29.01.2014, 11:13
Wobei die Begriffe hier ein Problem sind, weil man darunter in den verschiedenen Ländern etwas verschiedenes versteht und weil die Begriffe ursprünglich etwas anderes bedeuteten als sie es jetzt bedeuten.
Das ursprüngliche Sturmgewehr-Konzept war dass einer Einheitswaffe, die sowohl leichte Maschinengewehre, als auch Maschinenpistolen als auch Gewehre (Halbauto- wie Repetier) in einer Waffe vereinen sollte.
Ein G36 wäre nach dem ursprünglichen Sturmgewehr-Konzept gerade eben kein Sturmgewehr. Die Amis wiederum teilen zwischen Assault Rifle und Battle Rifle.
Während wir in Deutschland eher von mittleren Maschinengewehren sprechen, und von der Doktrin her lange Zeit eher auf ein Universal-MG als "Kernwaffe" einer Infanteriegruppe setzten, haben die Amis seit langer Zeit auf mehrere leichte MG pro Infanteriegruppe gesetzt, die folgerichtig dort als Squad Automatic Weapon bezeichnet werden (man beachte den Begriff!).
Mit dem IAR kehrt nun ausgerechnet das USMC zumindest konzeptionell wieder zum ursprünglichen Sturmgewehr-Konzept zurück.
Im Osten wiederum hat man die gleichen Waffen je nach Länge entweder als Maschinenpistolen (wohlgemerkt eine Waffe mit einem Büchsenkaliber!) oder als Maschinenkarabiner bezeichnet.
Auf Grund dieser unterschiedlichen Begriffe ist oft etwas schwer zu erklären, was genau man meint und hinter den Begriffen steckt jeweils auch eine unterschiedliche Doktrin. Die ursprüngliche deutsche Doktrin ist die 1 Universal-MG je Gruppe und des Sturmgewehrs. Heute passen wir diese zunehmend an die Amis an. Die der Amis war die mehrerer lMG (SAW) und dazu einer spezialisierten Gliederung der anderen Schützenwaffen (AR, BR, DMR).
Während bei beiden die MG die Unterdrückung des Gegners leisten sollten, und der Gegner dann mit dem gezielten Feuer der anderen Schützenwaffen vernichtet werden sollte, verhält es sich im Osten wieder genau anders herum und das Feuer der anderen Schützenwaffen soll den Gegner niederhalten und das MG ihn dann gezielt vernichten.
Bevor wir also über bestimmte Systeme, bestimmte Schützenwaffen sprechen, müsste man also erstmal klären, was für eine Doktrin und Einsatzweise, was für eine Gruppengröße und Gruppenstruktur wir eigentlich anwenden wollen.
Und hier krankt es bei der Bundeswehr: die Bundeswehr gibt zunehmend ihre eigene Doktrin die sie bisher hatte auf und äfft einfach die Amis nach (was nicht schlecht sein muss per se, wenn es denn konsequent gemacht würde). Tatsächlich aber haben wir keine klare vollständig ausgearbeitete Infanterie-Doktrin bzw befindet sich diese überall in einer Art fließendem Zustand, einer Übergangsphase und ist daher weder klar Fisch noch Fleisch. In der Folge dessen ist es schwierig, geeignete Schützenwaffen für die Bundeswehr zu wählen.
Mit dem MG4 und MG5 (also zwei verschiedenen MG in zwei verschiedenen Kalibern) sowie dem G28 als DMR geht es aber ganz klar von der Bewaffnung her zumindest in Richtung Amis, mit dem Unterschied beispielsweise - und um bei MGs zu bleiben: dass bei den Amis jeder Trupp/Fire Team eine SAW (leichtes MG) hat und das MMG im größeren Kaliber in einem gesonderten Gun Team unabhängig von den Fire Teams an diese angehängt wird. Während bei der BW es zur Zeit anscheinend darauf hinaus läuft, dass entweder:
1 die Einheiten die das System IdZ haben nur das MG4 verwenden werden (und kein MG5) und dass MG5 von den anderen Einheiten die kein System IdZ haben verwendet wird.
oder 2 innerhalb einer Infanteriegruppe jeweils sowohl ein (eventuell sogar zwei) MG4 und dazu 1 MG5 vorhanden sein werden. Das MG5 also Teil der Gruppe wird und nicht frei von dieser agiert. Die Gruppe kann dann in zwei Trupps gespalten werden, von denen einer ein MG4 und der andere ein MG5 hat.
Egal welches von beidem zutrifft (also bei 1 wie 2) ist es anscheinend so, dass die Mittleren Maschinengewehre innerhalb der Infanteriegruppe vorhanden sein werden und nicht erst auf Zugebene als eine dem Zug direkt unterstellte Gruppe. Ein immer noch wesentlicher Unterschied zur US Struktur und Doktrin.
