23.12.2013, 12:08
Zitat: Die Reichweite reicht bei Raketenartillerie heute schon bis 300 km und selbst die normale Rohrartillerie deckt das Einsatzgebiet der Bodentruppen vollständig ab. Man kann mit moderner Munition (Excalibur, Vulcano) auf über 50 km auf 1 m genau schießen. Es gibt genau so Artilleriemunition, die markierte Ziele exakt anfliegen kann.Ich sehe da sin der Praxis etwas differenzierter. Freilich ist es richtig, dass gelenkte Artilleriemunition ein sehr interessantes Asset ist, das sich auch höchst ökonomisch einsetzen lässt. Gleichwohl glaube ich nicht, dass hier eine Ablösung vom Fluggerät – bemannt oder unbemannt – im Bereich der Feuerunterstützung stattfinden kann. Artillerie hat eine eingeschränkte Reichweite. 50km sind in weitläufigen Einsatzgebieten erstmal garnichts und können auch mal versammt nahe am Feind sein. Natürlich kann man vollwertige Boden-Boden Raketen mit wesentlich größeren Reichweiten einsetzen, aber das vergrößert nicht nur den logistischen Fußabdruck erheblich sondern ist auch ökonomisch weniger sinnvoll. Noch wichtiger Abend ist Limitierung, der jedes Artilleriesystem unterliegt, die ballistische Flugbahn der Geschosse. Dir hilft kein Excalibur der Welt wenn dein Artilleriegeschütz am Berg steht und er Hang auf der anderen Seite beschossen werden muss. Oder wenn das Ziel im bebauten Umfeld einfach ungünstig steht. Solche Szenarien wird es in der Praxis immer geben und das würde die Kollateralschäden steigen lassen. Nicht unbedingt das was man erreichen will.
Die Reichweite ist nur dann unzureichend, wenn man Drohnen primär als Mittel für (Bomben)Anschläge in fremden Ländern ansieht. Solche (Bomben)Anschläge sind aber meiner Überzeugung nach vom Kosten-Nutzen Verhältnis her mehr als fragwürdig. […]
Sicherlich ist die Artillerie ein Waffensystem, das in westlichen Armeen vernachlässigt wurde und sicherlich kann man damit auch ganz interessante Sachen in Zusammenschluss mit Drohnensystemen anstellen. Nur können wir auch nicht außer acht lassen, dass das wir uns mit Artillerie regelrecht fesseln. Doktrinell sind wir aufgestellt Wirkung über hunderte von Kilometern zu entfalten und dabei hochmobil und flexibel zu agieren. Ein Ausbau der Artilleriekapazitäten ist dort interessant wo der Krieg stationär geworden ist und wir kein Problem damit haben uns strukturell an den Boden zu binden und in Wirkreichweite zu beschränken. Aber Afghanistan ist nicht die Zukunft. Der Trend geht ganz klar wieder in die andere Richtung. Die USA konzentrieren sich sowieso auf den Pazifik und die Europäer haben nicht im Ansatz Lust irgendwo mit massiven Kräften einzuzfallen und ein engmaschiges Artillerienetz aufzustellen das dann auch noch mit nicht unerheblichen Aufwand geschützt und versorgt werden muss. Drohnen entsprechen unserer Art Krieg zu führen wesentlich mehr. Und deshalb werden sie sich auch vor der Artillerie durchsetzen.
Insbesondere natürlich auch, wenn man mal von dem Bereich der Luftnahunterstützung für den Infanterieverband weggeht und mal ein paar Nummern größer denkt. Die Hauptaufgabe der Kampfdrohne wird es in Zukunft nicht sein Hellfire hinter der Infanterie herzuschleppen, sondern Kampfjets in Bereichen der Strategischen Luftkriegsführung zu ersetzen. In der Zukunft werden Kampfdrohnen vor den Kampfflugzeugen und erst recht vor der Artillerie das erste System am ersten Tag sein das den Kampf aufnehmen wird um die Beherrschung des Gefechtsfelds zu erstreiten mit der wir überhaupt erst in die Lage kommen können Artillerie vorzuverlegen. Und das ist auch der Punkt warum die Bundeswehr langfristig Kampfdrohnen braucht. Tornado und Eurofighter sind nicht geeignet in Anti Access / Area Denial Szenarien effektiv zu wirken. F-35 sind utopisch. Moderne Kampfdrohnen sind unsere einzige Chance eine halbwegs ernstzunehmende Luftwaffe zu erhalten.
Darum geht es in der Zukunft und verglichen damit ist das was man heute mit Drohnen macht echter Kindergarten.