Iranisches Atomprogramm
Patriot schrieb:Anders als der Autor des zweiten Artikels, bin ich der Überzeugung, dass eine Angleichung der Stärke innerhalb der Machtverhältnisse im Nahen Osten zwischen Teheran - Jerusalem - Riad, ausgelöst durch einen US-amerikanischen Schwenk durchaus stabilisierend wirken kann.
Saudi-Arabien und Israel können sich ihre Aggressivität nur deswegen leisten, weil sie sich der amerikanischen Rückendeckung sicher sind.
Die sich zurückziehende politische und militärische Macht von Außerhalb würde eine einseitige Dominanz und die Überzeugung einer Kompromisslosigkeit nicht mehr zulassen.
Sollten die USA wirklich diesen Weg begehen, sehe ich (langfristig) die Chance auf eine zwangsläufige Annäherung der jeweiligen Seiten.
Annäherung? Das absolute Gegenteil wird der Fall sein, diese sich abzeichnende Entwicklung wird in einer Katastrophe enden die Ausmaße haben könnte die an die beiden Weltkriege heranreichen könnte.
Eine Angleichung der Stärke führt nicht wie von dir angedacht zu Stabilisierung. Im Gegenteil, es ist die Dominanz einer Seite die eine Situation stabilisiert. Gegenwärtig dominiert Amerika politische, militärische und wirtschaftliche Macht die Region. Ihre Verbündeten in der Region stützen sich ganz auf sie während die Gegenseite nicht die Möglichkeit hat dagegen anzukommen. Deshalb ist es in der Region zwischen (!) den Staaten ruhig. Abgesehen von der Kappelei zwischen Israel und der Hibsollah und Hamas natürlich, aber die Auswirkungen dessen sind lokal begrenzt und beeinflussen die Region nicht als Ganzes.
Diese relative Stabilität in der Region bricht jetzt gerade komplett zusammen. Den USA brechen durch den arabischen Frühling und ihrer diesbezogenen Politik zusehens die Verbündeten weg. Ihr Vorgehen in der Iranfrage isoliert sie in der Region durchaus mehr. Ihre politischen Einflussmöglichkeiten schwinden damit. Zusätzlich ziehen sie sich aber auch noch militärisch aus der Region zurück. Das enstehende Loch stopfen sie mit massivsten Waffenverkäufen an die Golfanrainer und Israel. Das wertet die Verbündeten auf und schwächt relativ dazu gesehen die eigene Rolle. Zusätzlich bröckelt es auch noch an der Wirtschaftsfront. Die USA verringern ihre Abhängigkeit vom arabischen Öl immer mehr und werden über kurz oder lang dankt des zu Hause stattfindenden Erdgasbooms überhaupt nicht mehr von der Region abhängig sein.
Das ist positiv für die USA aber schlecht für die Region.

Das ist jetzt die angloamerikanische Seite. Da tut sich schon mehr als uns lieb sein kann, aber auf der anderen Seite haben wir mit dem Iran eine aufstrebende Macht die sich anschickt seinen politischen Einfluss in der Region durch militärische Macht massiv auszuweiten.
Das sind die Veränderungen die da gegenwertig passieren. Die seit den Achtziger Jahren bestehende Dominaz Amerikas löst sich mit beunruhigender Schnelligkeit auf. Was kommt danach? Auf jeden Fall keine Stabilität. Dazu gibt es zwischen all den Konfliktparteien viel zu viele Reibungspunkt. Jeder hätte da genug Grund um gegen jeden anderen ins Feld zu ziehen. Und genau das wird im übertragenen Sinne passieren. Wenn ein Kräfteangleich stattfindet werden die bestehende Konflikte viel offener ausgetragen als jetzt.
Wenn dir die israelische und saudische Aggressivität heute schon zu viel ist, dann viel Spaß mit dem was danach kommen wird. Wir sprechen hier von Nahen- und Mittleren Osten. Eine Region wo Annäherung und Kompromissbereitschaft als Schwäche ausgelegt werden. Wo Stolz und persönliche Ehre ganz weit oben stehen und das Märtyrertum gepflegt wird.
Da wird sich nichts einfach einpendeln. Da wird jede Bewegung weg von der jetzt vorhandenen, beherrschenden Dominanz zu Kollisionen führen.
Und Gott steh uns bei wenn man da den sunnitischen und schiitischen Fanatikern auch noch Atomwaffen in die Hand drückt. Wir hatten schon mehr als Glück als Verstand das eine bipolare Welt während des Kalten Krieges nicht in Flammen aufging – und da waren alle Akteure defensiv eingestellt und dachten rational. Eine tripolare oder gar multipolare Region mit politischen und religiösen Fanatikern ist dagegen der absolute Wahnsinn und ein ganz tiefer Blick in den zivilisatorischen Abgrund.
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