MG sind genau so Schützenwaffen wie StGw. Insbesondere wäre es wesentlich, wenn man die in der Gruppe mitgeführten MG bei Bedarf auch stehend freihändig im Schulteranschlag gezielt so schießen könnte, dass man zumindest auf geringere Distanzen auch trifft damit. Gerade im OHK (der in Zukunft immer wichtiger werden wird) wäre das eine wesentliche Eigenschaft. Dazu braucht man entweder ein leichtes MG in einem kleineren Kaliber (Minimi in 5,56 oder MG4) oder dass MMG muß etwas schwerer und gut ausbalanciert sein und die Ergonomie muß gut sein. Das HK121 kann man deshalb auch stehend freihändig schießen.
Zustimmung. Aber ich würde den anderen weg gehen, und die "Feuerleistung" eines Sturmgewehrs an die eines MG so weit wie möglich angleichen. Deshalb bin ich ein großer Freund des IAR Konzeptes.
Wenn man die "Feuerleistung" eines IAR so weit wie möglich erhöhen würde (durch einen Wechselbaren Upper, durch ein anderes Kaliber usw usw) dann könnte man umgekehrt auf leichte gurtgefütterte Maschinengewehre verzichten. Die zugleich immer noch höhere Präzision des IAR würde das immer noch höhere Feuervolumen eines lMG/SAW ausgleichen (weil präziseres Feuer eine stärker unterdrückende Wirkung hat als unpräziseres Feuer). Da aber dann jeder Soldat damit die Kampfkraft eines lMG hätte, würde die Feuerkraft einer ganzen Infanteriegruppe selbst dann erheblich steigen, wenn man die lMG komplett weglassen würde.
Damit könnte man das ursprüngliche Sturmgewehr-Konzept hier und heute verwirklichen. Das würde zugleich die Nahkampfstärke der Infanteriegruppe deutlich erhöhen und ihre Beweglichkeit, Geschwindigkeit, Reaktionsgeschwindigkeit und wieder sind dass alles Faktoren die im OHK eine wesentliche Rolle spielen.
Da nun auf der Ebene einer Gruppe nur ein Kaliber und primär nur ein Kugelwaffensystem vorkommen würde, könnte man nach US Vorbild die schwereren gurtgefütterten MG ausgliedern und dort die Reichweite und Wirkung erhöhen, bis diese der eines SMG de facto entsprechen.
Für die Bundeswehr aber würde dies eine vollständige Umstellung der Doktrin und die Umstellung auf gänzlich andere Kugelkaliber bedeuten. Daher ist diese Lösung eine rein theoretische und praktisch mit unserem Wehretat und unserer Doktrin nicht umsetzbar.
Es gibt so viele Waffen, die keiner kennt, auch keine der sogenannten Wehrexperten welche die Bundeswehr beraten (wobei das Minimi7,62 kennen die schon).
Beispielsweise wäre es 2007 die große Chance schlechthin gewesen, zusammen mit Frankreich das HK221 zu beschaffen: auch so eine Waffe die keiner kennt. Stattdessen hat man gepennt und gepennt und schließlich hat Frankreich bei FN direkt eingekauft und das FN MAG in der Original-Version beschafft, obwohl die Franzosen lieber das HK221 gehabt hätten, weil dieses besser war.
Hätten wir dies nicht vertan, hätten wir schon seit 2007 einen MG3 Nachfolger - zusammen mit Frankreich dasselbe MMG - und würden jetzt gar nicht das teurere HK121 beschaffen müssen.
Auch die herausragenden Entwicklungen in Polen in den letzten Jahren wurden in Deutschland weitgehend ignoriert: wie beispielsweise das UKM 2013:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.militaryphotos.net/forums/attachment.php?attachmentid=184457&d=1343633982">http://www.militaryphotos.net/forums/at ... 1343633982</a><!-- m -->
Von dem es eine Ultraleicht-Version gibt und ebenso eine Fahrzeugversion, womit man alle benötigten Typen zusammen hätte.
Für die Bundeswehr aber führt hier und jetzt kein Weg am HK121 vorbei. Wir brauchen hier und jetzt ein Maximal-Zuverlässiges Maschinengewehr und dieses muss auch real industriepolitisch beschaffbar sein. Deshalb das MG5, weil es einfach unrealistisch ist, ein polnisches MG zu beschaffen und das MG5 immerhin ausreichend gut ist.
Das ursprüngliche Sturmgewehr-Konzept war dass einer Einheitswaffe, die sowohl leichte Maschinengewehre, als auch Maschinenpistolen als auch Gewehre (Halbauto- wie Repetier) in einer Waffe vereinen sollte.
Ein G36 wäre nach dem ursprünglichen Sturmgewehr-Konzept gerade eben kein Sturmgewehr. Die Amis wiederum teilen zwischen Assault Rifle und Battle Rifle.
Während wir in Deutschland eher von mittleren Maschinengewehren sprechen, und von der Doktrin her lange Zeit eher auf ein Universal-MG als "Kernwaffe" einer Infanteriegruppe setzten, haben die Amis seit langer Zeit auf mehrere leichte MG pro Infanteriegruppe gesetzt, die folgerichtig dort als Squad Automatic Weapon bezeichnet werden (man beachte den Begriff!).
Mit dem IAR kehrt nun ausgerechnet das USMC zumindest konzeptionell wieder zum ursprünglichen Sturmgewehr-Konzept zurück.
Im Osten wiederum hat man die gleichen Waffen je nach Länge entweder als Maschinenpistolen (wohlgemerkt eine Waffe mit einem Büchsenkaliber!) oder als Maschinenkarabiner bezeichnet.
Auf Grund dieser unterschiedlichen Begriffe ist oft etwas schwer zu erklären, was genau man meint und hinter den Begriffen steckt jeweils auch eine unterschiedliche Doktrin. Die ursprüngliche deutsche Doktrin ist die 1 Universal-MG je Gruppe und des Sturmgewehrs. Heute passen wir diese zunehmend an die Amis an. Die der Amis war die mehrerer lMG (SAW) und dazu einer spezialisierten Gliederung der anderen Schützenwaffen (AR, BR, DMR).
Während bei beiden die MG die Unterdrückung des Gegners leisten sollten, und der Gegner dann mit dem gezielten Feuer der anderen Schützenwaffen vernichtet werden sollte, verhält es sich im Osten wieder genau anders herum und das Feuer der anderen Schützenwaffen soll den Gegner niederhalten und das MG ihn dann gezielt vernichten.
Bevor wir also über bestimmte Systeme, bestimmte Schützenwaffen sprechen, müsste man also erstmal klären, was für eine Doktrin und Einsatzweise, was für eine Gruppengröße und Gruppenstruktur wir eigentlich anwenden wollen.
Und hier krankt es bei der Bundeswehr: die Bundeswehr gibt zunehmend ihre eigene Doktrin die sie bisher hatte auf und äfft einfach die Amis nach (was nicht schlecht sein muss per se, wenn es denn konsequent gemacht würde). Tatsächlich aber haben wir keine klare vollständig ausgearbeitete Infanterie-Doktrin bzw befindet sich diese überall in einer Art fließendem Zustand, einer Übergangsphase und ist daher weder klar Fisch noch Fleisch. In der Folge dessen ist es schwierig, geeignete Schützenwaffen für die Bundeswehr zu wählen.
Mit dem MG4 und MG5 (also zwei verschiedenen MG in zwei verschiedenen Kalibern) sowie dem G28 als DMR geht es aber ganz klar von der Bewaffnung her zumindest in Richtung Amis, mit dem Unterschied beispielsweise - und um bei MGs zu bleiben: dass bei den Amis jeder Trupp/Fire Team eine SAW (leichtes MG) hat und das MMG im größeren Kaliber in einem gesonderten Gun Team unabhängig von den Fire Teams an diese angehängt wird. Während bei der BW es zur Zeit anscheinend darauf hinaus läuft, dass entweder:
1 die Einheiten die das System IdZ haben nur das MG4 verwenden werden (und kein MG5) und dass MG5 von den anderen Einheiten die kein System IdZ haben verwendet wird.
oder 2 innerhalb einer Infanteriegruppe jeweils sowohl ein (eventuell sogar zwei) MG4 und dazu 1 MG5 vorhanden sein werden. Das MG5 also Teil der Gruppe wird und nicht frei von dieser agiert. Die Gruppe kann dann in zwei Trupps gespalten werden, von denen einer ein MG4 und der andere ein MG5 hat.
Egal welches von beidem zutrifft (also bei 1 wie 2) ist es anscheinend so, dass die Mittleren Maschinengewehre innerhalb der Infanteriegruppe vorhanden sein werden und nicht erst auf Zugebene als eine dem Zug direkt unterstellte Gruppe. Ein immer noch wesentlicher Unterschied zur US Struktur und Doktrin.
Zitat: Wobei ich aber bei unmittelbaren Schützenwaffen immer noch an G3/G36 - die ich beide schießen konnte - denke und nicht direkt an MGs oder lMGs.
