16.05.2014, 16:11
Zu den Ergebnissen der Parlamentswahl in Indien: Die nationalistisch-hinduistische Indische Volkspartei (BJP) hat in gewisser Weise Geschichte geschrieben, da es ihr gelungen ist, die seit Jahrzehnten fast ununterbrochen herrschende Ghandi-Kongresspartei [auch: Indischer Nationalkongress (INC)] von der Macht abzulösen. Doch ob dieser Sieg der BJP in der "größten Demokratie der Welt" (eine etwas euphemistische Umschreibung, wie ich meine) dem Lande helfen wird bzw. eine größere innere Ruhe mit sich bringen wird, bleibt abzuwarten, hat sich die BJP doch vor allem gegenüber den Muslimen in Indien teils intolerant und oft auch herrisch bis offen gewalttätig gebärdet.
Auch Premierministerkandidat und BJP-Spitzenmann Narendra Modi hat sich in seiner Zeit als Chief Minister von Gujarat (er regierte dort seit 2001) nicht nur durch durchaus positive wirtschaftliche Reformen einen Namen gemacht, sondern in seine dortige Amtszeit fiel auch das "Gujarat Massaker" von 2002 mit (vermutlich) über 1.000 Toten, welches er stillschweigend tolerierte...
Schneemann.
Auch Premierministerkandidat und BJP-Spitzenmann Narendra Modi hat sich in seiner Zeit als Chief Minister von Gujarat (er regierte dort seit 2001) nicht nur durch durchaus positive wirtschaftliche Reformen einen Namen gemacht, sondern in seine dortige Amtszeit fiel auch das "Gujarat Massaker" von 2002 mit (vermutlich) über 1.000 Toten, welches er stillschweigend tolerierte...
Zitat:Narendra Modi<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.zeit.de/politik/ausland/2014-05/indien-wahl-konsequenzen">http://www.zeit.de/politik/ausland/2014 ... nsequenzen</a><!-- m -->
Indien wird ein anderes Land sein
Narendra Modis Wahlsieg in Indien ist das Ende einer Ära fast monarchischer Herrschaft der Ghandi-Familie. Und er zeigt den tiefen gesellschaftlichen Wandel des Landes. [...] Ein Mann, der vor einem Jahrzehnt noch als radikaler Außenseiter galt, wird nicht nur der nächste Premierminister der größten Demokratie der Welt sein. Dieser Narendra Modi hat offenbar einen Erdrutschsieg errungen, der ihn von lästigen Koalitionspartnern unabhängig macht und ihm gewaltige Machtfülle verleiht. Die Kongresspartei, die Indien in der meisten Zeit seiner unabhängigen Existenz seit 1947 regiert hat, ist nicht bloß geschlagen, sie ist gedemütigt, ein Schatten ihrer selbst. Die Gandhi-Familie, die den Kongress seit Jahrzehnten mit fast monarchischer Souveränität führt, steht vor den Trümmern ihrer dynastischen Herrschaft; womöglich hat sie ihre historische Rolle ausgespielt.
Modi und seine Rechtspartei BJP (Indische Volkspartei) haben die Wahl auf einer Welle von Zorn, Hoffnung und Geld gewonnen. Der Zorn galt der Wachstumsschwäche, der Preissteigerung und den Korruptionsskandalen in den vergangenen Jahren der Kongressregierung. [...] Es lässt sich allerdings schwer entscheiden, wie viel von Modis Sieg wirklich aufs Konto seines modernen Pragmatismus geht und wie viel er seiner anderen, dunkleren Seite zu verdanken hat. Unter ihm hat Gujarat nicht nur den Bau von Häfen, Kraftwerken, Raffinerien und Fabriken erlebt, sondern, zu Beginn seiner Amtszeit, auch einen Pogrom, in dem Hunderte Muslime von hinduistischen Mobs ermordet wurden.
Narendra Modi stammt aus einer politisch-kulturellen Tradition, die Indiens religiöse Minderheiten bestenfalls duldet, aber nicht wirklich als gleichwertig akzeptiert. Selbst in diesem Wahlkampf, der einen staatsmännischen Entwicklungs-Modi propagieren sollte, kam mehrfach ein giftiger Ressentiment-Modi zu Vorschein, der gegen illegale muslimische Einwanderer aus Bangladesch hetzte oder die regierende Kongresspartei in die Nähe der islamischen Fremdherrscher rückte, die Indien jahrhundertelang unterworfen hielten.
Schneemann.