23.08.2013, 13:36
Geht Russland auf Distanz zum Assad-Regime?
Anbei hatte ich die seltene Gelegenheit, mit Personen zu sprechen, die aus Syrien kamen. In einem Falle handelte es sich um jemand (er ist Sunnit, Namen nenne ich aber nicht), der via Libanon und Libyen nach Italien geflohen ist und nun in Deutschland Asyl erhalten hat. Abgesehen davon, dass er mir Handy-Bilder von der Bootsflucht zeigte - was angeblich mehrere tausend Euro (Dollar?) gekostet haben soll -, zeichnete er ein desolates Bild der Rebellen. Er berichtete von Gruppen von 50 bis 100 Mann, die verstreut kaempfen, jede führt "ihren eigenen Krieg", sozusagen. Es gibt kein einheitliches Kommando oder dergleichen. Seiner Einschaetzung nach, wird Assad sich wohl durchsetzen, was auch der Grund war, weswegen er sich zur Flucht entschlossen hatte. Hat mich auch überrascht, wie schnell und offenkundig problemlos - man kennt ja deutsche Amtsschimmel - er in Deutschland Asyl und eine Aufenthaltsgenehmigung erhalten hat (in Köln). Ein anderer Teil seiner Familie kam in Österreich unter und ist unversehrt.
Er berichtete von verödeten Landstrichen und zerstörten Dörfern und Höfen, quasi einer nicht mehr funktionierenden Infrastruktur und einer ruinierten Landwirtschaft sowie von einer landesweiten Treibstoffknappheit (letzteres war auch für mich interessant, weil man darüber in unseren Medien eigentlich nichts gehört hat, unklar blieb hierbei aber, ob er dies allgemein meinte oder nur auf die Bevölkerung bezog, weil der Militaerapparat Assads ja anscheinend noch gut funktioniert). Es waren zwar nur Momentaufnahmen, aber wenn seine Aussagen stimmen, und ich halte sie für durchaus glaubwürdig - auch wenn man immer zwischen den Zeilen lesen muss und ich davon ausgehe, dass man, wenn man aus so einem Bürgerkriegsland kommt, durch Krieg und Flucht traumatisiert sein kann -, so wird das Land auf Jahre hinaus ein Trümmerhaufen sein. Frieden, so denkt er, ist nicht in Sicht, eher wird es eine quasi instabile Diktatur bleiben, die von Untergrundaktivitaeten immer wieder erschüttert wird. Hoffnungen für das Land hat er nicht bzw. keine großen. Dazu kommt, dass viele der Flüchtlinge, die er sah, zwischen ca. 15 und 30 Jahren alt waren und teils recht gut ausgebildet waren (was also für das Land selbst dementsprechend nachteilhaft ist); er selbst war ebenso vergleichsweise gut ausgebildet (Beruf nenne ich nicht), weswegen er auch das Geld für Überfahrt/die Schleusung aufbringen konnte.
In jedem Fall ist die Sache sehr "trübe"; die Gespraeche gingen mir noch lange durch den Kopf, weil es ein komisches bzw. irgendwie irritierendes Gefühl ist, wenn man jemanden vor sich hat und mit ihm redet, der selbst alles dies miterlebt und gesehen hat, obgleich man als Außenstehender und "Beobachter" diese Schicksale nur aus einer undefinierbaren "Ferne" und aus den Medien kennt/vernimmt...
Ich werde den Kontakt versuchen auf jeden Fall zu halten.
Schneemann.
Zitat:Bürgerkrieg in Syrien: Russland drängt Assad zur Aufklärung des Giftgasangriffs<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/russland-fordert-von-assad-rasche-aufklaerung-von-giftgas-attacke-a-918188.html">http://www.spiegel.de/politik/ausland/r ... 18188.html</a><!-- m -->
Was geschah wirklich bei dem Giftgasangriff in Syrien mit Hunderten Toten? Diese Frage will jetzt auch Russland geklärt haben - und verlangt von der Assad-Regierung Kooperation. Uno-Experten im Land müssten ungestört ermitteln können.