MG sind genau so Schützenwaffen wie StGw. Insbesondere wäre es wesentlich, wenn man die in der Gruppe mitgeführten MG bei Bedarf auch stehend freihändig im Schulteranschlag gezielt so schießen könnte, dass man zumindest auf geringere Distanzen auch trifft damit. Gerade im OHK (der in Zukunft immer wichtiger werden wird) wäre das eine wesentliche Eigenschaft. Dazu braucht man entweder ein leichtes MG in einem kleineren Kaliber (Minimi in 5,56 oder MG4) oder dass MMG muß etwas schwerer und gut ausbalanciert sein und die Ergonomie muß gut sein. Das HK121 kann man deshalb auch stehend freihändig schießen.
Zitat: Und ich meine, man sollte auch nicht versuchen, die Feuerleistung eines MGs an ein Sturmgewehr anzugleichen. Ein Sturmgewehr ist eben ein Sturmgewehr, und ein MG ein MG.
Zustimmung. Aber ich würde den anderen weg gehen, und die "Feuerleistung" eines Sturmgewehrs an die eines MG so weit wie möglich angleichen. Deshalb bin ich ein großer Freund des IAR Konzeptes.
Zitat:Und "Zwitterlösungen" sind m. Mn. n. weder Fisch noch Fleisch, ich sehe da keinen Vorteil.
Wenn man die "Feuerleistung" eines IAR so weit wie möglich erhöhen würde (durch einen Wechselbaren Upper, durch ein anderes Kaliber usw usw) dann könnte man umgekehrt auf leichte gurtgefütterte Maschinengewehre verzichten. Die zugleich immer noch höhere Präzision des IAR würde das immer noch höhere Feuervolumen eines lMG/SAW ausgleichen (weil präziseres Feuer eine stärker unterdrückende Wirkung hat als unpräziseres Feuer). Da aber dann jeder Soldat damit die Kampfkraft eines lMG hätte, würde die Feuerkraft einer ganzen Infanteriegruppe selbst dann erheblich steigen, wenn man die lMG komplett weglassen würde.
Damit könnte man das ursprüngliche Sturmgewehr-Konzept hier und heute verwirklichen. Das würde zugleich die Nahkampfstärke der Infanteriegruppe deutlich erhöhen und ihre Beweglichkeit, Geschwindigkeit, Reaktionsgeschwindigkeit und wieder sind dass alles Faktoren die im OHK eine wesentliche Rolle spielen.
Da nun auf der Ebene einer Gruppe nur ein Kaliber und primär nur ein Kugelwaffensystem vorkommen würde, könnte man nach US Vorbild die schwereren gurtgefütterten MG ausgliedern und dort die Reichweite und Wirkung erhöhen, bis diese der eines SMG de facto entsprechen.
Für die Bundeswehr aber würde dies eine vollständige Umstellung der Doktrin und die Umstellung auf gänzlich andere Kugelkaliber bedeuten. Daher ist diese Lösung eine rein theoretische und praktisch mit unserem Wehretat und unserer Doktrin nicht umsetzbar.
Zitat:ch habe aber gerade von wegen deiner Ausführungen ein wenig herumgegoogled und war wirklich überrascht, dass es auch ein 7,62er-Modell davon gibt.
Es gibt so viele Waffen, die keiner kennt, auch keine der sogenannten Wehrexperten welche die Bundeswehr beraten (wobei das Minimi7,62 kennen die schon).
Beispielsweise wäre es 2007 die große Chance schlechthin gewesen, zusammen mit Frankreich das HK221 zu beschaffen: auch so eine Waffe die keiner kennt. Stattdessen hat man gepennt und gepennt und schließlich hat Frankreich bei FN direkt eingekauft und das FN MAG in der Original-Version beschafft, obwohl die Franzosen lieber das HK221 gehabt hätten, weil dieses besser war.
Hätten wir dies nicht vertan, hätten wir schon seit 2007 einen MG3 Nachfolger - zusammen mit Frankreich dasselbe MMG - und würden jetzt gar nicht das teurere HK121 beschaffen müssen.
Auch die herausragenden Entwicklungen in Polen in den letzten Jahren wurden in Deutschland weitgehend ignoriert: wie beispielsweise das UKM 2013:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.militaryphotos.net/forums/attachment.php?attachmentid=184457&d=1343633982">http://www.militaryphotos.net/forums/at ... 1343633982</a><!-- m -->
Von dem es eine Ultraleicht-Version gibt und ebenso eine Fahrzeugversion, womit man alle benötigten Typen zusammen hätte.
Für die Bundeswehr aber führt hier und jetzt kein Weg am HK121 vorbei. Wir brauchen hier und jetzt ein Maximal-Zuverlässiges Maschinengewehr und dieses muss auch real industriepolitisch beschaffbar sein. Deshalb das MG5, weil es einfach unrealistisch ist, ein polnisches MG zu beschaffen und das MG5 immerhin ausreichend gut ist.