Folgende Warnungen sind aufgetreten:
Warning [2] Undefined array key 0 - Line: 1670 - File: showthread.php PHP 8.4.8 (Linux)
File Line Function
/inc/class_error.php 157 errorHandler->error
/showthread.php 1670 errorHandler->error_callback
/showthread.php 916 buildtree




(Zweiter Weltkrieg) Musste Deutschland den zweiten Weltkrieg verlieren?
#87
@hunter1
Zitat:Das könnte man jetzt so interpretieren, dass Nazideutschland überhaupt keinen Krieg wollte. Wie oben angenommen, gehe ich vom Gegenteil aus.
Nein, so sollte man es nicht interpretieren. Falls ich so verstanden wurde, so war dies nicht meine Intention. Nazideutschland wollte den Krieg, genauer gesagt vor allem den Ostkrieg, den "Kreuzzug gegen den jüdischen Bolschewismus" und den "slawischen Untermenschen", den "Lebensraum im Osten". Dies war von Anfang an Teil eines festen Programmes.

Allerdings kamen dazu noch verschiedene andere Faktoren und Friktionen, darunter a) der/die, dass man de facto 1939 pleite war, weil man sechs Jahre lang die durch den Ersten Weltkrieg, Versailles, die Inflation zu Beginn der 1920er und die Weltwirtschaftskrise Ende der 1920er (Arbeitslosigkeit) traumatisierte Volksgemeinschaft mit Wohlfahrtsprogrammen (KdF u. a.), Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (Straßenbau, Moortrockenlegungen, Bau von Arbeitersiedlungen, Bau von Prestigeprojekten des Regimes [man denke an Nürnberg und die Reichsparteitage]) und einer angekurbelten Rüstung sowie einem damit verbundenen Propagieren eines neu erstarkten "Wehrwillens jenseits von Versailles" bei Laune gehalten, ja sich - also der NS-Führung - wohlgesonnen geformt hatte. Man musste also auf "Beutefang" gehen. Das man sich die Goldreserven von Tschechen 1938/39, Polen 1939 und Belgiern und Franzosen 1940 einverleibte, geschah nicht ohne Grund...

Hierzu kam aber, dass b) sich nach dem Krieg in Polen - dem ersten und geplanten Schritt auf dem Weg gen Osten - das Dritte Reich im Krieg mit England und Frankreich befand (was so nicht geplant war, zumindest nicht zu diesem Zeitpunkt). Und i. d. T. verharrte man im sog. "Drôle de Guerre" bis Frühjahr 1940 erst einmal sehr unschlüssig am Rhein, alleine die Deutschen verschoben ihren Angriffstermin mehrere dutzend Male. Den Restablauf (Frankreich 1940) spare ich hier aus, er ist bekannt. Ein zweites Mal geschah eine für die NS-Führung nicht absehbare Friktion (man sieht, wie restriktiv-unlogisch und egozentrisch die oberste Naziriege dachte) im Dezember 1941, als Japan Pearl Harbour attackierte. Hitler, der in seinem Russland-Fokus vom Angriff völlig überrascht wurde und der Japan zuvor Beistand im Falle eines Konfliktes mit den USA zugesichert hatte (s. u. a. Dreimächtepakt 1940), erklärte den USA vier Tage später im Berliner Sportpalast persönlich den Krieg (übrigens haben nicht die USA Nazideutschland den Krieg erklärt, nein, es war genau andersherum, dennoch hört man gerne - auch leider in Studentenkreisen - dass ja "die Amis den Deutschen den Krieg" erklärt haben), obgleich er keine Ahnung über die wirtschaftliche Kraft der USA hatte und zur gleichen Zeit seine Armeen vor Moskau bei 40 Grad Kälte erfroren.

Die Naziführung wollte insofern den barbarischen Krieg (Spiegel) im Osten mit seinen Herrenmenschen- und Eroberungsgedanken um jeden Preis, er war das Ziel, verbunden mit millionenfachem Mord (nicht nur alleine der Holocaust, man denke bspw. an den Backe-Plan, s. u. a.: <!-- m --><a class="postlink" href="http://de.wikipedia.org/wiki/Hungerplan">http://de.wikipedia.org/wiki/Hungerplan</a><!-- m -->); sie agierte jedoch indessen in Bezug auf die Westmächte völlig unüberlegt, irrational-hektisch, unwissend, überheblich und in Unkenntnis von deren Entschlossenheit (alleine die Kriegserklärungen Englands und Frankreichs am 3. September 1939 an das Deutsche Reich wegen des Überfalls auf Polen haben - anscheinend, die Historiker streiten da teils heftig - Hitler völlig überrascht, weil er schlicht nicht glaubte, dass die Westmächte so reagieren würden).

Kurz: Nazideutschland (besser: die Naziführung) hatte einen "völkisch"-ideologischen Plan, einen Plan, mit dem man im Osten Krieg führen konnte und wollte - und man hatte die Absicht dazu, genauso wie die Absicht zum Ermorden von Millionen von Menschen. Was nun die "Weststaaten" anging, so hatte man indessen keinen wirklichen Plan, man reagierte nur, zögerte und schätzte zudem sowohl die Kapazitäten (vor allem die der USA) sowie auch deren Entschlossenheit an sich völlig falsch ein.

@phantom
Zitat:... ohne die USA hätten wir unser jetziges Europa ganz bestimmt nicht.
Das ist richtig. Aber man muss alle Faktoren miteinbeziehen. Ohne die stalinistische Sowjetunion (welche bittere Ironie der Geschichte?!), die, zugegeben, mit barbarischer Brutalität gegenüber den eigenen Leuten und über 20 Millionen Toten letztlich die Wehrmacht weitgehend ausblutete (Anmerkung: ca. 75% aller deutschen Verluste im Zweiten Weltkrieg entstanden an der Ostfront), wäre es der demokratischen Vormacht USA so auch nicht gelungen, Europa - und damit auch Deutschland - so freiheitlich-demokratisch zu prägen wie es heute sich gestaltet und wir hätten somit unser Europa heute so auch nicht.

Die Vereinigten Staaten haben für Nachkriegseuropa sehr, sehr viel geleistet, ohne jeden Zweifel, besonders auch die Deutschen sollten da auch manchmal ein wenig ehrlicher und dankbarer sein und sich nicht gleich in boshafte "Ami go home!"-Reflexe stürzen, aber ohne die Operation Taifun, Stalingrad, Kursk und eine Operation Bagration (1944) hätte es keinen D-Day gegeben - oder aber einen, der innerhalb von 24 Stunden zu Ende gewesen wäre und der heute auch nicht gefeiert werden würde...
Zitat:Nationale Gefühle sind immer gefährlich und ganz besonders in grossen wirtschaftlich starken Staaten.
Das ist ein Gedanke, den ich nachvollziehen kann. Ich mache mir da auch manchmal Sorgen - und ich komme aus dem konservativen Süden dieses wunderschönen Landes (und bin auch selbst durchaus in vielen Belangen konservativ) -, wenn ich manchen deutschen Facebook-Kommentar lese. Aber dies ist nun auch wieder OT...lassen wir es...

Schneemann.
Zitieren


Nachrichten in diesem Thema

Gehe zu: