05.06.2014, 14:36
@Mitleser
Neben den Saudis, denen die herrschende Alawiten-Clique um Assad ein geradezu häretisches Dorn im wahhabitischen Auge ist, wollten die Iraner ihren Verbündeten im teilweise religiösen Sinne (die Alawiten werden dem Schiitentum zugerechnet) und vor allem ihre geostrategische Landbrücke nach dem Libanon und damit auch zur Hisbollah keineswegs verlieren. Zudem spielten, auf UN-Niveau betrachtet, auch die Interessen Russlands (etwa in Tartus), das einen seiner klassischen Verbündeten und Rüstungsgüterabnehmer im Nahen Osten ebenso nicht verlieren wollte, und der USA, die eine Option sahen, im Kontext des arabischen Frühlings den persischen Einfluss in Syrien einzudämmen, eine Rolle. Und dazu kam zuletzt noch die Wankelmütigkeit der Europäer hinzu, die zuerst die Proteste gegen Assad guthießen und die gemäßigten Kreise zum weiteren Aufstand motivierten, aber dann jegliche logistische Unterstützung für die Revolte mit schönen Floskeln von wegen Neutralität oder der Angst, "dass die Waffen bei den Falschen landen könnten", unterbanden, was dazu führte, dass die radikalislamischen sunnitischen Extremistengruppen saudischer, pakistanischer oder kaukasischer Provenienz diese zunehmend entstehende Bresche zwischen der immer mehr ins Hintertreffen geratenden gemäßigteren Aufstandsbewegung und dem Regime einnehmen konnten und heute vermutlich sogar die stärkste "Opposition" darstellen.
Das Ergebnis ist ein nun seit drei Jahren tobender Krieg, der mit brutalsten Allüren eines Religionskrieges, mit Verstümmelungen, Folter und "Verschwindenlassen", Auto- und Fassbomben, möglicherweise Gas und Splitterbomben und Millionen Flüchtlingen ausgefochten wird. Ein Ende ist meiner Meinung nach nicht abzusehen. Möglicherweise endet alles irgendwann in einer Teilung des Landes (es wird da auch im Kontext der "Wiederwahl" Assads darüber spekuliert), was aber noch nicht heißt, dass es dann friedlicher werden wird.
Schneemann.
Zitat:Die Annahme, in Syrien würde mit dem Umsturz irgendetwas entstehen das mit Demokratie und Menschenrechten zu tun hat, ist so naiv dass ich kaum glauben mag dass irgendjemand Wichtiges ihr wirklich unterlag.Man kann sicher die Frage stellen, weswegen Syrien nicht den Weg wie bspw. Tunesien nahm (wo nach Anfangserfolgen der Islamisten sich die säkularen und demokratischen Strukturen derzeit wieder auszuprägen scheinen). Und die Antwort könnte sein, dass es im Falle des syrischen Dramas zu viele ausländische und divergierende Interessen gegeben hat, die es so in Tunesien nicht gegeben hat. Allerdings war auch die syrische Revolte, meiner Meinung nach, nicht von Anfang an zum Scheitern bzw. zum Erstarren im jetzigen Gemetzel verurteilt.
Neben den Saudis, denen die herrschende Alawiten-Clique um Assad ein geradezu häretisches Dorn im wahhabitischen Auge ist, wollten die Iraner ihren Verbündeten im teilweise religiösen Sinne (die Alawiten werden dem Schiitentum zugerechnet) und vor allem ihre geostrategische Landbrücke nach dem Libanon und damit auch zur Hisbollah keineswegs verlieren. Zudem spielten, auf UN-Niveau betrachtet, auch die Interessen Russlands (etwa in Tartus), das einen seiner klassischen Verbündeten und Rüstungsgüterabnehmer im Nahen Osten ebenso nicht verlieren wollte, und der USA, die eine Option sahen, im Kontext des arabischen Frühlings den persischen Einfluss in Syrien einzudämmen, eine Rolle. Und dazu kam zuletzt noch die Wankelmütigkeit der Europäer hinzu, die zuerst die Proteste gegen Assad guthießen und die gemäßigten Kreise zum weiteren Aufstand motivierten, aber dann jegliche logistische Unterstützung für die Revolte mit schönen Floskeln von wegen Neutralität oder der Angst, "dass die Waffen bei den Falschen landen könnten", unterbanden, was dazu führte, dass die radikalislamischen sunnitischen Extremistengruppen saudischer, pakistanischer oder kaukasischer Provenienz diese zunehmend entstehende Bresche zwischen der immer mehr ins Hintertreffen geratenden gemäßigteren Aufstandsbewegung und dem Regime einnehmen konnten und heute vermutlich sogar die stärkste "Opposition" darstellen.
Das Ergebnis ist ein nun seit drei Jahren tobender Krieg, der mit brutalsten Allüren eines Religionskrieges, mit Verstümmelungen, Folter und "Verschwindenlassen", Auto- und Fassbomben, möglicherweise Gas und Splitterbomben und Millionen Flüchtlingen ausgefochten wird. Ein Ende ist meiner Meinung nach nicht abzusehen. Möglicherweise endet alles irgendwann in einer Teilung des Landes (es wird da auch im Kontext der "Wiederwahl" Assads darüber spekuliert), was aber noch nicht heißt, dass es dann friedlicher werden wird.
Schneemann.