03.04.2015, 14:29
Schneemann schrieb:@triangolum
Zitat:Ich verstehe das deine Sicht der Dinge nur ist diese schlicht falsch.Gut. Das ist schon einmal ein wenig "konstruktiver" Einstieg in einen Dialog... :wink:
Zitat:Du nimmst ein paar jubelnde Menschen in der Hauptstadt und unterstellst das es Konsens ist in der iranischen Gesellschaft sich dem Westen zu beugen? Du kennst den Iran nicht. Du kennst weder dessen Philosophie noch dessen Entwicklung. Du kennst dessen Prinzipien nicht und auch nicht dessen Grundauffassung.Okay, welchen Iran meinst du dann? Die jubelnden Menschen auf der Straße, die übrigens eher der Oberschicht zuzurechnen sind? Oder die iranische Regierung, die den jetzigen Deal als offenkundige Nichterpressung und eher als vorteilhaft darstellt? Oder die ganzen kleineren und größeren Geschäftemacher (bis hin zu den Revolutionsgarden), die sich schon auf Geld freuen, weil ausländische Investoren, auch Amerikaner, schon wartend dastehen und das Ende der Sanktionen herbeisehnen, weil man dann endlich wieder Geschäfte mit Iran machen kann? Oder meinst du nun die wirklichen religiösen Hardliner (aber die können ja kein Maßstab sein)?
Zitat:Frage Dich doch einfach mal warum der Ex Präsident so enormen Zulauf an Menschen verursacht egal ob in seinem Land oder im Ausland?Falls du Ahmadinedschad meinen solltest, so sei daran erinnert, dass er zwar bei der ländlichen Bevölkerung durchaus beliebt war, aber in den Städten wesentlich weniger Resonanz hatte. Was du nun mit Beliebtheit im Ausland meinst, ist mir schleierhaft. An Ahmadinedschad-Jubelvereine neben dem hiesigen Kleintierzüchterverein in Mönchengladbach kann ich mich erinnern...
Zitat:Natürlich ist dieser im Westen der "Böse"Er hat sich durch seine Wortwahl und Rhethorik doch selbst ins Abseits der internationalen Gemeinschaft geschossen.
Zitat:Weil er nicht die Teilaufgabe der iranischen Souveränität zugelassen hätte wie jetzt.Auch die jetzige iranische Regierung betreibt keine Aufgabe von irgendeiner Souveränität, sie ist nur wesentlich ruhiger und diplomatischer und erreicht damit eher international Vorteile für das Land und die Menschen (was ja ihre Aufgabe sein sollte) als der lautstarke Vorgänger, der vllt. eher so tat, als wenn er dem Land helfe, der aber eher wirtschaftlich und politisch Bullshit gebaut hat (Isolation, Feindseligkeiten, Sanktionen, Korruption, Vetternwirtschaft, steigende Preise etc. - die Liste ist arg lang). D. h. nun nicht, dass ich der Regierung Rohani blind vertraue, sie betreibt sicherlich auch einen ureigenen nationalen Kurs, aber sie ist daran interessiert, eher leiser und zum Vorteil des Landes und der Menschen im diplomatischen Sinne zu handeln.
Zitat:Und natürlich wurde diese durch Erpressung in Form von Sanktionen und Militärischer Gewalt ermöglicht.Sage dies mal der aktuellen iranischen Regierung, die hüpft dir ins Gesicht. Zumindest war und ist man stolz darauf allen zu sagen, dass man sich weder wirtschaftlich noch militärisch einer Erpressung hingegeben bzw. einer solchen nachgegeben hat (s. meinen PressTV-Link oben).
Zitat:Das alles muss er nach dem Recht welches ihm nach der Unterzeichnung des Atomwaffensperrvertrages nicht. [...] Und ja, es gibt genügend Fachliteratur und Wortmeldungen von IAEA und Ex. IAEA Leuten die das deutlich machen.Einen Teil sicherlich, einen Teil aber auch nicht (Zentrifugenzahl etwa), da liegst du zugegebenermaßen richtig. Ich vermute indessen aber, dass dieses zusätzliche Entgegenkommen nicht wegen irgendwelchen Erpressungen zustande kam, sondern weil man in Iran einfach auch ein Interesse an einem Ausgleich in diesem ewigen Streit hatte.
Man hat zudem einige Sorgen in Nahost (schiitisch-sunnitischer Gegensatz, Syrien, Irak, Jemen) und beobachtet, wie sich zugleich das offizielle Washington doch ziemlich ziert, auf den Iran zuzugehen, obwohl es ihn eigentlich dringend braucht als Partner (mehr als die vakanten Saudis, da die USA zunehmend vom Golf-Öl unabhängiger werden). Da wollte man sicher auch einen Schritt entgegen gehen - und anscheinend mit Erfolg. Eine schnelle Freundschaft wird es sicher nicht gleich werden, aber man wollte auch nicht als kaltschultriger Paria dastehen. Zugleich hat man auch in Iran gemerkt, dass dieses Feindbild des "großen Satans USA" auf Dauer nicht wirklich konstruktiv und haltbar ist, auch in der eigenen Bevölkerung nicht.
