Usa vs. Syrien
Zitat:Hat sich denn so viel gewandelt? Die meisten Staaten dort unten haben noch die gleiche Agenda wie vor 10 Jahren (etwa Iran, Saudi-Arabien, Jordanien). Die Lage im Libanon oder im israelisch-palästinensischen Konflikt ist genauso wenig großartig verändert worden, wie teils jene in den Maghreb-Staaten. Die einzige Ausnahme stellt der arabische Frühling dar, was besonders in Tunesien, Libyen, am Nil und nun in Syrien zu Umwälzungen führte. Wobei indessen z. B. am Nil die "Restauration" offenbar derweilen die Fundamentalisten wieder zurückgedrängt hat. Die einzige Ausnahme stellt der arabische Frühling dar, was besonders in Tunesien, Libyen, am Nil und nun in Syrien zu Umwälzungen führte. Wobei indessen z. B. am Nil die "Restauration" offenbar derweilen die Fundamentalisten wieder zurückgedrängt hat.
Natürlich hat sich die Situation massiv gewandelt. Vor zehn Jahren stoppte der Iran sein Atomprogramm weil die Mullahs Angst vor den USA hatten. Die Hibsollah im Libanon war kein relevanter Player, genausowenig die Hamas in Gaza. Nordafrika war neutral bis freundlich gegenüber uns eingestellt und den Rest der arabischen Welt hatte auch keine größeren Probleme. Zehn Jahre später sieht das ein ganz klein wenig anders aus.
Der Atomkonflikt mit dem Iran hat den Iran in Isolation getrieben und zur Aggression genötigt während die Golfanrainer rüsten als gäbe es kein Morgen. Ein Showdown ist unausweichlich. Der Irak ist auch noch einen Bürgerkrieg später Schaubeispiel des ausgebrochenen Konflikts von Sunniten und Schiiten sowie Persern und Arabern. Die Golfstaaten sind im Zuge dessen und durch den Arabischen Frühling instabil geworden und müssen die eigene Straße fürchten. Im Yemen führt man seit Jahren einen Kleinkrieg den niemand interessiert. Wie sich Jordanien überhaupt noch zusammenhält nach zwei Flüchtlingskatastrophen innerhalb von zehn Jahren weiß auch niemand. Auf der anderen Seite der arabischen Welt haben wir durch den arabischen Frühling zwei Kriege, drei gestürzte Regimes, zwei Failed States und einen verlorenen Verbündeten. Wie die Situation sich da weiter entwickelt steht in den Sternen, bestenfalls wird es nur nicht noch schlimmer. Besser kann es schon allein aus wirtschaftlichen und demographischen Gründen garnicht werden. Dann haben wir natürlich noch Israel mit ganz neuen Problemen in der letzten Dekade. Mit der Hamas und der Hisbollah gibt es zwei neue Player die man erst durch drei, vier Waffengänge einigermaßen unter Kontrolle brachte obgleich deren militärisches Potential ständig wächst. Zusätzlich belastete der verdeckte Kleinkrieg mit dem Iran um das Atomprogramm die Gesamtsituation noch massiv. Über die Türkei reden wir besser garnicht.
Und obendrauf haben wir jetzt den Bürgerkrieg in Syrien. Über das Atomwaffenprogramm des Landes reden wir schon garnichtmehr und die Achse Iran – Syrien ist momentan echt das kleinere Übel wenn die Alternative Al Quaida mit C-Waffen heißt.
Was hatte wir davon 2003 schon alles? Verglichen mit der Situation heute hatten wir vor Zehn Jahren geradezu paradiesische Zustände unter Pax Americana…
Zitat:Nicht unbedingt. Es sind neue Systeme hinzugekommen und alte abgeschafft worden, was die USA wesentlich flexibler gemacht hat/macht als vor 10 Jahren. Nur erwecken die Abzüge aus Irak und Afghanistan evtl. den Eindruck einer US-Schwäche. Militärisch mache ich mir indessen keine Sorgen um die USA, eher denke ich an die Finanzlage und die daraus resultierende Schwächung der Stellung u. a. zu China, die wirklich Anlaß zur Sorge geben kann (sollte?).
