10.03.2014, 18:18
Zitat:Da hier ja viele der Ansicht sind, Staaten mit Atomwaffen wären sicherer: ich teile diese Ansicht nicht.
Atomwaffen ohne Zweitschlagskapazität (und eine solche hatte die Ukraine nicht) gefährden im Gegenteil eher das eigene Überleben als das sie nützen. Allein die Präsenz dieser Waffen bedeutet ein immenses Eskalationspotential weil sie den anderen zwingt, eventuell einen Erstschlag auszuführen.
Daher sind ein paar wenige Atomwaffen gerade eben keine Sicherheit, sondern nur eine Gefährdung des eigenen Überlebens. Diese Wahnidee: wir haben eine bis ein paar Atombomben, also kann uns niemand mehr was tun weil alle ganz schrecklich Angst haben, ist etwas, was zwar von vielen tatsächlich so geglaubt wird, was aber in Wahrheit nur zusätzliche Gefahren in sich birgt.
Aber die Hemmschwelle ist wesentlich größer.
Ein Land wird sich zweimal überlegen einzumaschieren, wenn die Gefahr eines Einsatzes von Atomwaffen auch im kleinen Maße im Raume steht.
Du denkst in viel zu großen Dimensionen. Natürlich würde die Ukraine ihr Ende besiegeln, wenn sie welche hätte und die paar die sie hat, einsetzen würde. Aber es geht hier um die Existenz des eigenen Landes. Abgesehen davon stellst du rationales Denken in dieser Hinsicht vorran. Wir beide wissen, dass genau in solchen Fällen oft unkluge Entscheidungen fallen können.
Selbst wenn man diese Atomwaffen nur taktisch einsetzt, weil einem auf strategischer Ebene die Mittel bzw. die Sprengkraft fehlt, kann dies mit relativ hohen und unakzeptablen Verlusten verbunden sein.
Das aufgrund ukrainischer Atomwaffen Russland dann eher bereit ist im Falle des Falles seine Atomwaffen einzusetzen, halte ich für falsch.
Ein präventiver Einsatz einer solchen Waffen aufgrund von ein "paar" Atomwaffen auf der Gegenseite ist absolut nicht gerechtfertigt.
Russland würde jegliche Legitimation verlieren, wenn sie zuerst Atomwaffen einsetzen in einen solchen Szenario. Ein aggressiver Akt mit nichts zu rechtfertigen. Auch nicht mit der Begründung, die Ukraine hat doch auch Atomwaffen. Russland ist nun mal in der Ukraine einmaschiert und nicht umgekehrt.
Wobei wir aber wieder bei den irrationalen Entscheidungen wären. Wie oben angeführt.
Abgesehen davon, spielt es ja keine Rolle, da die Ukraine ihre Atomwaffne nun mal abgegeben haben.
Zitat:Es ist glaube ich den wenigsten überhaupt klar, dass schon vor den Unruhen auf der Krim rein gar nichts ohne russische Erlaubnis lief. De facto war die Krim schon vorher unter russischer Kontrolle. Diese wurde nicht erst jetzt durch bewaffnete Kräfte hergestellt, sie wurde nur durch diese Kräfte weiter aufrecht erhalten.
Schon vor den Unruhen auf dem Maidan, schon vor Jahren, lief auf der Krim rein gar nichts ohne russische Zustimmung, Finanzierung, Unterstützung. Der wahre Einfluss der Zentralregierung auf die Krim war schon vor den Unruhen fast gleich null. Nur dass sich da noch keiner darüber aufgeregt hat und keine zusätzlichen bewaffneten Kräfte notwendig waren, um diesen Status aufrecht zu erhalten.
Das heißt, Land A darf in Regionen in Land B einmaschieren, in denen es hohen Einfluss hat?
Das sind Begründungen, die mich an 39 oder 2003 Irakkrieg erinnern....
Die Krim wurde der Ukraine 54 geschenkt. Also gehört es zur Ukraine. Punkt. Völlig egal wer vorher die Kontrolle hatte.
Hätte man sich vorher überlegen müssen.
Besitzer =/= Eigentümer
Eigentümer ist und bleibt die Ukraine.
Wie schon öfter hier geschrieben wurde, niemand streitet gewisse Gründe Russlands ab.
Die Sache an der sich die Menschen stören ist die Art und Weise wie Russland versucht diese Gründe einzufordern.
Einzumaschieren und prophylaktisch alle taktischen und strategischen Punkte für den Fall einer Auseinandersetzung zu besetzen, gehört sicher nicht du den akzeptierten Mitteln bei diesen Umständen.
Zitat:Es wäre daher viel klüger und sinnvoller für alle Beteiligten, einfach weiter so zu tun, als ob sich nichts geändert hätte (so wie vorher auch). Auch von russischer Seite. Statt die Krim in die RF aufzunehmen, sollte man sie einfach wie vorher de jure in der Ukraine belassen. Das wäre mal wirklich ein schlauer Zug von Putin, die Frage ist allerdings, ob der die Dynamik auf der Krim wirklich ausreichend unter Kontrolle hat.
Richtig. Hat man aber nicht. Man ist erst maschiert und hat nicht geschaut, wohin denn überhaupt. Überreagiert.
Putin verspielt seine Zustimmung in dieser Sache. Wenn er zumindest öffentlich zurückrudern würde und Zeichen der Entspannung senden würde, auch wenn er diese nicht so meint, dann hätte er wesentlich bessere Karten.
Beobachter nicht in die Krim hereinzulassen und diese gezielt bei ihrer Arbeit zu behindern und solche Späße machen es der Gegenseite natürlich immens einfach ihn als Aggressor darzustellen.
Gewisse Aktionen seinerseits mögen ja innenpolitisch Sinn ergeben, aber wenn er Russland außenpolitisch zu stark schadet, dann trägt Russland auch innenpolitisch Schaden nach gewisser Dauer davon und dann kommen die Probleme, die er sich versucht vom Leibe zu halten wie ein Boomerang zurück. Und sehr wahrscheinlich sind diese dann größer als vorher.
Wenn sich aufgrund Sanktionen die Wirtschaftslage Russlands verschlechtert und es den Leuten in Russland schlechter ergeht, wird trotzdem der Unmut steigen.
Dann hat er nur kurzfristig innenpolitisch Pluspunkte sammeln können.