Militaerische Verwendung von Robotern
#40
Hallo Grumli,

schön mal wieder was von dir zu lesen.

Mein Ansatz und der eines Samurai / Ritter / Mamelucken / (beliebige Kriegerkaste einsetzen) unterscheiden sich jedoch diametral.

Der Samurai (anbei ein sehr schönes Beispiel) wandte sich gerade deshalb gegen Feuerwaffen, weil diese seine ritualisierte Kriegsführung zunichte machten. Feuerwaffen ermöglichten dem Krieg, sich in Richtung des Totalen Krieges weiter zu entwickeln, eine Entwicklung die ein Samurai ablehnte, weil damit seine gesellschaftliche Stellung zerstört wurde, die sich gerade eben auf ritualisierter Kriegsführung aufbaute.

Eine meiner Thesen ist nun, dass wir heute uns zunehmend ebenfalls in Richtung einer ritualisierten Kriegsführung entwickeln, und damit uns trotz der erheblichen Feuerkraft die wir theoretisch als Potential haben immer mehr selbst einschränken. Als wichtigstes Symptom dieser Entwicklung einer ritualisierten Kriegsführung erachte ich die Überhöhung des menschlichen Lebens in unseren Gesellschaften.

Roboter sind damit eben hier und in unseren Kulturen keine Feuerwaffe, es besteht hier eben keine Analogie, weil die Roboter keine Revolution in der Kriegsführung darstellen, sondern lediglich ein Symptom, eine Folge der Degeneration des Militärischen in unseren Gesellschaften sind.

Der Roboter für sich selbst ist dabei für mich überhaupt kein Problem. Sondern die Geisteshaltung, die Sozialkultur, die sozialkulturelle Grundströmung die ihn hervor bringt und die ihn mit Hochdruck weiter entwickelt, weil sie kein Blut vergießen will. Weder das eigene noch das der Feinde.

Zitat:Ich lehne Schusswaffen genau deshalb ab, weil sie die Kriegskultur weiter zerstören

Ein Schlüsselsatz: der Samurai lehnte die Feuerwaffen ab, weil sie seine Kultur des Krieges zerstörten und damit seine gesellschaftliche Stellung.

Ich lehne Roboter ab, weil sie unsere Gesellschaften noch weiter unfähig machen, Blut zu vergießen, also aus dem exakten Gegenteil heraus.

Das klingt jetzt für den unbedarften Leser vielleicht alles merkwürdig, radikal, unverständlich, aber wenn man schon Krieg führen muss, Krieg führen will, bedarf dies bestimmter Werte und Normen innerhalb der Gesellschaft welche den Krieg führt.

Und die immer extremer werdende Technisierung der Kriegsführung ist eben in Wahrheit keine militärische Stärkung unserer Gesellschaften, sondern in Wahrheit ein Symptom der militärischen Schwäche unserer Gesellschaften.

Umgekehrt bedeutet dies, dass Roboter in den Händen von Kriegerkulturen extrem wirksame Waffen sind und solche Kulturen mit Robotern eine erhebliche Stärkung ihrer militärischen Kraft erlangen können. Wir haben aber keine solche Kultur. Sondern wir sind zunehmend die Personifikation von militärischer Schwäche. Eine Schwäche, die schon mittelfristig in ihrem physischen Überleben gefährdet ist.

Zitat: Den Produktionskraft und Know-How ist im Grunde reichlich vorhanden

Hier und Heute mag dies zutreffen, aber schon morgen könnte die Produktionskraft für die Roboter-Kriegsführung bei weitem nicht mehr ausreichen. Und was dann? Dann haben wir uns längst von Waffen abhängig gemacht, unsere ganze Sicherheit auf diese gesetzt, die wir dann nicht mal mehr im Ansatz in ausreichender Anzahl werden herstellen können.

Wir sprechen hier von großen Kriegen, von Kriegen zwischen Staaten, welche wir noch bevor die erste Hälfte des Jahrhunderts endet führen werden müssen. In solchen Kriegen werden wir nicht mal im Ansatz genug Roboter haben oder herstellen können, um damit siegen zu können.

Umgekehrt werden aber genau diese Systeme unsere Willenskraft, unsere Bereitschaft zum Kampf, überhaupt den Gedanken dass Blut und Wille die wahren Treibstoffe des Krieges sind so weit zersetzt und reduziert haben, dass wir dann sogar de facto kriegsunfähig sein könnten. Mit dem Ergebniss, dass wir jedem beliebigen Agressor zum Opfer fallen könnten.

Die Automatisierung der Kriegsführung ist nicht per se schlecht. Aber sie ist für uns moralisch schlecht. Und jeder Krieg wird schlußendlich nicht durch Technik, Tote, Zerstörung gewonnen, sondern durch psychologische Wirkung, die sich lediglich aus den erstgenannten Faktoren ergeben kann, die aber auch durch andere Faktoren beeinflusst wird.

Meine These ist daher:

Wir werden durch Roboter psychologisch unfähig, größere Kriege zu führen. Roboter lösen daher nicht das Problem dass wir kein Blut opfern wollen, sie verschärfen es.
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