Insofern: Es sind mehrere Faktoren in einem Puzzle, welches über lange Jahre durch gegenseitige Verteufelungen und Feindseligkeiten vergrößert und genährt wurde, und man hat bei dem jetzigen Kompromiss manche Stücke wohl wieder zusammengesetzt und den Sprung über den Schatten wagen wollen, in Teheran ebenso wie in Washington.
Schneemann.
Du siehst es weiterhin wie SPON. Das ist dein Standpunkt. Du verkennst jedoch das der Ex Präsident nicht nur im ländlichen Raum sondern auch in der Hauptstadt und allen größeren Städten eine sehr breite Basis hat. Diese ist heute noch viel größer wenn du dir die Umfragen anschaust. Er war übrigens Bürgermeister der Hauptstadt. Er war eher der "Reformer" als alle vor ihm und auch der und die welche nach ihm jetzt handeln. Auch das muss du zur Kenntnis nehmen.
Natürlich hat er aus der Not heraus das Bildungsprogramm massiv Ausgebaut damit nicht junge Leute massiv auf der Straße stehen. Er hat zudem für die Rechte der Frauen, besonders in Familie und Bildung, mehr getan als alle vor ihm. In der Wirtschaft hat er trotz Sanktionen den Iran massiv Unabhängiger gemacht. Siehe Stahl und Schwerindustrie, siehe Schiffbau, siehe Eisenbahn, siehe Benzin und Raffinerien. Vom Importeur für Benzin und Öl Erzeugnisse zum Exporteur. Das selbe im Energiesektor.
Du unterstellst der jetzigen Regierung sie wäre diplomatischer. Das mag zwar auf dem Blick mit dem Westen zutreffen aber der Iran war zuvor unter dem Ex. in Sachen Blockfreie Staaten und anderes viel Erfolgreicher in der Sache Diplomatie und Auslandspolitik. Genau das ist es doch was der Iran gerade wieder langsam aufgibt.
Diese Regierung, welche zum großen Teil, auch noch im Auslands studierte und eher einer Exil Regierung gleicht als eine aus dem eigenen Land ist überhaupt nicht gut in der Innenpolitik. Ja, für den "Westen" mag es eine sehr gute Sache sein und die iranische Regierung kann es nun Innenpolitisch gut verkaufen. Wenn alles gut klappt. Aber: Aufgabe von Souveränen Rechten und das mit massiven Sanktionen welche zum großen Teil schlicht von der UN Charta verboten sind sind nichts anderes als Erpressung. Es mag Dir genehm sein aber das ist nicht mein Standpunkt und wenn ich den Iran seit 1990 kenne und verfolge muss ich sagen das es eine Art Politik aus dem innen heraus war sich nicht solchen Erpressungen zu beugen. Diese Politik machte den Iran seit mehr als 20 Jahren aus.
Fängt er einmal mit dem Nachgeben an wird es immer und immer wieder solche "Datelines" geben. Das zeigt die Erfahrung. Diese Sanktionen werden ganz sicher nicht lange, wenn überhaupt, außer Kraft sein. Und selbst wenn doch für etwas länger wird der Iran früher oder später platt gemacht wenn er sich nicht in den westlichen Machtbereich eingliedert und unterwirft. Wenn Du meinst das dies nicht so ist, dann ist das dein gutes Recht. Die Erfahrung ist jedoch eine ganz andere. Es wird Auswirkungen auf Syrien, Libanon, Irak und anderes haben. Da bin ich ganz sicher. Und die frage ist ob die Kräfte im Iran dies zulassen werden. Und wieder gebe es einen Grund das der Westen Aggressiver Auftritt. Das sehen wir in der Ukraine, das sehen wir überall wenn eine "willfährige" Regierung durch eine Souveräne Regierung ersetzt wird gibt es wieder Daumenschrauben.
Die USA sind ja nicht durch Rhetorik das Feindbild Nr. 1 im Iran. Das hat schließlich handfeste Gründe. Der Überfall des Iraks 1980 war die Idee, der Wunsch der USA. Sie wollten es, sie bekamen es. Die USA und der Westen unterstützten massiv den Irak. Die USA intervenierten sogar auf der Seite des Iraks. Ziviles Flugzeuge, Bohrplattformen, Kriegsschiffe... alles Opfers der USA. Von dem ganzen Handels und Wirtschaftskrieg bis heute, den Terroranschlägen, den Drohnen und Sabotage Akten mal ganz zu Schweigen. Als wenn das Feindbild USA völlig Absurd und nur einer Antikapitalistischen Ideologie entspringt.
Du kannst gerne wie SPON und die ARD und damit wie die Denkfabriken für Medien und Propaganda Made in USA das verkaufen aber das ist einfach unglaubwürdig in einem Sicherheitsforum.
Der Westen hat erreicht das diese Erpressungen und der Terror gestern zum Ziel führten und der Iran das erste Mal Teile seiner Souveränität aufgab. Und wer einmal den kleinen Finger gibt, einmal sich erpressen lässt... und das ist ja keine Plattitüde... der wird immer und immer weiter Erpresst bis er am Rande seiner Selbstaufgabe steht. Das zeigen all die Beispiele aus der Geschichte.