Bundeswehr 2020: Wunschkonzert
blasrohr:

Die Idee einer "Wachdivision" gefällt mir sehr gut, da ein solcher (tlw auch paramilitärischer) Verband für COIN, Bürgerkriege und hybride Kriegsführung sehr gut geeignet wäre. In diesem Verband könnte man auch die Feldjäger-Regimenter unterbringen sowie eigene Heeresfliegerkräfte für eine größere Mobilität und eine enge Zusammenarbeit mit entsprechenden Einheiten der Bundespolizei (bspw BFE+) anstreben.

Allgemein:

"Klassische" Divisionen sind solche zu zwei (Infanterie) Brigaden zu je 2 Regimentern (Karree-Division) zzgl. weiterer Regimenter (Artillerie, Train usw). Dem folgte im WK2 die Triangulare Division mit 1 (Infanterie) Brigade zu 3 Regimentern zzgl weiterer Regimenter (Artillerie, Pioniere usw). Dieser die BW Division des Kalten Krieges mit je 3 Brigaden Kampftruppen mit je einer Vielzahl Bataillone zzgl. vieler weiterer Bataillone und unterstellter Kommando-Verbände der Korps-Truppen.

Der Grund für diese Struktur im Kalten Krieg war, dass man sich politisch verpflichtete, 12 Divisionen aufzustellen. Die kriegserfahrenen Offiziere aber wollten schon damals von der Division als Großkampfverband weg und diese durch kleinere Kampfgruppen ersetzen (Übersetzung: Gemischte selbstständige Brigaden bis hin zu gemischten selbstständigen Regimentern), weil die Kriegserfahrungen gezeigt hatten, dass die "klassische" Division überholt war.

Aber man hatte sich politisch auf 12 Divisionen festgelegt. Daher folgte man dem Rat von Mansteins und vergrößerte eben die BW Divisionen so weit, dass sie zu einer Art Zwischending zwischen einer "klassischen" Division und einem Korps wurden und die Brigaden der Divisionen wären dann die primären Großkampfverbände gewesen. Um die dafür notwendige Feuerkraft an Artillerie, Luftabwehr usw zusammen zu bekommen blähte man entsprechend auch die Divisionstruppen und dann insbesondere die Korpstruppen immens auf.

Die Struktur von dir folgt im weiteren so weit ich das sehe weitgehend diesem Gedanken, die Division als einen Sammelverband für möglichst viele Brigaden zu verwenden. Aus den Mannstarken Verbänden der Divisionstruppen können diese Brigaden dann mit entsprechend unterstellter Feuerkraft etc versehen werden. Zudem ist diese deine Struktur schön klar und einfach.

Meiner Meinung nach aber hat sie wie alle solche vergleichbaren Strukturen das Problem, dass in der heutigen Zeit die Truppendichten im Raum immens abgesunken sind wodurch um die Großkampfverbände herum (welche man naturgemäß zusammen halten muss) weite Gebiete mit sehr geringer Truppendichte entstehen. Je größer und massiver man nun also einen Großkampfverband gestaltet, desto größer wird der Raum geringer Truppendichte und desto weniger Aufgaben kann man insgesamt gleichzeitig erledigen. Man muss dann entweder ständig kleinere Kampfgruppen aus dem größeren Verband heraus lösen (welche dann aber nicht organisch sind und jeweils Mängel in irgendeiner Weise aufweisen würden) oder man kann gleichzeitig jeweils immer einfach weniger zugleich erledigen. Darüber hinaus sinkt die Geschwindigkeit in allen Entscheidungs-, Befehlsgebungs- und Handlungsprozessen ab. Gerade in der heutigen Zeit aber ist die Geschwindigkeit wichtiger den je.

Jede Division von dir hätte in den 3 Kampftruppen-Brigaden ein Äquivalent von nicht weniger als ca 6 Regimentern (mit je einem Äquivlanet von ca 3 Bataillonen pro Regiment). Dazu noch die jeweilige Artillerie, Versorgungstruppen, rückwärtige Dienste usw

Selbst eine klassische große Karree-Division hatte nur 4 Regimenter in den Kampftruppen-Brigaden und galt bereits nach dem WK1 als zu groß und zu schwerfällig.

Oder du setzt eben doch dann deine Brigaden als primären Großkampfverband ein, wozu aber dann die Ebene der Division ? Denn wenn du ohnehin alle Divisionstruppen im Kampfeinsatz auf die Brigaden aufteilen musst, wird der Divisionsstab ebenso redundant wie der Brigadestab der Triangularen Divison es gegenüer dem Divisionsstab immer war (weshalb er im Einsatz auch massiv abgebaut und reduziert wurde).

Als Division insgesamt also zu groß und zu schwerfällig / langsam. Aufgeteilt in Brigaden mit jeweils unterstellter Artillerie usw aber wiederum wird die Division als Ebene eben redundant und dann überflüssig. Jede Brigade wäre dann im weiteren zudem eine Art Mini-Division und damit benötigt man keine gesonderte Divisionsebene zwischen dieser und dem Korps mehr.

Und diese und ähnliche Überlegungen sind eben der Grund, warum es heute so viele Vertreter von "Brigaden" als primärem Großkampfverband gibt und so wenige von "klassischen" Divisionen.

