL scharf gewarnt haben, sich dichter als 5 Seemeilen zu nähern; dieser habe auch sofort abgedreht. Diese Meldung zur „Überlegenheit der iranischen Marine“ war wohl für die eigene Bevölkerung gedacht; die US Navy mag sie jedenfalls nicht bestätigen.
Im Jemen spitzt sich die Versorgungslage weiter zu. Das Land muss mehr als 90 Prozent seiner Lebensmittel (darunter fast alles Getreide) importieren, aber kaum ein Frachter und Tanker erhält derzeit eine Einlaufgenehmigung für jemenitische Häfen, die überdies auch immer wieder unter Beschuss geraten. Kritisch wird vor allem die Versorgung mit Kraftstoff; ohne bald eintreffende Lieferungen können auch internationale humanitäre Organisationen schon in wenigen Tagen keine Hilfsgüter mehr verteilen. Der UNHCR befürchtet überdies eine Flüchtlingswelle; bis zu 130.000 Menschen könnten in kleinen Booten die Flucht über den Golf von Aden nach Dschibuti, Somalia und Puntland versuchen. Bisher wurden etwa 4.000 Flüchtlinge registriert.
Saudi-arabische und ägyptische Marineeinheiten setzen ihre Blockade aller jemenitischen Häfen konsequent durch. Ägypten hat am 4. Mai das Mandat für die eingesetzten Streitkräfte auf drei Monate verlängert. Eine schnelle – politische – Lösung wird offensichtlich nicht erwartet. Welche saudi-arabischen und ägyptischen Kriegsschiffe vor dem Jemen und in der strategischen Meerenge des Bab el-Mandeb im Einsatz sind, bleibt unklar. Beide Länder halten sich wie im arabischen Raum allgemein üblich mit Detailinformationen sehr zurück. Aufgrund der Dauer des Einsatzes ist von größeren Einheiten (Fregatten, Korvetten) auszugehen. In Aden nehmen sie zur Unterstützung örtlicher Milizen durch „Naval Gunfire Support“ gelegentlich Houthi-Stellungen an Land von See her unter Artilleriefeuer.
Die US Navy ist im Golf von Aden und bis ins südliche Rote Meer mit den zur ROOSEVELT Carrier Strike Group gehörenden Zerstörern FORREST SHERMAN und WINSTON S CHURCHILL sowie zwei Schiffen der IWO JIMA Amphibious Ready Group (amphibischer Träger IWO JIMA, Docklandungsschiff NEW YORK) präsent. Das dritte Schiff der IWO JIMA ARG, das Docklandungsschiff FORT McHENRY nimmt vor Aqaba (Jordanien) an der Großübung „Eager Lion“ teil (s.d.).
Mit der geostrategischen Lage des Jemen an der Meerenge des Bab el-Mandeb hat der Konflikt hat zwangsläufig auch eine internationale maritime Dimension. Zwar haben die Houthi-Rebellen zugesichert, den internationalen Seeverkehr nicht zu beeinträchtigen, aber von Inseln in der Meerenge und von der jemenitischen Küste könnten sie mit schweren Waffen den Bab el-Mandeb effektiv abdecken.
Auch (heimliches) Ausbringen von Treibminen könnte den Seeverkehr durch die strategische Meerenge empfindlich beeinträchtigen. In der Meerenge patrouilliert denn neben Einheiten der ägyptischen und saudischen Marinen auch ein multinationaler Minenabwehrverband mit den amerikanischen Hochseeminensuchern DEXTROUS und SENTRY, dem französischen Minenjagdboot AIGLE, sowie zwei Minenjagdbooten der britischen Royal Navy.