03.04.2015, 12:35
@triangolum
Man hat zudem einige Sorgen in Nahost (schiitisch-sunnitischer Gegensatz, Syrien, Irak, Jemen) und beobachtet, wie sich zugleich das offizielle Washington doch ziemlich ziert, auf den Iran zuzugehen, obwohl es ihn eigentlich dringend braucht als Partner (mehr als die vakanten Saudis, da die USA zunehmend vom Golf-Öl unabhängiger werden). Da wollte man sicher auch einen Schritt entgegen gehen - und anscheinend mit Erfolg. Eine schnelle Freundschaft wird es sicher nicht gleich werden, aber man wollte auch nicht als kaltschultriger Paria dastehen. Zugleich hat man auch in Iran gemerkt, dass dieses Feindbild des "großen Satans USA" auf Dauer nicht wirklich konstruktiv und haltbar ist, auch in der eigenen Bevölkerung nicht.
Insofern: Es sind mehrere Faktoren in einem Puzzle, welches über lange Jahre durch gegenseitige Verteufelungen und Feindseligkeiten vergrößert und genährt wurde, und man hat bei dem jetzigen Kompromiss manche Stücke wohl wieder zusammengesetzt und den Sprung über den Schatten wagen wollen, in Teheran ebenso wie in Washington.
Schneemann.
Zitat:Ich verstehe das deine Sicht der Dinge nur ist diese schlicht falsch.Gut. Das ist schon einmal ein wenig "konstruktiver" Einstieg in einen Dialog... :wink:
Zitat:Du nimmst ein paar jubelnde Menschen in der Hauptstadt und unterstellst das es Konsens ist in der iranischen Gesellschaft sich dem Westen zu beugen? Du kennst den Iran nicht. Du kennst weder dessen Philosophie noch dessen Entwicklung. Du kennst dessen Prinzipien nicht und auch nicht dessen Grundauffassung.Okay, welchen Iran meinst du dann? Die jubelnden Menschen auf der Straße, die übrigens eher der Oberschicht zuzurechnen sind? Oder die iranische Regierung, die den jetzigen Deal als offenkundige Nichterpressung und eher als vorteilhaft darstellt? Oder die ganzen kleineren und größeren Geschäftemacher (bis hin zu den Revolutionsgarden), die sich schon auf Geld freuen, weil ausländische Investoren, auch Amerikaner, schon wartend dastehen und das Ende der Sanktionen herbeisehnen, weil man dann endlich wieder Geschäfte mit Iran machen kann? Oder meinst du nun die wirklichen religiösen Hardliner (aber die können ja kein Maßstab sein)?
Zitat:Frage Dich doch einfach mal warum der Ex Präsident so enormen Zulauf an Menschen verursacht egal ob in seinem Land oder im Ausland?Falls du Ahmadinedschad meinen solltest, so sei daran erinnert, dass er zwar bei der ländlichen Bevölkerung durchaus beliebt war, aber in den Städten wesentlich weniger Resonanz hatte. Was du nun mit Beliebtheit im Ausland meinst, ist mir schleierhaft. An Ahmadinedschad-Jubelvereine neben dem hiesigen Kleintierzüchterverein in Mönchengladbach kann ich mich erinnern...
Zitat:Natürlich ist dieser im Westen der "Böse"Er hat sich durch seine Wortwahl und Rhethorik doch selbst ins Abseits der internationalen Gemeinschaft geschossen.
Zitat:Weil er nicht die Teilaufgabe der iranischen Souveränität zugelassen hätte wie jetzt.Auch die jetzige iranische Regierung betreibt keine Aufgabe von irgendeiner Souveränität, sie ist nur wesentlich ruhiger und diplomatischer und erreicht damit eher international Vorteile für das Land und die Menschen (was ja ihre Aufgabe sein sollte) als der lautstarke Vorgänger, der vllt. eher so tat, als wenn er dem Land helfe, der aber eher wirtschaftlich und politisch Bullshit gebaut hat (Isolation, Feindseligkeiten, Sanktionen, Korruption, Vetternwirtschaft, steigende Preise etc. - die Liste ist arg lang). D. h. nun nicht, dass ich der Regierung Rohani blind vertraue, sie betreibt sicherlich auch einen ureigenen nationalen Kurs, aber sie ist daran interessiert, eher leiser und zum Vorteil des Landes und der Menschen im diplomatischen Sinne zu handeln.
Zitat:Und natürlich wurde diese durch Erpressung in Form von Sanktionen und Militärischer Gewalt ermöglicht.Sage dies mal der aktuellen iranischen Regierung, die hüpft dir ins Gesicht. Zumindest war und ist man stolz darauf allen zu sagen, dass man sich weder wirtschaftlich noch militärisch einer Erpressung hingegeben bzw. einer solchen nachgegeben hat (s. meinen PressTV-Link oben).
Zitat:Das alles muss er nach dem Recht welches ihm nach der Unterzeichnung des Atomwaffensperrvertrages nicht. [...] Und ja, es gibt genügend Fachliteratur und Wortmeldungen von IAEA und Ex. IAEA Leuten die das deutlich machen.Einen Teil sicherlich, einen Teil aber auch nicht (Zentrifugenzahl etwa), da liegst du zugegebenermaßen richtig. Ich vermute indessen aber, dass dieses zusätzliche Entgegenkommen nicht wegen irgendwelchen Erpressungen zustande kam, sondern weil man in Iran einfach auch ein Interesse an einem Ausgleich in diesem ewigen Streit hatte.
Man hat zudem einige Sorgen in Nahost (schiitisch-sunnitischer Gegensatz, Syrien, Irak, Jemen) und beobachtet, wie sich zugleich das offizielle Washington doch ziemlich ziert, auf den Iran zuzugehen, obwohl es ihn eigentlich dringend braucht als Partner (mehr als die vakanten Saudis, da die USA zunehmend vom Golf-Öl unabhängiger werden). Da wollte man sicher auch einen Schritt entgegen gehen - und anscheinend mit Erfolg. Eine schnelle Freundschaft wird es sicher nicht gleich werden, aber man wollte auch nicht als kaltschultriger Paria dastehen. Zugleich hat man auch in Iran gemerkt, dass dieses Feindbild des "großen Satans USA" auf Dauer nicht wirklich konstruktiv und haltbar ist, auch in der eigenen Bevölkerung nicht.
Insofern: Es sind mehrere Faktoren in einem Puzzle, welches über lange Jahre durch gegenseitige Verteufelungen und Feindseligkeiten vergrößert und genährt wurde, und man hat bei dem jetzigen Kompromiss manche Stücke wohl wieder zusammengesetzt und den Sprung über den Schatten wagen wollen, in Teheran ebenso wie in Washington.
Schneemann.