Meiner rein persönlichen Meinung nach aber sollte man sich einfach von den Begriffen lösen und stattdessen rein in Bezug auf Zahlen und Aufgaben hin konzipieren. Wieviel Mann also muss der Großkampfverband insgesamt haben, um damit alle Aufgaben eines solchen Verbandes im Gefecht verbundener Waffen und im modernen Krieg optimal wahrnehmen zu können?! Und wieviele Untereinheiten braucht er und wie groß müssen diese dann sein von den Zahlen her?! Und dann sucht man sich noch ungefähr passende Begriffe dafür.

Beispielsweise bin ich der Überzeugung, dass die optimale Größe eines Großkampfverbandes für das Gefecht der verbundenen Waffen bei ca 7000 bis 8000 Mann liegt. Nun könnte man einen solchen Verband ebenso als Brigade wie auch als Division bezeichnen, es spielt gar keine Rolle. Ebenso bin ich der Meinung, dass die heutigen Bataillone zu klein sind. Die entsprechend etwas größeren Einheiten könnte man nun ebenso Bataillons-Kampfgruppen nennen wie Regimenter (oder auch Brigaden wenn man die Ebene darüber halt als Divison bezeichnet), es spielt keine Rolle. Stärkere Kompanien könnten heute die Aufgabe der Bataillone übernehmen - wenn man sie als kleine kompakte Bataillone ohne oder mit geringen Versorgungstruppen begreift.

Es entsteht beispielsweise eine Struktur von Einheitsgrößen im Bereich von 200 (nennen wir diese Ebene einfach Bataillon), 1000 bis 2000 (nennen wir diese Ebene einfach Regiment) und entsprechend 7000 bis 8000 (welche wir dann als Brigade bezeichnen können).

Dann sollte man einfach von den Anforderungen her denken. Um da Einfachheit rein zu kriegen würde ich das sogenannte Archer-Jones Modell heran ziehen. Jeder Großkampfverband muss für das Gefecht der verbundenen Waffen alle 4 Bereiche dieses Modells abdecken, dazu treten noch die Rückwärtigen Dienste. Es entstehen also 5 Bereiche welche in einem Großkampfverband vorhanden sein müssen.

Für denjenigen der das Archer-Jones-Modell nicht kennt: Es teilt alle Arten von Waffensystemen im Endeffekt in: 1 Missile Troops (Artillerie, Luftabwehr etc) 2 Raiding Troops (Aufklärung, Luftwaffe, etc) 3 Heavy Troops (Infanterie, Minen etc) 3 Shock Troops (Kampfpanzer, Schützenpanzer etc)

Je nach Technologie und Doktrin gab und gibt es nun in verschiedenen Armeen und Militärischen Bündnissen (militärischen Kulturen) unterschiedliche Schwerpunkte, aber gleich wie diese aussehen: jeder Großkampfverband muss alle diese Elemente (in unterschiedlicher Gewichtung beinhalten), und trotzdem dabei so klein wie möglich sein.

Und darin liegt die primäre Schwierigkeit bei der Aufstellung jeder Struktur: die geringst mögliche Größe zu realiseren (für eine größtmögliche Geschwindigkeit) und dabei zugleich trotzdem alle Bereiche zu beinhalten.

Die NATO setzte und setzt beispielsweise einen Schwerpunkt auf Shock Troops (Mechanisierte Einheiten) und Raiding Troops (Luftwaffe) in Bezug auf ihre Streikkräfte. Da die Raiding Troops hier entsprechend größtenteils in die Luftwaffen ausgelagert sind, ermöglicht dies besonders kleine und kompakte Großkampfverbände, welche dann aber wiederum auch von diesem Raiding Element Luftwaffe stark abhängig werden. Die Russen setzten wiederum stark auf Shock Troops (Kampfpanzer) und Missile Troops (Artillerie, Fla-RaK), was die Stärke der NATO Streitkräfte kontern sollte und ebenso insgesamt kostengünstiger kommt. Entsprechend der Wettlauf beider Seiten.

Dem folgend kam die RMA These, nach der Missile Troops und Raiding Troops den Schwerpukt bilden sollten und die Missile Troops mit der Zeit das Übergewicht über alle anderen 3 Bereiche erlangen würden. Diese These erwies sich in der praktischen Realität als falsch und es kam völlig konträr dazu zu einem Wiedererstarken der Heavy Troops (Infanterie, Minen).

Um also die notwendige Flexibilität für den zukünftigen Krieg zu haben, sollte jeder Großkampfverband eben alle 4 Bereiche abdecken können, und zugleich möglichst klein sein. Wenn man gemittelt (also mal mehr, mal weniger je Unterbereich) für jeden Bereich ein Äquivalent eines Regiment ansetzt (1500 Mann), dann kommt man bei 5 Unterbereichen auf um die 7000 bis 8000 Mann. Im Kriegsbetrieb könnte ein solcher Großkampfverband (gemischte Brigade / Brigade Combat Team) dann im weiteren in 3 selbständige und unabängig voneinander agierende Kampfgruppen aufgespalten zu werden welche dann jeweils um die 2500 Mann hätten (Regiments-Kampfgruppe / Regimental Combat Team). An die Stelle klassischer (größerer Bataillone) träten im weiteren kompaktere Bataillone aus denen die Versorgungseinheiten ausgegliedert wären - mit einer Größe von beispielsweise 200 bis 300 Mann.

fortsetzung folgt


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Ausrichtung Deutsche Marine - von 26er - 26.06.2020, 09:13
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