04.05.2014, 11:32
Zitat:die feindliche Schlachtflotte, aber komischerweise nicht an erster Stelle die feindlichen Flugzeugträger,
Auch wenn wir vom Zeitpunkt her noch deutlich früher sind: man wollte im WK2 durchaus die feindlichen Träger im Erstschlag erwischen. Dass einfache Problem war nur, dass diese entgegen der japanischen Annahmen nicht in Pearl Harbour waren. Auch die Schlacht von Midway zielte ja primär auf die US Träger - auch wenn dass ganze zu einer vernichtenden Niederlage für die japanischen Träger wurde.
Zitat:Wobei man dazu sagen muss, dass man die Ausbildung der ersten Garnitur von Trägerpiloten in Japan unter teils brutalsten Umständen durchgezogen hat
Die brutalen Umstände in der Ausbildung galten in allen Bereichen der japanischen Streitkräfte und dies durchgehend von Beginn an. Schon bei der Gründung der IJA versuchte man durch überzogene Härte die Truppen unter Kontrolle zu halten und ihre Kampfkraft gegenüber den numerisch überlegenen Feinden zu erhöhen. Der Beginn dieser extremen Härte in der Ausbildung und Führung war die Militärkultur der Milizen der Choshu die eben von ultrabrutalen, besonders radikalen Kriegern begründet und geführt wurden die ihre eigenen Vorstellungen auf die Armee übertrugen.
Die IJN war übrigens noch ein Waisenknabe im Vergleich zur IJA, deren Ausbildung die härteste war, die jemals Wehrpflichtige erhalten haben. Selbst wenn man alles richtig machte, waren Schläge an der Tagesordnung. Übungen wurden mit scharfer Munition durchgeführt, Gesundheit und Leben der Wehrpflichtige galten nichts.
Zitat:Natürlich gab es Schwächen (etwa bei den Maschinenpistolen),
MPs hatten auch deshalb bei der IJA keine Priorität, weil man leichten Maschinengewehren den Vorzug gab und man für MPs eine andere Munition benötigte während MG und Gewehre die gleiche Munition verfeuerten. Die Japaner legten einen großen Wert auf eine weitgehende Standardisierung - beispielsweise erfolgte daher der Wechsel von 6,5mm auf 7,7mm immer für eine komplette Division auf einmal aus dem gleichen Grund.
Deshalb entwickelte man beispielsweise für die Fallschirmjäger in zwei Teile zerlegbare Gewehre statt ihnen MPs auszugeben. Damit wiederum lMG und Gewehre die gleiche Munition verwendeten.
[Bild: http://www3.plala.or.jp/takihome/2.JPG]
Zitat:dem Arisaka Typ 38/99 (6,5 mm bzw. 7,7 mm Kaliber). Obgleich diese eher feuerschwache Waffe (bedingt durch die leistungsschwache Patrone)
So leistungsschwach war die gar nicht. Die IJA war eigentlich die Avantgarde was kleinere Kaliber angeht. Die hatten schon beim Murata Gewehr 8mm Kaliber als alle Welt noch 11mm aufwärts verwendete. Und als die anderen auf um die 8mm runter gingen wechselte man bereits auf 6,5mm.
Primär mit der Begründung, dass dann jeder Soldat mehr Munition bei gleichem Gewicht tragen kann und der geringere Rückstoß ein schnelleres präzises Feuer ermöglicht. Die IJA setzte einen hohen Wert auf schnelles Feuer, es gab sogar jede Menge spezielle Repetierdrills um die Feuergeschwindigkeit zu erhöhen. Das basierte vor allem auf den Erfahrungen des ersten chinesisch-japanischen Krieges, in dem die höhere Feuergeschwindigkeit in den meisten Kämpfen den Ausschlag gegeben hatte. Die Gründe warum man auf die 7,7mm für alle Waffen wechselte waren:
1 dass die 6,5mm in den MGs zu einer höheren Anzahl von Ladehemmungen führte und die stärkere Patrone machte die MGs bei gleichem Design extrem zuverlässig (wegen des höheren Gasdrucks) und
2 erhöhte es die effektive Reichweite der MG. Diese Erhöhung der Reichweite der MG war ein Resultat der Erfahrungen der Kämpfe in China wo man oft auf viel größere durchschnittliche Entfernungen als die IJA es 1936 angenommen hatte wirken musste.
