Luftmechanisierung vs Optionale Mechanisierung
#27
Zu den Helmen:
Du kannst dir sehr sicher sein, das eine absolute Kriegsmangel-Gesellschaft (die sogar ihre Kirchenglocken und Denkmäler eingeschmolzen hat) sich die Ausgaben für einige Millionen Stahlhelme gespart hätte, wenn da nicht ein ziemlich großer Nutzen bei gewesen wäre. Zumal die Deutschen ja mit der Pickelhaube noch einen Vorkriegs-Kopfschutz hatten, der weitaus mehr Schutz bot als vergleichbare Kopfbedeckungen der Alliierten.
Laut Wikipedia hat man in Frankreich mit unter das Kepi gelegten Hirnschalen experimentiert, und, als diese sich gegen viele Granatsplitter bewährten, den Schritt zum Stahlhelm unternommen. <!-- m --><a class="postlink" href="http://de.wikipedia.org/wiki/Stahlhelm#Frankreich">http://de.wikipedia.org/wiki/Stahlhelm#Frankreich</a><!-- m -->

Grundsätzlich wird auch eine moderne Infanterie das Gefecht aus der Deckung heraus suchen müssen, ob das nun eine Bodenwelle ist, ein Schützenloch, das eigene Gepäck oder ein umgestürzter Baumstamm. Wenn gar nichts da ist, wirft man sich auf den Boden. Der Angriff wird dann bestenfalls so geführt, das man unter Feuerschutz von Deckung zu Deckung vorrückt.
Nun propagierst du selbst eine Erhöhung der Explosivbewaffnung bei der Infanterie, insbesondere durch Mörser. Rechnen muss man also, ganz ab von den Granaten und Bomben der Artillerie und Luftwaffe, mit Gewehrgranaten, RPGs, Handgranaten, Mörsergranaten, Garantwerfer- und Granatgewehr-Granaten.
Das sind alles Flächenwaffen, die gegen Infanterie hauptsächlich durch Splitter wirken.
Nun musst du überlegen: Was schaut bei einem Infanteristen, der in Deckung ist, noch aus der Deckung heraus? Nun, den Kopf und die Arme wird er wohl über die Deckung erheben müssen, sonst kann er weder sehen noch schießen. Warum sollte ich also dem Rumpf schützen wollen (der vergleichsweise gut in Deckung ist), aber den Kopf nicht? Zudem ist ein Granatsplitter im Kopf noch wesentlich tödlicher als einer im Rumpf. Lungenflügel, Niere usw. kann man alles entfernen und/oder flicken bzw. ersetzen. Augen und Gehirn nicht.


Man könnte als Helmersatz natürlich heutzutage eine "weiche", sehr dicke Mütze aus splitterhemmenden Material einführen, aber da scheint mir der Helm entschieden haltbarer zu sein.

Nochmal zur Ausgeh- bzw. Paradeuniform: Sie dient ja der Steigerung der Kampfkraft. Nur eben indirekt, indem sie das Ansehen der Soldaten in der Gesellschaft erhöht. Es gibt da verschiedene Studien zu, und eine besagt, das man dem Typen im Anzug eher über die Rote Ampel folgt als dem Typen im schlabberigen Freizeitlook.
Außerdem beruhigt eine nicht ganz so martialische Uniform im Alltag. Als mal Jugendoffiziere in meiner Schule waren, hat der Typ im Kampfanzug eine mittlere Panik ausgelöst, weil einige Schülerinnen dachten, die Schule werde angegriffen! Irgendwo ist an dem "Kleider machen Leute" was dran.

Zum Wachbataillon: Du brauchst immer eine Einheit, die in der Lage ist, mit vollen militärischen Ehren zu empfangen. Das ist keine militärische, sondern eine diplomatische Frage, da einige Staatsgäste darauf schlichtweg wert legen, und man es sich mit diesen Typen nicht verscherzen will. Höflichkeit gegen Höflichkeit. Es ist allerdings im Ausland, insbesondere in Großbritannien, üblich derartige "Garde-" Protokoll- Einheiten mit äußerst hohem Anspruch auch in Gefechten einzusetzen, was für die Bundeswehr sicherlich sehr erstrebenswert wäre.

Zu den Freunden in der Wüste: So leicht war der französische Sieg in Nordafrika im 19. Jahrhundert nun auch wieder nicht, immerhin hat man vor Ort eigene, eingeborene Infanterieeinheiten rekrutieren müssen. Diese Zouhaven, genannten Einheiten (die Kavallerie waren die Sphais) , später durch französische Rekruten ergänzt, waren dann im Krimkrieg die besten alliierten Infanterieeinheiten. Siehe Orlando Figes, Krimkrieg. Der letzte Kreuzzug.
Ebenso wurde die Fremdenlegion eigens für den Kampf in Nordafrika spezialisiert und auch vorrangig dort eingesetzt. Überdies bezweifele ich schlichtweg die Dauerhaftigkeit des französischen "Sieges", da Nordafrika vergleichsweise schnell wieder verloren ging und man niemals eine wirkliche Herrschaftsintensität über die Beduinen gewonnen hat.
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