17.02.2013, 15:00
Zitat:Sagen wir es so, Schneemann. Auf Seiten der Kurden, Alawiten/Schiiten, Christen und dem sunnitischen Mainstream sehe ich kein Potential andersartige oder andersgläubige aus religiösen bzw ethnischen Motiven heraus zu töten. Das ist immernoch die große MehrheitDas ist aber nicht entscheidend. Auch die Gräuel des 30-jährigen Krieges waren nicht die Intention des Gros' der damaligen Menschen. Es lässt sich in Zeitzeugenberichten eher erkennen, dass die Menschen in ihrer naiven Frömmigkeit in diesen Krieg hineingezogen wurden. Verursacht (oder begünstigt) wurde der Konflikt durch massive Machtinteressen und das Hegemonialstreben der beteiligten Herrscher und Herrscherhäuser, die die Religiosität ihrer Untertanen nach Gutdünken zum Aufstacheln gegen den potentiellen Gegner ausgenutzt haben, der Unfähigkeit der Zentralgewalt (in diesem Falle das Reichsgebiet [HRR] selbst) zu entschlossenem Handeln, einem weit verbreiteten Aberglauben und partikularistischen Tendenzen der Klein- und Randstaaten.
Die Masse der Leidtragenden (zumeist die Landbevölkerung, aber auch teils die Städter) wollten ihren Gegenübern sicher nicht an die Gurgel, auch wenn es Ansätze und teils dem eigentlichen, großen, 30-jährigen Konflikt vorangehende einzelne Übergriffe, Massaker, Kleinkriege und Gräueltaten gab.
Nur: Diese gewalttätigen Tendenzen im kleinen Rahmen gibt es islamischen Raum derweilen ja auch, auch wenn die Masse der Menschen dort sie nicht will; und dabei ist es egal ob nun der Kurdenkonflikt, die Exzesse in Syrien, frühere Konflikte im Libanon, "failed states" wie der Jemen oder auch die Minderheitenverfolgung im Iran oder den Golfstaaten betrachtet werden.
Ich gehe zwar davon aus, dass die meisten Menschen in der islamischen Welt sich sicher nicht gegenseitig umbringen wollen, nur bleibt abzuwarten, inwieweit dieser Grundgedanke Bestand haben wird in einem Gebiet, dass von extrem vielen inneren, sozialen und religiösen Spannungsfeldern geprägt ist. Vor allem bleibt abzuwarten, inwieweit die Menschen selbst überhaupt Einfluss nehmen können auf die Eigendynamiken dieser Spannungen, wenn diese eskalieren sollten. Daneben sind (hinsichtlich der Aspekte im ersten Absatz) genau eben diese Tendenzen im Nahen Osten deutlich erkennbar.
Zitat:Siehe dazu das bereits verlinkte Interview vom Shin Beit Chef, der exakt ein solches Szenraio als vermeintliche Überlebenschance der Juden propagiert :roll: , oder x-beliebige Aussagen Al-Kaida naher Gruppierungen, die alle Ungläubigen töten wollen. Da braut sich tatsächlich eine unheilige Allianz zusammen.Eine wie auch immer geartete Allianz ist dies sicher nicht. Vor allem weiß man in Israel selbst nur zu gut, dass ein in Flammen stehender Naher Osten für Israel alles andere als erstrebenswert ist.
Schneemann.