3 Das 7,7mm Kaliber wurde bereits von den SMG und Fliegerabwehr-MG (diese wurden auch of in einer Bodenrolle eingesetzt) verwendet und hatte sich bei diesen sehr bewährt.
Die häufig zu lesende Behauptung, die 6,5mm Arisaka sei zu schwach gewesen, insbesondere im Vergleich zu den chinesischen 98k (8mm Mauser) ist falsch. Insbesondere die Behauptung bei Wikipedia, man sei auf die 7,7mm gekommen nachdem man in China die 98er im Einsatz gegen sich gehabt habe. Die Wahrheit ist, dass die feindliche Bewaffnung hier gar keine Rolle gespielt hat. Und die 7,7mm gab es schon Jahrelang vor dem Krieg gegen China, bereits ab 1932 als Standard in allen SMG und Fliegerabwehr-MG.
Die Behauptung, die 6,5mm sei zu schwach basiert zudem in Wahrheit auf einem Nichtverständnis eines besonderen japanischen Konzeptes mit der 6,5mm Munition ab 1932 rum: diese wurde nämlich auch mit einer deutlich reduzierten Treibladung produziert weil die IJA von viel kürzeren Kampfentfernungen ausging (Schwerpunkt auf Nahkampf und Nachtkampf), und um damit tagsüber das Mündungsfeuer der Waffen drastisch zu reduzieren um damit die eigene Position zu tarnen. Darüber hinaus konnte man mit dieser reduzierten Treibladung noch schneller schießen (weniger Rückstoß), und die Patrone wog weniger (mehr Patronen bei gleichem Gewicht) und war in der Herstellung günstiger (weniger Treibladung).
Auch die lMG verwendeten diese schwächere Ausführung der 6,5mm da diese wesentlich weniger Rückstoß hatte und die lMG damit viel präziser schoßen (auf Kosten der Reichweite und der Zuverlässigkeit). Die japanische Doktrin bezüglich MG legte aber zu Kriegsbeginn mehr Wert auf Präzision auf kurze Distanzen als auf Feuervolumen und Reichweite. Dies änderte sich dann aufgrund der Kriegserfahrungen drastisch und man wollte Waffen die auch bei langandauerndem Feuer keinerlei Störungen aufwiesen und die eine höhere effektive Reichweite hatten.
Mit Mannstoppwirkung oder einer zu schwachen Leistung der 6,5mm per se hatte das also nichts zu tun. Die schwache Leistung der 6,5mm in vielen Kämpfen basierte eben nicht auf dem Kaliber sondern auf einer reduzierten Treibladung. Es ging bei der 7,7mm um eine Erhöhug der Zuverlässigkeit der MG, eine dadurch mögliche höhere Feuerdichte auf größere Distanzen (auf Kosten der Präzision) und dass größere Kaliber war in China ab 1939 auch eine Anpassung an die zunehmende Verteidigung (in China) während die kleineren Kaliber zuvor eine Anpassung an die ständige weit ausgreifende Offensive und die Doktrin des Kampfes auf kurze Distanzen gewesen waren. Und in der Verteidigung spielt dann auch das Gewicht der mitgeführten Patronen nicht mehr so eine große Rolle, da dann ja eine Mun-Kiste neben dem Schützen stehen kann.
Auch die Typ 99 Gewehre wurden in Folge der Kriegserfahrungen konsequent noch extremer als jedes Modell vorher auf besondere Robustheit selbst bei extremer Verdreckung und extremsten Belastungen hin konstruiert. Die Typ 99 Gewehre sind vermutlich bis heute die robustesten zähesten Repetiergewehre die je gebaut wurden. Das Gewehr von Hiroo Onoda funktionierte beispielsweise selbst 1974 immer noch ohne jede Störung. Chinesiche Truppen setzten japanische Waffen zudem noch im Koreakrieg in größeren Zahlen ein.