Moskau - Die russische Regierung schaltet sich in die Ermittlungen um den mutmaßlichen Giftgasangriff in der syrischen Region Ghuta ein. Man habe das Regime von Baschar al-Assad aufgefordert, mit den angereisten Uno-Waffenexperten zu kooperieren, erklärte Außenminister Sergej Lawrow am Freitag. [...] Ein Team von Chemiewaffen-Experten im Auftrag der Uno hält sich seit Sonntag in Syrien auf. Die syrische Regierung hat den Experten bislang nur den Zugang zu drei Orten gestattet, an denen in den vergangenen Monaten angeblich Chemiewaffen eingesetzt worden sein sollen.
Anbei hatte ich die seltene Gelegenheit, mit Personen zu sprechen, die aus Syrien kamen. In einem Falle handelte es sich um jemand (er ist Sunnit, Namen nenne ich aber nicht), der via Libanon und Libyen nach Italien geflohen ist und nun in Deutschland Asyl erhalten hat. Abgesehen davon, dass er mir Handy-Bilder von der Bootsflucht zeigte - was angeblich mehrere tausend Euro (Dollar?) gekostet haben soll -, zeichnete er ein desolates Bild der Rebellen. Er berichtete von Gruppen von 50 bis 100 Mann, die verstreut kaempfen, jede führt "ihren eigenen Krieg", sozusagen. Es gibt kein einheitliches Kommando oder dergleichen. Seiner Einschaetzung nach, wird Assad sich wohl durchsetzen, was auch der Grund war, weswegen er sich zur Flucht entschlossen hatte. Hat mich auch überrascht, wie schnell und offenkundig problemlos - man kennt ja deutsche Amtsschimmel - er in Deutschland Asyl und eine Aufenthaltsgenehmigung erhalten hat (in Köln). Ein anderer Teil seiner Familie kam in Österreich unter und ist unversehrt.
Er berichtete von verödeten Landstrichen und zerstörten Dörfern und Höfen, quasi einer nicht mehr funktionierenden Infrastruktur und einer ruinierten Landwirtschaft sowie von einer landesweiten Treibstoffknappheit (letzteres war auch für mich interessant, weil man darüber in unseren Medien eigentlich nichts gehört hat, unklar blieb hierbei aber, ob er dies allgemein meinte oder nur auf die Bevölkerung bezog, weil der Militaerapparat Assads ja anscheinend noch gut funktioniert). Es waren zwar nur Momentaufnahmen, aber wenn seine Aussagen stimmen, und ich halte sie für durchaus glaubwürdig - auch wenn man immer zwischen den Zeilen lesen muss und ich davon ausgehe, dass man, wenn man aus so einem Bürgerkriegsland kommt, durch Krieg und Flucht traumatisiert sein kann -, so wird das Land auf Jahre hinaus ein Trümmerhaufen sein. Frieden, so denkt er, ist nicht in Sicht, eher wird es eine quasi instabile Diktatur bleiben, die von Untergrundaktivitaeten immer wieder erschüttert wird. Hoffnungen für das Land hat er nicht bzw. keine großen. Dazu kommt, dass viele der Flüchtlinge, die er sah, zwischen ca. 15 und 30 Jahren alt waren und teils recht gut ausgebildet waren (was also für das Land selbst dementsprechend nachteilhaft ist); er selbst war ebenso vergleichsweise gut ausgebildet (Beruf nenne ich nicht), weswegen er auch das Geld für Überfahrt/die Schleusung aufbringen konnte.
In jedem Fall ist die Sache sehr "trübe"; die Gespraeche gingen mir noch lange durch den Kopf, weil es ein komisches bzw. irgendwie irritierendes Gefühl ist, wenn man jemanden vor sich hat und mit ihm redet, der selbst alles dies miterlebt und gesehen hat, obgleich man als Außenstehender und "Beobachter" diese Schicksale nur aus einer undefinierbaren "Ferne" und aus den Medien kennt/vernimmt...
Ich werde den Kontakt versuchen auf jeden Fall zu halten.
Schneemann.