(Waffe) LRASM - neue(r) Seeziel-Flugkörper für die US Navy
#42
Ich verstehe das Konzept: Jedes Schiff ein Kämpfer! Durchaus, und ich billige es vollkommen. Allerdings will mir die Notwendigkeit eigener, operativ ständig vom Träger getrennter Überwasser-Verbände nicht in den Kopf.

Für das von dir gezeigte Szenario: Kleiner chinesischer Verband gesichtet und sofort durch LRSAM versenkt ist so ein zweifellos geeignet. Allerdings sind hierfür mehrere Bedingungen notwendig:
1. Der Feindverband muss sich in Reichweite eines Burke-Verbands befinden. Das ist angesichts der Weiten des Pazifiks ziemliche Glückssache. Es kann sein, dass der Verband in Reichweite sein wird – es kann aber auch sein, das er gerade noch 200 Meilen außer Feuerreichweite herumdampft. Und dann ist ein Luftangriff schneller. Das ist eine Frage der Postierung, die sich beide Seiten ausrechnen können – wenn ich als Chinese z.B. weiß, das sich ein Burke-Verband innerhalb eines Radius von 100 Meilen um Okinawa oder Luzon befinden muss, um X zu unternehmen, dann kann ich prophylaktisch ein Kilo oder ein SSN hinschicken und ihn aufmischen.
2. Der Angriff muss außerordentlich dringlich sein. Dies dürfte bei einem kleinen chinesischen Verband nur dann notwendig werden, wenn die Gefahr besteht, dass er dem Trägerverband oder z.B. einem wichtigen Versorger zu nahe kommt. Bei ersterem gäbe es nur dann ein Risiko, wenn die Reichweite chinesischer Seezielflugkörper so groß anzusetzen ist, das man statt einer erfolgreiche Fernsicherung tatsächlich einen eigenen, weit entfernt operierenden Verband benötigt.
Ansonsten ist er keine aktive Bedrohung, man kann sich – je nach Kurs – ruhig zwei, drei, vier Stunden Zeit nehmen. So schnell sind Überwasserverbände ja auch nicht. Es verlangt ja niemand, die US Navy müsse China binnen drei Tagen vernichten können.
3. Der Gegnerische Verband muss einen Grund haben, in Reichweite zu kommen – und warum sollte ein chinesischer Überwasserverband von dieser geringen Größe so einen Vorstoß auf die Hohe See unternehmen, wo man doch mit der taiwanesischen Marine einen Gegner vor der Haustür hat? Mir fällt da eigentlich nur ein „zufällig“ vom Flottenbesuch heimkehrender Verband ein. Und der täte dann besser daran, seinen Gastbesuch noch um ein paar Wochen zu verlängern.
Zudem wir die von China aufgebaute „No-Entry-Zone“ für Überwasserschiffe der amerikanischen Marine zukünftig eher größer werden, was durch LRSAM nur teilweise ausgeglichen werden kann.

Dazu würde mich übrigens interessieren, ob die Chinesen neben Radargeräten auch eine Sonarkette o.ä. zur Fernaufklärung einsetzen können?

Zur Frage der SSN vs. SSK:
Die U212 haben garantiert nicht die Reichweite eines SSN, auch wenn mir die exakten Daten da fehlen. Die U216 werden für die Australier allerdings eine größere Reichweite bekommen. Die SSN sind schön und gut, wenn man sich mit russischen SSN unterm Ewigen (Bald verschwundenen) Eis Duelle liefern muss, wenn man aber gegen China argumentiert (und dagegen richtet sich die Navy ja zusehends), dann hat man hunderte Punkte in amerikanischem, japanischen, phillipinischen und Südkoreanischem Besitz, an denen man Problemlos U-Boot-Bunker bauen kann.
Und selbst die vernetzte Kriegsführung mit LRSAM könnte man mit den U212/U216 spielen, wenn man denn unbedingt will. Die gute alte Rudeltaktik funktioniert noch immer, nur das sich ein U212 mit ausgefahrenem Funkmast längst nicht so sehr exponiert wie eine Burke


Zur Verteidigung Taiwans:
Ich bin schon was ein militärisches Eingreifen angeht sehr skeptisch. Wenn die Amerikaner die Verteidigung von Nationalchina so ernst nehmen würden wie z.B. die Verteidigung Japans, Südkoreas oder der alten BRD, dann würden sie den Nationalchinesen nicht nur mehr oder weniger ausgelutschte Waffensysteme verkaufen, sondern sie würden dort Truppen stationieren, massiv gemeinsame Übungen abhalten usw. Ein Regiment US Marines in Taipeh würde Peking weitaus mehr zu denken geben als ein Trägerverband irgendwo 500 Kilometer westlich von Guam, weil man dann sicher davon ausgehen müsste, mit einem Angriff den dritten Weltkrieg auszulösen (und ihn zu verlieren).
Selbst das jüngste amerikanische Vorgehen in Europa ist da schon schlüssiger: Die Balten klagen, das Putin sie vielleicht irgendwann mal „heim ins Reich“ holen könnte, also werden Panzer rübergeschickt und man paradiert 140 Kilometer von der Eremitage entfernt, und, zur Hölle, die Russen solln die Klappe halten!
Für mich sieht das so aus, als wäre es momentan am wahrscheinlichsten, wenn die Amerikaner durch Drohungen einen besseren Hong-Kong- Status für Taipeh herausholen würden.
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Re: LRASM - Long Range Anti-Ship Missile - von Mitleser - 25.01.2015, 22:55
Re: LRASM - Long Range Anti-Ship Missile - von Nelson - 15.03.2015, 18:37
RE: Boeing P-8 Poseidon - von Schneemann - 27.06.2023, 13:28

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