28.10.2014, 23:37
Shahab3 schrieb:Dass die staatliche Rüstungsunternehmen im Kriegsfall zwangsläufig und spürbar die Inflation anheizen sehe ich so weiterhin nicht. Der Zusammenhang erschließt sich mir halt einfach nicht. Möglicherweise bin ich deshalb einfach zu dumm, wie Du sagst.Bist du selbstverständlich nicht, da entschuldige ich mich für meine Entgleisung.
Zitat:Vielleicht kannst Du es mir nochmal ganz langsam und mit Geduld erklären, wie durch eine Verstaatlichung der Rüstungsbranche im Kriegsfall die Verbraucherpreise, Geldmenge bzw. Zirkulation beeinflusst wird.Gute Frage, wie verhält es sich, ich hab die Geldentwertung jetzt auch einfach aus den Erfahrungen die man aus der Kriegshistorie gemacht hat, erwähnt.
Es ist vermutlich schlicht der Umstand, dass der Staat der Steuergeld x im Frieden einnimmt, in einem Krieg aber z.B. x mal 3 ausgeben muss, damit er die Verluste an Material und vermehrten Ressourcenverbrauch, wettmachen kann. Da die Wirtschaft nach wie vor die gleiche Produktivität hat, kann nicht mehr als Steuer x reinkommen. Die Einnahmen können zwar immer noch gleich hoch bleiben, die Ausgaben sind aber viel zu gross (in unserem Beispiel 3x). Was macht der Staat, er kann einfach mehr Geld drucken und sich das schenken.
Der Staat hat dann wieder Geld und kann die Arbeiter der Rüstungsbetriebe bezahlen. Da die Volkswirtschaft aber nicht mehr Güter als vorher produziert, jetzt aber deutlich mehr Geld durch den Staat in Umlauf gebracht wurde, entwertet sich das Geld.
Du hast aber Recht, bezüglich Steuergeld wird auch in Kriegszeiten ähnlich viel eingenommen (hier hab ich falsch argumentiert), das Problem ist einfach, dass das in einer Woche schon kaum mehr Wert haben kann. Wenn du dich an die Berichte des 2.ten Weltkrieges erinnerst, wurde da ein Brot für eine Million Reichsmark gekauft (geschätzt). Das war die direkte Folge, dass die Staatsausgaben weit übertroffen haben und nur das Gelddrucken als letzter Ausweg zur Verfügung steht. Die Folge ist aber auch, dass der private vermögende Millionär, sich mit seinem Vermögen vor dem Krieg noch eine Villa, am Ende des Krieges nur noch ein Laib Brot von der gleichen Summe leisten konnte.
Zitat:Nehmen wir an, es wäre so. Dann wird die Produktion von Kriegsgerät ja spottbillig weil die Inflationrate bei mehrjährigen Projekten in der Rechnunserstellung i.d.R. berücksichtigt wird, die Gehälter jedoch i.d.R. deutlich langsamer nachziehen. Diese zusätzliche Marge streicht im Falle eines staatlichen Unternehmens kein privater Shareholder ein, sondern kommt als Ersparnis direkt der Kriegskasse/Kriegswirtschaft zu Gute. Das ist also doch toll.Das ist richtig, aber nicht toll. Es ist eine Notlösung die den Staat am Leben erhält. Aber für die Bürger ist es eine Katastrophe, sie können sich für den Haufen Papiergeld kaum mehr das Essen leisten.
Zitat:Das ist aber bei allen Verbrauchsgütern so. Angefangen beim Klopapier, ... "Puuups!" und weg. :roll: Auch in Friedenszeiten. Problematisch wird es dann, wenn die Verbrauchsgüter/Rüstungsgüter a) über massive neue Kredite finanziert werden. Oder aber b) wenn tägliche Verbrauchsgüter zur Mangelware werden. Dadurch kommt nämlich a) neues Geld auf den Markt oder b) steigen die Preise.Das Problem ist, dass der Staat bei den explodierenden Kriegskosten, neues Geld drucken muss, damit er sich die Rüstung leisten kann. Und setzt sich die Inflationsspirale in Gang. Die Leute haben immer weniger reales (wertiges) Geld in der Tasche und können sich dann auch immer weniger kaufen. Das wiederum stürzt die Verbrauchsgüter-Industrie in die Krise. Am Schluss wird nur noch Ware getauscht, weil das Geld keinen Wert hat.