Zitat:was eine mögliche Grundsatzunterlegenheit der japanischen Armee in jeder Lage suggeriert, etwas unter, dass die japanische Infanterie eine sehr mobile und leichte, ausreichend bewaffnete Truppe war, die über einige sehr gute und ihrer Ausrichtung entsprechende Waffensysteme verfügte.
Rein von der Infanterie her war die durchschnittliche Feuerkraft sogar überlegen, dazu kam noch die Überlegenheit was Ausbildung, Taktik und Moral der Infanterie angeht. Die IJA war allerdings bis zum Schuß eine extrem Infanterielastige Armee und unterlag daher im Gefecht der verbundenen Waffen dem Verbund der US-Waffensysteme. Die IJA spezialisierte sich derart auf die Infanterie weil ihr aufgrund kriegswirtschaftlicher Gründe eine vollständige Rüstung in allen Bereichen nicht bzw nicht in ausreichender Menge für die gestellten Aufgaben möglich war.
Die IJA war sogar eine der ersten Armeen, welche Verbände speziell für das Gefecht der verbundenen Waffen aufstellte - die sogenannte 1 Gemischte Selbstständige Brigade (mech)
Trotz der herausragenden Erfolge dieser Einheit schon 1936 in China konnte die IJA sich aufgrund der Belastung durch den Krieg nicht mehr modernisieren obwohl es dafür schon 1936 ehrgeizige Pläne gab.
Die Wirtschaft Japans war aber nicht in der Lage, diese Pläne umzusetzen und zugleich den Bedarf der IJA im Krieg zu decken. Daher versuchte die IJA durch eine Überspezialisierung auf Infanterietaktik und ihr spezielle Doktrin die materiellen Defizite auszugleichen.
Zum Kriegsende hin hatte man dann allerdings auch schwere Waffen produziert, konnte diese jedoch aufgrund der US U-Boote und des Verlust der Seewege nicht mehr an die Front bringen und hortete diese daher in Japan für die Endschlacht die dann ausfiel.
[Bild: http://www3.plala.or.jp/takihome/chi-nu.JPG]
[Bild: http://www3.plala.or.jp/takihome/chi-to.jpg]
[Bild: http://www3.plala.or.jp/takihome/Na-To.JPG]
[Bild: http://www3.plala.or.jp/takihome/Short12cmTank.jpg]
Hochinteressant ist auch der Umstand, dass japanische Ingenieure für die Massen von leichten Infanteriegeschützen und Gebirgsgeschützen schon sehr früh Hohlladungsmunition zur Panzerbekämpfung entwickelte -, diese aber bis zum Kriegsende nicht hergestellt und nicht eingesetzt wurde und erst 45 die Produktion forciert wurde, obwohl die Technologie schon sehr früh verfügbar gewesen wäre. Diese Hohlladungsmunition hätte so manche Schlacht anders ausgehen lassen. Auch Panzerfäuste wurden ab 43 bereits massenweise produziert, eingelagert und nie eingesetzt:
[Bild: http://www3.plala.or.jp/takihome/r1.jpg]
[Bild: http://www3.plala.or.jp/takihome/r7.jpg]
Desweiteren hatten die Japaner als erste überhaupt durch Funk fernlenkbare Mini-Panzer mit einer starken Sprengladung im Inneren. Davon wurden bereits 1937 mehr als 300 Stück produziert. Die Deutschen führten den Goliath bei der Truppe erst ab 1942 ein.
[Bild: http://www3.plala.or.jp/takihome/i-go-2.JPG]
Im Prinzip hatte Japan die Technologie und die Führung der IJA wollte bereits 1935 die IJA weitgehend mechanisieren, aber es war eben wirtschaftlich unmöglich zugleich einen großen Krieg zu führen und auch nur Teile der numerisch gewaltigen Armee zu modernisieren. Man machte daher aus der Not eine Tugend und versuchte durch Fanatismus das fehlende Material zu ersetzen.