Umfrage: Ist der MBT als Konzept überholt?
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MBT sind ein Auslaufmodell
22.22%
4 22.22%
MBT sind auch in Zukunft absolut wesentlich
77.78%
14 77.78%
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Zukünftige Entwicklungen und Konzeptionen von Panzerfahrzeugen
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Ich habe den Allgemeinpost erst gelesen nachdem ich das geschrieben habe, ich sehe das weitestgehend nicht viel anders.

Quintus Fabius schrieb:Und davon war nur ein geringer Anteil (prozentual) modernen Typs, die meisten der verschossenen PALR waren technisch auf dem Stand des Yom Kippur Krieges, wo die Israelis sich gegenüber einer deutlich größeren Zahl von ägyptischen PALR gleichen Typs mit der Zeit auch durchsetzen konnten.
Diese These ist nicht haltbar.
Tatsächlich setzte die Hisbollah ihre modernen ATGMs ganz bewusst und sehr zielgerichtet gegen die israelischen Hauptkampfpanzer ein. Je moderner die Merkava Variante, desto moderne auch die eingesetzten Wirkmittel. Das erklärt nebenbei auch, warum es bei im Verhältnis vielen Merkava IV zu einer Penetration der Panzerung gekommen ist. Die Hisbollah setze gegen diese fast ausschließlich Kornet, Metis M und Vampir ein. Gegen ältere Merkavas kamen hauptsächlich Modelle der letzten Generation zum Einsatz und gegen die Transportpanzer und abgesessene Infanterie wurde das wirkliche Alteisen verschossen. Neunzig Prozent der Lenkwaffen die gegen Kampfpanzer verschossen wurden und getroffen haben waren mit einem Tandem Gefechtskopf ausgerüstet.

Insgesamt priorisierte die Hisbollah den Kampf gegen Merkava IV gegenüber älteren Varianten und zogen Hauptkampfpanzer anderen gepanzerten Fahrzeugen vor.
Die Israelischen Panzer standen damit im Libanon querschnittlich erheblich modernen Panzerabwehrmitteln gegenüber als 73. Und die Verluste an Mensch und Material waren trotzdem deutlich geringer.

Zitat: Und dies bei einer absoluten israelischen Luftüberlegenheit, dem Masseneinsatz von Drohnen, einem noch nie dagewesenen Einsatz von Nebel (bis dahin, dass keine Nebelmittel mehr verfügbar waren weil absolut alles verschossen wurde), dem Einsatz von schwerer Artillerie und absoluter technischer und zahlenmässiger Überlegenheit.
Die dauerhaften Totalverluste waren daher genau so zu erwarten. Sie sind weder niedrig, noch lächerlich, sondern entsprechen dem, was angesichts der Kräfteverhältnisse normal war.

Die sehr geringen Totalverluste zeugen davon, dass selbst der massierte Einsatz von modernen ATGMs kein geeignetes Mittel ist um heutigen Panzerverbänden nennenswerte Verluste zuzufügen. Es liegt nicht an der absoluten israelischen Luftüberlegenheit, dem Masseneinsatz von Drohnen oder irgendetwas sonst, dass das Schutzkonzept des Merkavas bei Treffern aufgegangen ist. Natürlich wäre es ohne die drückende israelische Überlegenheit zu mehr Treffern und demzufolge zu mehr Verlusten gekommen.
Aber der springende Punkt ist, dass das Verhältnis Eingesetzt ATGMs – Treffer – Trefferwirkung – Militärische Relevanz im Libanon für die Hisbollah nicht ansatzweise aufging. Daraus kann man folgern, dass man sich was besseres einfallen lassen muss um Panzerverbände zu stoppen, als sie mit zig ATGMs zuzuwerfen.

Übrigens was das Gros der israelischen Panzereinheiten im Libanon garnicht mit Nebelwerfern ausgestattet. Ein Umstand, der im Kampf zu einigen sehr unschönen Situationen führte.

Zitat: Das Gegenteil ist der Fall, es zeigt die deutliche Erhöhung des Kampfwertes eines extrem unterlegenen Gegners selbst durch im Schnitt technisch veraltete PALR auf. Zudem ist das Wort Modern für den Gros der eingesetzten PALR nicht mal im Ansatz geboten. Die Erfolgsquoten der modernen PALR im Arsenal der Hisbollah entsprachen wiederum völlig den Erwartungen und Kräfteverhältnissen.

