15.06.2014, 18:42
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Zitat:Deserteure im Irak: Eine Armee zerfällt
Aus Arbil berichtet Katrin Kuntz
SPIEGEL ONLINE
"Wir sterben nicht für Maliki": Im nordirakischen Arbil stehen Hunderte für Flugtickets an - es sind Soldaten der Regierungstruppen. Die Millionenstadt Mossul haben sie kampflos den Isis-Dschihadisten überlassen. Dafür haben sie klare Gründe.
Sonntag, 15.06.2014 – 17:06 Uhr ...
30.000 Soldaten der irakischen Armee haben in Mossul vor 800 Kämpfern der Isis kapituliert. Tahskin war einer von ihnen. Er will sich nicht fotografieren lassen, zu groß ist seine Angst vor Hinrichtung oder Folter. Doch seine Meinung will er sagen. "Soll ich lügen oder die Wahrheit sagen?", fragt er vorher noch im Scherz. Dann entscheidet er sich, offen zu sprechen.
"Sie hacken dir die Hand ab"
Wie die meisten seiner Kameraden und etwa 800.000 Zivilisten ist Tahskin mit dem Auto von Mossul ins rund 80 Kilometer entfernte Arbil geflohen. Es hatte in Mossul zuvor sporadisch Kämpfe mit Isis gegeben. Dass die Dschihadisten die Lage dominierten, haben sie sofort erkannt. "Männer mit weiten Kleidern und Bärten bis zu den Hüften liefen durch die Straßen", sagt Tahskin. "Sie hacken dir die Hand ab, wenn du rauchst, oder falsch betest, sie töten dich, wenn du einen falschen Bart hast, und sie vergewaltigen Frauen", sagt er. "Sie wollen die Scharia."
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Mehrere Männer setzen sich während des Gesprächs zu Tahskin und stimmen ihm zu. Sie alle sind in Zivil nach Arbil geflohen. Einige behaupten, ihre Waffen nicht Isis ausgehändigt zu haben, sondern den kurdischen Peschmerga. Andere sagen, sie wüssten nicht, was mit ihrer Ausrüstung geschehen sei. Alle aber sagen einen Satz: "Wir sterben nicht für Maliki."
"Kommandeure auf der Flucht"
Auch Tahskin hat nicht gekämpft, als die Männer der Isis kamen. Als er hörte, wie Raketen einschlugen, habe er seine Vorgesetzten angerufen. Er war in einer Kaserne in Mossul stationiert und fragte, was er und sein Bataillon jetzt tun sollten. Er bat um Unterstützung. "Aber die Kommandeure waren selbst schon auf der Flucht." Es habe einen übergeordneten Befehl von der Kommission für Sicherheit in Bagdad gegeben, dass die Soldaten aus Mossul abziehen sollen, sagten sie ihm.
Tahskin legte seine Waffen nieder, und fuhr zusammen mit den Kollegen aus der Stadt. Auf dem Weg sah er, wie andere Soldaten ihre Panzer sprengten und ihre Uniformen verbrannten. Die private kurdische Nachrichtenseite "Rudaw" hat Bilder veröffentlicht, auf denen zerstörte Panzer zu sehen sind und Armeejacken, die am Wegesrand liegen. Die Echtheit dieser Bilder ist nicht zu überprüfen. Überall in den Basaren gebe es jetzt billige Waffen zu kaufen, heißt es in Arbil.
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Mohammed sagt: "Es gibt keine Isis. Die Männer, die nach Mossul kamen, sind Ex-Bahtisten, alte Kräfte von Saddam." Sie wollen die Herrschaft der Sunniten zurück und Maliki, den Schiiten, stürzen. "Weil die sunnitischen Soldaten in Mossul Maliki verachten, ließen sie Isis gewähren." Darin sind sich viele Soldaten vor dem Büro einig. Jetzt müsse Isis nur noch eine Zone um Bagdad herum bilden.
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