26.05.2013, 12:46
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Zitat:Bei Negativ-Schlagzeilen zur spanischen Marine denkt man zurzeit erst einmal immer an finanzielle Probleme, aber die jüngste „Katastrophenmeldung“ kommt aus einer ganz anderen Richtung.(ganzer Text, da MF und nur kurz im Netz - noch mehr auf der hp des MF und im Heft)
2007 hatte Navantia mit dem Bau von vier neuen U-Booten vom Typ S-80 begonnen. Die 71-m Neubauten (Tauchverdrängung 2.400 ts) sind eine Eigenentwicklung des spanischen U-Bootherstellers, auch wenn Elemente des früher von Navantia gemeinsam mit der französischen DCNS entwickelten und gebauten SCORPENE-Designs einflossen. Die mit einem außenluftunabhängigen Antrieb ausgerüsteten, „zurzeit modernsten konventionellen U-Boote“ sollen auch auf dem Exportmarkt angeboten werden.
Für die spanische Marine hat der Ersatz ihrer vier 30 Jahre alten, zum Teil inzwischen auch schon ausgemusterten U-Boote der GALERNA-Klasse (französischer Typ AGOSTA-70) so hohe Priorität, dass das Vorhaben bisher sämtliche Budgetturbulenzen überstand, auch wenn es wegen seiner Gesamtkosten von 2,2 Mrd. Euro immer wieder auf den Prüfstand geriet. Einziger Wermutstropfen war eine Projektverzögerung: S-81 sollte als erstes der neuen U-Boote mit zweijähriger Verzögerung erst 2015 in Dienst gestellt werden.
Dieser Termin dürfte sich nun um mindestens zwei weitere Jahre verschieben. Einer zunächst unglaublich anmutenden, inzwischen aber bestätigten Meldung einer spanischen Tageszeitung zufolge haben sich die Konstrukteure beim Design der U-Boote einen „größeren Rechenfehler“ geleistet. Ein U-Boot kann im Tauchzustand nur dann unter Wasser „schweben“, wenn sein Eigengewicht exakt dem des verdrängten Wassers entspricht. Zum Ab- oder Auftauchen wird dann Wasser in Tauchzellen gepumpt oder abgepumpt. Bei S-80 soll das Eigengewicht um 68 Tonnen zu groß sein. Die Zeitung wörtlich: „Das U-Boot würde beim Tauchen sofort - und unwiederbringlich - wie ein Stein auf den Meeresgrund sacken“.
Nun haben die staatliche Navantia-Werft (und ihre Vorgänger) in Cartagena bis ins 19. Jahrhundert zurück reichende Erfahrung im Bau von U-Booten. Auch die vier U-Boote der GALERNA-Klasse entstanden hier. Voller Stolz auf diese Tradition sollen drei der vier Neubauten auch die Namen spanischer U-Bootingenieure erhalten: Typboot S-81 wird so z.B. nach ISAAC PERAL (1851-1895) benannt, dem Pionier des spanischen U-Bootbaus.
Der Werftdirektor hat inzwischen eine erste Stellungnahme abgegeben. Den Konstrukteuren sei während der Designphase permanent durch „unqualifizierte Personen“ dreingeredet worden. Immer wieder habe das Verteidigungsministerium auf dem Einbau neuer Geräte und Anlagen bestanden. Schon 2005, zwei Jahre vor dem Baubeginn für das Typboot, habe man auf die Diskrepanzen zwischen Forderungen und Möglichkeiten hingewiesen; die Einwände seien „auf ministerieller Ebene“ aber ignoriert worden. Der Verteidigungsminister wird dies natürlich entrüstet zurückweisen. Man darf vielleicht vermuten, dass die Bedenken der Konstrukteure auf dem Weg durch die Hierarchien allmählich so verwässert wurden, dass sie auf der Entscheidungsebene schließlich als nicht mehr gravierend empfunden wurden. Wie dem auch sei: die politische Opposition hat bereits begonnen, den Vorgang nun auch im Parlament zu thematisieren.
Für die Lösung des Problems bieten sich offenbar zwei Möglichkeiten an, zu denen Navantia auch bereits „Kontakt zu ausländischen Experten suchen“ soll. Zum einen kann man versuchen, das Eigengewicht des U-Bootes durch Ausbau von Anlagen und Einrichtungen zu reduzieren. Leider gibt es auf kaum einem U-Boot der Welt Anlagen und Geräte, auf die man verzichten kann; in der systembedingten Enge ist nie Platz für „Überflüssiges“, und 68 Tonnen sind doch eine ganze Menge. Die zweite - wahrscheinlichere - Möglichkeit ist die Schaffung von mehr Auftriebsvolumen durch Einbau einer zusätzlichen Sektion, und dies kostet Geld. Die spanische Zeitung spricht von 7,5 Mio. Euro pro Meter und Boot. Das mag sich zunächst nach relativ wenig anhören, aber bei vier U-Booten und vielleicht deutlich längeren Segmenten summieren sich die Kosten. Überdies wird auch die nun notwendige längere Indiensthaltung der restlichen GALERNA U-Boote mit zusätzlichen Kosten zu Buche schlagen. So wird unter den derzeitigen Budgetbedingungen vielleicht sogar das ganze Projekt noch einmal kritisch hinterfragt werden.