Irak
Mit diesem Eingreifen sind die USA wieder im Irak, wenngleich auch bislang nur in der Luft. Und Obama hat ein gewisses innenpolitisches und argumentatives Dilemma, hatte er doch den damaligen Irak-Krieg von Bush jr. zwar korrekterweise (und groß angekündigt) beendet, allerdings recht hastig und ohne die Angelegenheit wirklich in geordneten bzw. halbwegs gesicherten Bahnen zu hinterlassen. Die Folgen davon waren u. a. das Einsickern von allen möglichen Gruppen in das instabile Staatswesen des Irak und damit auch die Ermöglichung des Erstarkens von Islamisten. Dazu kam noch die Unfähigkeit (oder das Nichtwollen?) der irakischen Administration, eine Art konfessioneller Einheitsregierung aufzubauen.

Gestern abend kam eine sehr interessante Dokumentation auf ZDF.info - "sinnvollerweise" um Mitternacht - über die IS-Gebiete und die Kämpfe in den Kurdengebieten. Dabei wurde zwar einerseits aufgezeigt, wie brutal und menschenverachtend die IS vorgeht, aber es wurde andererseits auch in Recherchen deutlich, dass nicht wenige Sunniten - die zunächst mit den Islamisten eigentlich nichts am Hut haben wollten - sich diesen indirekt anschlossen bzw. diese indirekt unterstützten, weil sie von den Schikanen der Bagdader Regierung verärgert waren.

D. h. nun nicht, dass diese Menschen in den Dörfern selbst zu den Waffen greifen und mitkämpfen würden, nein, vielmehr war es eher so, dass man z. B. der IS stillschweigend den ungehinderten Durchzug durch die jeweiligen Ortschaften ermöglichte oder ihr im Stillen Benzin für die Pick-Ups, Wasser und Lebensmittel zur Verfügung stellte. Das ist m. Mn. n. durchaus glaubwürdig, dürfte es in Teilen doch auch den überraschend schnellen Vormarsch der Islamisten erklären.

Abgesehen davon: Neben Kampfeinsätzen unternehmen die USA auch humanitäre Aktionen und werfen offenbar Versorgungsgüter für die bedrängten Yeziden, Kurden und Christen ab. Allerdings gehen einigen Republikanern die bisherigen Handlungen nicht weit genug (und auch meiner Meinung nach müsste man noch intensiver intervenieren).
Zitat:Hilfe für Kurden und Jesiden: USA werfen Lebensmittel über Nordirak ab

Kampfflugzeuge eskortierten die Transportmaschinen: In der Nacht haben die USA erneut Lebensmittel und Wasser über dem Irak abgeworfen. Das US-Militär griff zudem mit F-18-Bombern und Drohnen Stellungen der Terrormiliz "Islamischer Staat" an. [...] US-Flugzeuge haben erneut Lebensmittel und Wasser für die Flüchtlinge im Norden des Iraks abgeworfen. Die Hilfsgüter seien für die von der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) Vertriebenen im Sindschar-Gebirge bestimmt, teilte das Verteidigungsministerium in Washington mit. Zwei Kampfjets eskortierten demnach die drei Transportflugzeuge. [...] Das US-Militär setzte zudem seine Angriffe gegen Stellungen der IS fort. Neben F-18-Kampfflugzeugen kamen dabei auch Drohnen zum Einsatz - laut Pentagon wurden Artilleriegeschütze der Extremisten bombadiert und "Terroristen erfolgreich ausgeschaltet". [...]

Führende US-Republikaner kritisieren die amerikanischen Luftangriffe im Irak als ungenügend. Der einflussreiche Senator John McCain sprach von einem halbherzigen Vorgehen und forderte weitaus entschlossenere Schritte. "Islamischer Staat" habe eine Expansion zum Ziel "und muss gestoppt werden", sagte der frühere Präsidentschaftsbewerber. Ähnlich äußerte sich auch John Boehner, der Republikanerführer im Repräsentantenhaus: "Der Präsident braucht eine langfristige Strategie."
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Ferner eine Reaktion seitens der u. a. ebenso vom IS-Terror bedrängten Schiiten: Interessant ist dabei jedoch, dass das geistige Oberhaupt der Schiiten in Irak, Ajatollah al Sistani, indirekt den Bagdader Regierungschef al Maliki (der ebenfalls Schiite ist) und seine Apparatschiks offenbar für die Krise im Land mitverantwortlich macht. Es wurde ja schon kolportiert, dass die gerade die Präpotenz und Kritikresistenz al Malikis in konfessionellen Fragen die teils ausgegrenzten Sunniten mit radikalisiert bzw. vor den Kopf gestoßen und damit den Fundamentalisten zugetrieben hätten.
Zitat:Schiitisches Oberhaupt im Irak ruft zu Einigkeit gegen IS auf

Bagdad (Reuters) - Das geistliche Oberhaupt der Schiiten im Irak, Großajatollah Ali al-Sistani, hat seine Landsleute zur Einigkeit im Kampf gegen die radikal-islamischen Rebellen des Islamischen Staates (IS) aufgerufen.

Diese stellten eine "große Gefahr" dar, erklärte Al-Sistani in seiner von einem Sprecher vorgetragenen Freitagspredigt. Er warf irakischen Politikern vor, für die Krise mitverantwortlich zu sein, da sie ihren eigenen Interessen nachgingen. Ohne den Namen des Ministerpräsidenten Nuri al-Maliki zu nennen, erklärte er, Politiker, die an ihren Posten klebten, begingen einen "großen Fehler". Kritiker werfen Maliki vor, für die Krise im Irak mitverantwortlich zu sein, da er die Sunniten aus einflussreichen Ämtern gedrängt habe. [...]
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Schneemann.
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