Zitat:Grundsätzlich würde ich davon ausgehen, dass LM, Boeing, Thales, BAe, EADS, und wie sie alle heißen...alles die gleichen "Scheissläden" sind. Die sind alle Experten darin Projekte in den Sand zu setzen, zu spät zu liefern, Kosten explodieren zu lassen und dadurch Geld zu verbrennen.Sie sind so wie es der Kunde zulässt. Wenn du der einzige bist, der Klopapier herstellen wirst, dann wird das wohl nie ein flauschiges Papier sein. :wink: Dann ist es halt so wie es ist. Hast du aber noch 20 andere die um Marktanteile kämpfen, wirst du ganz bestimmt besseres Klopapier zu gleichem Preis kaufen können. Und so verhält es sich auch mit Flugzeugen. Es ist die Frage, wie umkämpft der Markt ist. Ist keine Konkurrenz vorhanden, gibt es keinen Grund das Produkt zu verbessern, dein Staat füttert dich eh durch. Als schlechtestes Beispiel kann man wirklich EADS nennen, die Drecksäcke fordern weniger staatlichen Einfluss, aber wenns um Anschubfinanzierungen für neue Flugzeuge geht, drohen sie mit Arbeitsplatzabbau. Das hat ein Mass an Dreistigkeit angenommen, dass man einfach im Ausland ab Stange bestellen muss.
Zitat:Insofern liegt das Heil doch gar nicht im wilden Wechsel, sondern in größerer, direkter Kontrolle und EInflussnahme. Die größtmögliche Kontrolle und Einflussnahme durch einen Staat besteht in der Verstaatlichung eines Unternehmens.Im Fall von einer Auslandsbeschaffung, entfällt dann auch das Entwicklungsrisiko, welches man ja mit einem Staatsbetrieb wie es euch vorschwebt, immer zu 100% trägt. Da wird also sicher nichts besser, wenn schon schlechter.
Zitat:Aber ganz egal was ich tue, behauptet kein technologielastiges Unternehmen behauptet von sich, mittelmäßig zu sein. Aber was heißt das schon.Nichts, der Idiot würde sich selbst auch nie als Idiot klassifizieren.
Zitat:Die von Dir angedachte wilde Rumspringerei von einem Hersteller zum Nächsten betrachte ich als wenig fruchtbar und vermutlich per se einfach schon teuer.Wenn der Hersteller gute Arbeit abliefert, musst du nicht wechseln. Aber das kann man ja von EADS nicht behaupten. Für das was die Ware kostet, ist das weder State of the Art, noch ist es wartungsfreundlich. Ich bin der Meinung dass man Namen nennen muss, und die abstrafen die nicht gut arbeiten, die belohnen die gut arbeiten. Alles andere ist nicht zielführend.
Zitat:Wie man am Beispiel Bahn, Post, Telekom und Co sieht, ist damit keine politische oder wirtschaftliche Revolution verbunden. Das gab es alles schon und hat jeweils in staatlicher Hand insbesondere für den Kunden besser funktioniert als heute.Die Staatsbetriebe sind/waren ja immer defizitär, der Rest hat einfach der Steuerzahler bezahlt. Wo kein Wettbewerb vorhanden ist (weiten Teilen des Gesundheitswesens), bin ich auch nicht für künstliche Wettbewerbsgebilde. Die Privatisierung waren sicher nicht immer glücklich. Wie auch, die sind ja zum Grossteil auch nicht im Wettbewerb entstanden.