Es ist keine Neuigkeit, das feindliche Infanterie auch unter drückender Luftüberlegenheit im schwierigen Gelände operieren kann. Aber du überzeichnest den Kampfwert maßlos. Die Hisbollah konnte vor allem gegen die israelische Infanterie taktische Erfolge erzielen. Im Kampf aus vorbereiteten Stellungen heraus gelang es lokal an verschiedenen Orten der israelischen Infanterie nicht nur Verluste zuzufügen sondern Einheiten zum Stehen und Rückzug zu bringen. Daran ändert dann angesichts der Kommandoartigen Vorstöße der Israelis auch alle Luftunterstützung nichts.

Dagegen konnte die Hisbollah gegen die Panzerverbände (die wie in der israelischen Armee leider üblich abseits der Infanterie operierten) kaum vergleichbare Erfolge erzielen. Selbst unter idealen Bedingungen gelang es nicht dem Feind vergleichbare Verluste zuzufügen. Man war nicht in der Lage die Bewegungen der israelischen Panzerverbände in relevanten Maß zu stoppen.

Im Gegenteil, die israelische Panzerwaffe war zu jedem Zeitpunkt in der Lage ihre operationellen Ziele unter akzeptablen Verlusten zu erreichen. Damit ist der Ansatz der Hisbollah gescheitert. Das der Krieg für ihre Kämpfer im Südlibanon so glimpflich ausging lag allein daran, dass das israelische Operationskonzept schwachsinnig war. Wäre man von Anfang an massiv reingegangen und hätte man den Litani nicht erst in den letzten Kriegstagen abgeriegelt hätte die Hisbollah ihre viertausend Mann im Südlibanon komplett verloren. Das wissen sie auch und geben deshalb Ruhe.

Zitat:Die Verluste an Panzern wurden primär durch die wenigen wirklich modernen Systeme verursacht. Angesichts des Umstandes, dass die Israelis immens viel Nebel einsetzten, die Hisbollah die PALR oft schon auf extremste Distanzen (Maximalreichweite) hin einsetzte und angesichts der absoluten Überlegenheit der israelischen Armee haben sich die modernen PALR sehr gut geschlagen und zeigen auf, was für ein Potenital hier vorhanden ist, insbesondere für die Frage des Dual Use gegen Panzer wie gegen Infanterie !
Man hätte gerne noch viel mehr Nebel eingesetzt, aber viele Verbände hatten überhaupt keine Nebelwerfer auf ihren Panzern. Sparmaßnahmen und so. Die Kampfentfernung war in der Regel auch alles andere als extrem. Die Hisbollah verlegte sich darauf die vermuteten Durchmarschwege israelischer Panzer zu verminen und durchbrechende Panzer von den Flanken oder im Rücken anzugreifen. Aber trotz dieses handwerklich korrekten Vorgehens und der hohen Kampfmoral gelang es eben nicht, entscheidende Verluste zuzufügen.

Und das ist und bleibt die entscheidende Lehre aus dem Libanonfeldzug. Moderne Panzerverbände können sich gegen einen asymmetrisch agierenden Feind unter akzeptabel geringen Verlusten durchsetzen. ATGMs haben im Aerial Denial Ansatz operationell versagt. Trotz das die israelische Armee haarsträubende taktische Fehler beging und die Ausrüstung nicht optimal war.

Zitat: Nicht zuletzt deshalb entwickelt ja gerade die israelische Armee seit 2006 ihre PALR sehr konsequent weiter und verfügt mit Systemen wie Spike NLOS über herausragende Systeme in diesem Bereich. Die israelische Armee rüstet ihre PALR gerade auch wegen der Kriegserfahrungen 2006 so erheblich auf.
Ich sehe das so nicht. SPIKE NLOS ist seit den frühen Achtzigern im Truppenbetrieb, resultiert aus der Erfahrungen des Yom Kippur Krieges und ist meines Erachtens sowieso keine klassische ATGM sondern eigentlich ein völlig neues Waffenkonzept. Was es in jüngerer Zeit gibt, ist ein sehr viel aggressiveres Marketing in diesem Bereich. Das verzerrt etwas.

Gleichwohl lässt sich das alles natürlich schlecht gleichsetzen. Der Umstand, dass die ATGM Doktrin der Hisbollah im Libanon gegen moderne Kampfpanzer versagte heißt natürlich nicht, dass man der eigenen (mechanisierten) Infanterie die Raketen wegnehmen sollte. Du hast völlig korrekt den Dual Use Aspekt angesprochen. Und gerade gegen unterlegene Gegner die unterhalb der Mechanisierten Kriegsführung agieren können Raketen durchaus ihre Berechtigung haben.