Die militärischen Möglichkeiten stehen doch garnicht zur Debatte. Es ist der politische Wille und der Wille der Gesellschaft der einfach nicht mehr da ist. Es ist die geschwundene Softpower. Es sind die fiskalpolitischen Beschränkungen und die neuen geopolitischen Realitäten (Pazifik, Gasreichtum zu Hause) die zu einem Rückzug der USA aus dieser Region führen. Weniger was die Streitkräfte angeht sondern einfach die Aufgabe des Gestaltungsanspruches. Es sind mittlerweile die europäischen Politiker die kriegswilliger sind als die Amerikaner. Das muss man sich mal vergegenwärtigen und mit der Situation von vor fünf Jahren vergleichen.

Zitat:Wir setzen uns ja nicht gegen Assad alleine und damit für al-Qaida ein. Dass ist das Schreckgespenst, das von den Freunden Assads oder zumindest von den Eingriffs-Unlustigen entworfen wird. Es ist aber nur eine Momentaufnahme, denn wenn Assad stürzt und man (noch?) rechtzeitig die Bahnen stellt, dann schlägt man zwei Fliegen mit einer Klappe: Iran verliert seinen Verbündeten und al-Qaida (bzw. diese ca. 5.000 bis 10.000 Mann starken al-Qaida-nahen Salafistengruppen) einen wichtigen Rückzugsort. Und was heißt "größere Herausforderung"? Ich erledige lieber den Auftrag im "Provinzbahnhof Syrien" richtig und wirke damit auch dem Iran entgegen, als dass ich beim "S21-Projekt Iran" theatralisch Mist baue, denn dort ist der Zug quasi schon abgefahren mit dem Sturze Saddams.
Da sind doch Fantastereien. Was ist denn wenn Assad stürzt? Es wird dann genausowenig Demokratie ausbrechen wie in Ägypten. Syrien ist da dummerweise auch noch um Größenordnungen schlimmer dran. Land und Gesellschaft sind im Arsch, da drunten hat sich das Zivilleben über weite Strecken schlicht erledigt. Da lässt sich nichts mehr zusammenkitten und irgendwie so einrichten das alles gut wird. Wenn Assad fällt wird das Morden weitergehen und das Land im Chaos versunken bleiben. Al Quaida wird sich genauso über den syrischen Kadaver hermachen wie die Hisbollah und sonstige Warlords die da noch so rumfleuchen. Was haben wir da zu gewinnen? Rein garnichts. Wenn wir da gewinnen wollten müssten wir mit 100.000 Mann für zwanzig Jahre rein und die Streithähne solange auseinanderhalten bis eine neue Generation hernagewachsen ist, die den Bürgerkrieg nicht erlebt hat. Das ist aber illusorisch.
Deswegen sollten wir hoffen das Assad gewinnt. Er garantiert wenigsten Stabilität und wir kennen ihn und wir können ihn ausrechnen. Er ist unser Feind aber er ist weder verrückt noch selbstmordgefährdet. Seine Allianz mit dem Iran ist nicht nett aber letztlich nicht entscheidend wenn es gegen den Iran geht. Und das müssen wir. Unser gesamtes Handeln in der Region muss darauf ausgerichtet sein uns auf den Showdown mit dem Iran vorzubereiten, nicht unser Pulver auf sekundären Schlachtfeldern zu verballern.
Was müssen wir machen wenn Assad doch irgendwann fallen wird, quasi das Worst Case Szenario eintritt? Wir müssen dann in den Sauren Apfel beißen und der syrischen Staat vollends zu zerstören. Wir müssen Assads Erben ein totes Land präsentieren das zu nichts anders zu gebrauchen ist als darin zu sterben. Es kann kein Wehrpotential mehr haben denn noch einen Terroristentummelplatz können wir uns nach Afghanistan nicht auch noch leisten. Folgekriege mit Israel wären vorprogrammiert. Aber das ist natürlich komplett unrealistisch. Wenn Assad fällt würden wir den Staat auch noch aufpäpeln wollen. Und schießen uns damit nur selbst ins Knie.
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