16.06.2013, 10:50
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Der Panamakanal soll Konkurrenz bekommen; etwa 600 km nordwestlich will nun Nicaragua - mit chinesischer Hilfe - quer über die zentralamerikanische Landenge ebenfalls einen Kanal bauen.
Die Idee zu diesem Vorhaben ist bei Weitem nicht neu. Erste Vorschläge gab es schon zu spanischen Kolonialzeiten, als 1825 die Regierung der damaligen „Föderativen Republik von Zentralamerika“ erste Voruntersuchungen durchführen ließ. Beginnend in Greytown sollte der „Nicaraguakanal“ zunächst etwa 60 km in Richtung Westen geführt werden, dann in den Rio San Juan münden und diesem bis nach San Carlos in den Nicaraguasee folgen. Vom Westufer des Sees war dann ausgehend von San Jorge eine etwa 35 km breite Landquerung bis an die Pazifikküste bei Brito geplant.
Nicaraguakanal - historische Streckenführung (Grafik: wikipedia)
Dieser Vorschlag stand allerdings in Konkurrenz zu einer weiteren Streckenführung durch Mexiko (Isthmus von Tehuantepec) und noch einer dritten durch Panama. Zwar wurden schon Vorverträge geschlossen, aber die US-Regierung sah in Nicaragua Probleme bei Armut und politischer Instabilität, Risiken durch nahe Vulkane – und argwöhnte übergroßen politischen Einfluss Großbritanniens (Britisch Honduras). Wie bekannt, machte Panama damals das Rennen.
Seit 1914 ist der Panamakanal der konkurrenzlose Schifffahrtsweg quer durch Lateinamerika - und mit 77 km auch nur etwa ein Drittel so lang wie der vorgeschlagene Nicaraguakanal -, aber die nordwestliche Alternative war nie vom Tisch. Immer wieder gab es neue Überlegungen zum Bau des Nicaraguakanals – seit 1939 auch zu einer kleinen, nur für spezielle Frachtschuten geeigneten Variante. 1999 schaffte das Parlament die gesetzlichen Grundlagen für eine Realisierung dieser kleinen Variante: der „Eco Canal“ sollte den Nicaraguasee mit der Karibikküste verbinden, allerdings nicht vom See weiter an die Pazifikküste führen. Diese Lücke sollten Eisenbahn und Pipelines schließen.
Das Projekt gewann aber schnell weiter an Dynamik. 2004 war schließlich wieder die Rede von einem über die gesamte Landenge führenden Kanal, der Schiffe von 250.000 ts aufnehmen sollte (im Panamakanal ist die Schiffsgröße auf 65.000 ts begrenzt). Man begann sogar schon mit der Umsetzung. 2010 erhielten südkoreanische Firmen Aufträge zur infrastrukturellen Erweiterung des wahrscheinlichen Ausgangshafens an der Karibikküste.
Am 13. Juni hat die Nationalversammlung grünes Licht für den Bau dieses Wasserweges gegeben. In einer Studie soll nun der genaue Verlauf festgelegt und das „Land beschafft“ werden; 2015 will man mit den eigentlichen Bauarbeiten beginnen, und schon in elf Jahren sollen erste Schiffe auf dem neuen Wasserweg fahren. Die Kosten für den Bau werden auf etwa 30 Mrd. Euro veranschlagt. Das ist gut das 30-fache des jährlichen Staatshaushaltes Nicaraguas, aber man hat sich einen finanzkräftigen Partner ins Boot geholt. Den Auftrag zu Bau und Betrieb (50 Jahre) des Kanals soll die in Hongkong ansässige chinesische „HK Nicaragua Canal Development Investment Co. Ltd“ erhalten.
Dass die Firma offenbar speziell für dieses Projekt gegründet wurde, lässt bei dem finanziellen Umfang des Vorhabens auf substantielle Unterstützung aus Peking schließen. Die USA betrachten die Wiederbelebung des Nicaraguakanal-Projektes denn auch mit großen Vorbehalten. Sicher nicht zu Unrecht befürchten sie einen neuen geostrategischen „Brückenkopf“ Chinas mit erheblichen außen-, wirtschafts- und auch sicherheitspolitischen Implikationen – und dies nun auch noch direkt vor ihrer Haustür.
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