Palästina
Eine Momentaufnahme aus Gaza bzw. von der palästinensischen Tunnelwelt: Einerseits wird recht genau dargelegt, wie a) verfahren und desillusionierend die Lage für die Bevölkerung in dem Gebiet ist und b) weswegen die Hamas derzeit auch ein Problem mit ihrer Logistik nach dem von der neuen as Sisi-Junta regierten Ägypten hat (und rund 70% aller Tunnel verlaufen nach der ägyptischen Grenze). Andererseits - und irgendwie widerspricht sich der Artikel hier etwas - scheint die Hamas, trotz der widrigen politischen Lage und eminenter Versorgungsprobleme, ihre militärische Logistik dennoch recht gut aufgebaut zu haben, wie die vergleichsweise gut ausgebauten Raketen- und Bunkerstände zeigen.

Möglich also, dass man eben die wenigen "connections", die man überhaupt noch hat, zumeist für Raketen und Bomben nutzt und nicht für die eigene Bevölkerung. Und so brutal es klingt: Die Hamas agiert damit aus ihrer Sicht richtig, da sie a) ihre militärische Schlagkraft verbessert, b) die Unzufriedenheit der eigenen Bevölkerung (vornehmlich gegen Israel) allgemein wächst und c) man sich im Falle eines Waffenganges - also so wie derzeit - wieder als Opfer darstellen kann...
Zitat:Tunnel in Palästina

Die Unterwelt von Gaza

Der Weg nach und aus Gaza führt vor allem durch den Boden. Nicht nur für Terroristen – durch die Mehrzahl der Tunnel versorgen sich die Palästinenser mit dem Nötigsten. Der Gazastreifen ist weltweit unvergleichbar. 1,8 Millionen Menschen sind hier zusammengepfercht, abgeschnürt vom Rest der Welt durch Betonmauern und riesige Zäune. [...] Menschenrechte wie Freizügigkeit und Reisefreiheit existieren nicht im Leben der Eingeschlossenen, für die der Ausnahmezustand Normalität ist. 60 Prozent der Palästinenser dort sind arbeitslos und total verarmt, die seit 2007 von Israel und Ägypten gemeinsam verhängte Blockade stranguliert die Wirtschaft.

Und so hat sich mit den Jahren entlang der Gaza-Grenzen eine bizarre Unterwelt entwickelt, aus etwa Zweitausend Tunneln, die Mehrzahl kommerziell, eine Minderzahl militärisch. Die Wirtschaftstunnel liegen an der Grenze zu Ägypten, die Militärtunnel überwiegend an der Grenze zu Israel. Die 1.800 Schmuggelröhren nach Ägypten verlaufen überwiegend unter Rafah, der geteilten Grenzstadt. [...]

Der neue starke Mann am Nil, Präsident Abdel Fattah al-Sissi, ließ sämtliche Stollen sprengen. Der unterirdische Warenverkehr brach zusammen, das einträgliche Schmuggelgeschäft, von dem nicht nur die Beduinenclans auf dem Sinai, sondern auch die Hamas-Regierung über Tunnelsteuern profitierte, existiert nicht mehr. [...]

Zudem entstand – ähnlich wie im Libanon durch die Hisbollah – ein ausgefeiltes System unterirdischer Raketenabschussrampen mit Bunkern zur Produktion und Lagerung dieser Waffen. Dreißig Militärschächte, teilweise ausgestattet mit Strom- und Telefonleitungen sowie Toiletten, entdeckte die israelische Armee in den letzten Tagen während ihrer Bodenoffensive.

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Schneemann.
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