Iran
Zitat:Rohani tut indessen genau das, was richtig ist und was genau genommen sein Job ist: Er versucht weiteren und unnötigen Schaden vom Lande und dem iranischen Volk abzuwenden indem er sich zumindest diplomatisch gibt. Das hat also nichts mit Arschkriecherei oder betteln oder Anbiederung zu tun. Eher ist es pragmatische Vernunft, weil der blindwütige Kollisionskurs manches Politikers der vergangenen Zeiten dem Land mehr geschadet als genutzt hat.

Wieso? Wenn es darum geht besonders freundlich, zuvorkommend und zwischen den Zeilen, "Sie Arschloch" zu sagen, dann ist doch Ahmadinejad DER Mann der Wahl. :mrgreen: Warscheinlich war das im direkten Gespräch eine der höflichsten Administrationen überhaupt. Außerdem muss man festhalten, dass Ahmadinejad mit seinem in der Sache unnachgiebigen Kurs gegenüber feindlichen Ländern richtig lag. Gleichzeitig hat er die Beziehungen zu den NAM Staaten. insbesondere zu Staaten in Afrika und Südamerika stark ausgebaut. Davor war 8 Jahre Khatami an der Macht. Die Administration Khatami, war stark auf den Westen ausgerichtet und hatte sogar sehr offene und deutliche diplomatische Offerten direkt gen Washinton gemacht, in Afghanistan und Irak diplomatisch und geheimdienstlich geholfen, die Urananreicherung zur Vertrauensgewinnung ausgesetzt, sogar ein umfangreiches Verhandlungsangebot zur Aufnahme direkter dipolmatischer Beziehungen und deren Normalisierung verfasst und via schweizer Botschaft direkt an die US Administration Bush übermittelt und lauter so Dinge getan, die sich als völlig sinnbefreit erwiesen haben. Das hat also erwartungsgemäß überhaupt nichts gebracht. Der Gewinn lag bei exakt null. Vergebene Liebesmüh'. Iran wurde zur Belohnung, neben Nordkorea, Irak und Syrien auf die Liste der "Achse des Bösen" gesetzt. Das hat einiges verändert.

Ergo hatten die Iraner merheitlich keinen Bock mehr auf solche Pfeifen. Ahmadinejad hatte vom diplomatischen Versagen seiner Vorgänger ganz massives Wählerpotential geschöpft. Die Menschen wollten diesen härteren Kurs. Die Leute haben begriffen, dass es im Westen keine Blumentöpfe zu gewinnen gibt, solange die unter dem Einfluss israelischer think-tanks und Lobbies agierenden USA die westliche Außenpolitik dominieren. Da kam doch Ahmadinejad mit seinen Kampfreden gerade richtig. Und gerade jetzt, wo man sich bereits im Krieg befindet, braucht man erst recht keine Waschlappen in einer Führungsposition. Nun sitzt da ein Rohani, dem man einen leistungsstarken Verstärker ans Mikro stecken muss, damit man ihn überhaupt akustisch wahrnimmt.

Von Rohani erwarten die Menschen heute in erster Linie ein glücklicheres Händchen bei innenpolitischen Themen. Da hat Ahmadinejad mit seinem beispiellos inkompetenten Kabinett kläglich versagt und Rohani hat hier eindeutig das bessere Personal mit Ministerposten versehen. Ergo haben innenpolitische Themen Ahmadinejad die Wahl gekostet, aber nicht etwa sein außenpolitischer Kurs.

Zitat:Insofern, bleibe mal auf dem Boden der Vernunft: Bei einem knallharten Wirtschaftskrieg würde der Iran absolut in die Röhre schauen.

Bleibe mal auf dem Boden des Realismus: Welche Formen von Sanktionen ließen sich politisch und technisch denn noch durchsetzen, die nicht bereits bestehen? Man kann dem Iran nichts mehr. Auf der nicht-militärischen Seite ist das Pulver im Prinzip verschossen und auf der militärischen Seite hat der Westen die Hosen voll. Ergo kann und sollte der Iran die Potentiale dieser Lage nutzen und entsprechend schmerzbefreit agieren. Aber mit Rohani sehe ich da schwarz.

Zitat:Nur: Das hat dann nichts mehr mit iranischem Patriotentum zu tun, sondern nur noch mit kalter, ja berechnender Menschenverachtung,

Wie Du willst. Das historische Gedächtnis der Iraner ist stark ausgeprägt. Ich selbst würde das also als Lernprozess bezeichnen.
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