Aber nach dem zweiten Libanonkrieg sind sie eben kaum ein geeignetes Mittel um mit Panzerverbände zu stoppen. Tatsächlich waren sie das ohne organische Zusammenwirkung mit eigenen Panzerverbänden wahrscheinlich eh nie.

Zitat:Oder durch ein Infanterie-Feuerleitsystem welches den Angriff der PALR koordiniert. Oder indem man das Hardkillsystem vom HAPC runter schießt, was insbesondere durch MK aber auch durch Artillerie problemlos möglich ist usw usf
Diese Diskussion hatten wir schon. Ich halte das nach wie vor für nicht praxistauglich, erst recht nicht für asymmetrisch operierende Gegner.

Zitat:
Es wäre angesichts der Kräfteverhältnisse mehr als überraschend gewesen, wenn es anders ausgegangen wäre. Es war schon so überraschend genug, wie lange die Verzögerung gedauert hat.
Zudem würde ich die Aussage nicht so als Axiom überspitzen: Mechanisierte Verbände für sich alleine können sehr wohl von Infanterie gestoppt werden, man nehme beispielsweise mal das Desaster in und um Grozny herum.
Allgemein wird die Rolle und Wichtigkeit der israelischen Luftangriffe wie der israelischen Artillerie für den Sieg im Libanon heillos unterschätzt. Den Panzern gelang eigentlich erst dann der Durchbruch, als die israelische Artillerie sich auf die Lage eingestellt hatte, sich sozusagen eingearbeitet hatte.
Die geringen Verluste der Israelis an Panzern lagen zudem an einem im Schnitt sehr vorsichtigen und zum Teil fast schon zögerlichen Vorgehen, was aber angesichts der Lage absolut kein Fehler, sondern absolut richtig war. Die unbedarfte Masse unterschätzt einfach, wie lange Kämpfe gegen ein ausgebautes feindliches Stellungssystem dauern, selbst wenn man deutlich überlegen ist.


Die Verzögerung resultierte nicht aus Erfolgen der Hisbollah, sondern an dem völligen Fehlen eines strategischen Vormarsches der Israelis. Man beschränkte sich in drei von vier Kriegswochen auf kommandoartige, taktische Vorstöße weil sich in der Führungsebene die Idee festgesetzt hatte, man könne alle Probleme mit der Luftwaffe lösen. Diesen Vorstößen konnte die Hisbollah lokal erfolgreich begegnen.
Als die Israelis ihr Vorgehen umstellten – auch nachdem genügend Kräfte zusammengezogen und Reserven mobilisiert waren – und sich die Armee erstmals im Krieg operative Ziele setze war es eine Frage von Tagen wenn nicht Stunden, bis die Panzerverbände die Stellungen der Hisbollah durchbrachen oder umgingen und den Feind effektiv südlich des Litani einkesselten. Es wäre dann ein leichtes gewesen die Bewegungsfreiheit der Hisbollahkämpfer immer weiter einzuschränken und die Stellungen Stück für Stück auszuhebeln. Die Hisbollah war nicht in der Lage dieses operative Gesamtbild zu stören.

Ihre Erfolge resultieren in erster Linie aus dem plan- und kopflosen, ja blinden Vorstürmen der israelischen Einheiten, denen man lokal und taktisch begrenzt teils bedeutende Verluste zufügen konnte. Die Zusammenarbeit zwischen Infanterie, Panzern, Artillerie und Luftwaffe war da auf Israelischer Seite mangels operativer Zielsetzungen sehr mangelhaft.

Zitat: Da das noch nicht mal ihr operatives Ziel war und angesichts der Kräfteverhältnisse auch gar nicht machbar, ist dass eine völlige sinnfreie Aussage. Die israelischen Panzer sollte man zudem hier nicht für sich alleine sehen, sondern eben in Kombination mit der Infanterie, Artillerie, Luftangriffen, Drohnen usw
Selbstverständlich wäre es machbar gewesen hätten sich die ATGMs besser geschlagen. 100 zerstörte Panzer hätten zu einem effektiven Abbruch der israelischen Offensive geführt. Tatsächlich gelang es mit ATGMs aber eben nicht Panzer zu zerstören.
Im Übrigen steht die israelische Panzerwaffe traditionell sehr alleine und operiert in symmetrischen Einsätzen seit jeher sehr unabhängig von der Infanterie. Dies führte in der Vergangenheit regelmäßig zu unschönen Situationen, interessiert seit jeher aber niemanden. Auch im Libanon agierten die Panzereinheiten sehr unabhängig, stießen ziemlich blind und mit großem Hurra ins Gelände. Die vorbereiteten Stellungen der Hisbollah waren da eine unangenehme Überraschung. Auch zeigte man sich sehr überrascht von dem simplen Umstand, dass die Hisbollah lokal durchaus die vorstürmenden Panzer ignorierte und dann postwendend die nachrückende (nicht motorisierte) Infanterie unter Beschuss nahm. Da musste sich im Feld schnell einiges umgestellt werden.

Aber das ist taktisches Kleinklein. Das Hauptproblem der israelischen Verbände – und das wird auch von Libanonveteranen sehr beklagt – was das völlige Fehlen von operativen Zielsetzungen und eine vollkommen diffuse/konfuse Auftragslage. Sprich, die Einheiten wussten nicht was sie tun sollten und stolperten ideenlos durchs Gelände. Die daraus resultierende Unbeweglichkeit und Behäbigkeit der Israelis kam der Hisbollah sehr zu Gute.
Nachdem ein operationelles Ziel formuliert wurde – Vorstoß und Abriegelung des Litani – änderte sich die Situation schnell und grundlegend.

Zitat:Der Ansatz war eher, den Vormarsch so lange wie möglich zu verzögern. Und die Zahl der Hisbollahkämpfer die real sich am Kampf beteiligten überstieg zu keinem Zeitpunkt mehr als ein paar Hundert.
Tatsächlich waren es etwa 4000 im Südlibanon, davon bis zu 800 in Panzerjägerteams. Und der Ansatz funktionierte eben nicht. Als der Vormarsch kam – und damit ist nicht gemeint ein paar Fallschirmjäger stolpern in Dorf X – konnte keine Verzögerung erreicht werden.

Zitat: Das sind alles sehr gute Mittel. Den die kosten auch uns Zeit. Und das Ziel ist es dabei eben gar nicht, uns dauerhaft zu stoppen, sondern einfach die ganze Sache zu verzögern, Zeit zu schinden. Den unsere Bevölkerung erträgt keine länger andauernden Krieg mehr und Zeit ist Blut. Natürlich hält ein Panzergraben oder starke IED ein Korps nicht auf, aber sie verlangsamen es.
Und es hat im Libanon eben nicht funktioniert. Der Umstand, dass die Israelis drei Wochen lang in Grenzdörfern rumgestoplert sind liegt allein daran, dass ihnen operativ nichts Besseres eingefallen ist. Dem Generalstabschef wäre es eh am liebsten gewesen wenn man sich die Bodenkomponente komplett gespart hätte. Dieser Ansatz ist natürlich quatsch und verschwendete damit drei Kriegswochen.

Erst gegen Ende der Kampfhandlungen formulierte man operative Ziele. Dem hatte die Hisbollah nichts entgegenzusetzen, ihre Doktrin operative Züge gepanzerter Verbände durch den Einsatz von ATGMs zu unterbinden oder auch nur merklich zu verlangsamen ging nicht auf. Die Hisbollah hatte und hat kein Mittel sich gegen moderne Panzerverbände im Feld zu halten. Darum geht es im Kern bei der ganzen Diskussion hier.

Zitat:
Von den 1000 PALR wurden nur ein paar hundert gegen Panzer eingesetzt. Davon waren vermutlich nur um die 100 modernen Typs. Jede zweite davon war erfolgreich. Nun stell dir mal eine Hisbollah vor, die 1000 Spike NLOS auf die Israelis abgefeuert hätte. Die Sache hätte schon ganz anders ausgesehen.
Abgesehen davon das das Verhältnis nicht stimmt ist das völlig unrealistisch. Die Sache hätte auch ganz anders ausgesehen wenn die Hisbollah ein Panzerkorps gehabt hätte.
Tatsächlich hat die Hisbollah für eine im Grunde asymmetrische Truppe sehr ordentlich gekämpft. Aber die Kampfhandlungen zeigten eben auch, dass sie keine Möglichkeit haben moderne Panzerverbände zu stoppen. ATGMs können moderne Panzer händeln. Erst recht wenn Hardkillsysteme dazukommen. Deswegen kam der Namer und Trophy und die Hisbollah hält still.
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