20.01.2013, 10:33
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Zitat: Mehrere Fahrten von Landungsschiffen durch die türkischen Meerengen sowohl in Richtung Mittelmeer als auch ins Schwarzmeer sowie Berichte über Einlaufen in Tartus (Syrien) lassen auf umfangreiche Materialtransporte schließen.
Insgesamt sind sechs Landungsschiffe an den Operationen beteiligt: AZOV, NOVOCHERKASSK (ROPUCHA) sowie NIKOLAJ FILCHENKO und SARATOV (ALLIGATOR) der Schwarzmeerflotte; KALININGRAD und ALEXANDER SHABALIN der Baltischen Flotte.
Die Schiffe scheinen einen regelrechten Shuttle-Verkehr zwischen Tartus und Novorossiysk aufgebaut zu haben. So kehrte z.B. die am 27. Dezember ins Mittelmeer verlegte AZOV am 9. Januar ins Schwarzmeer zurück, nur um am 16. Januar schon wieder im Bosporus mit Kurs auf das Mittelmeer gesichtet zu werden. Nach zunächst nur inoffiziellen Berichten, inzwischen aber auch Pressemitteilungen aus dem russischen Generalstab nehmen alle Schiffe in Novorossiysk Material, Fahrzeuge und Marineinfanteristen an Bord. Auch die beiden Landungsschiffe der Baltischen Flotte seien auf dem Wege dorthin. Als Ziel der anschließend ins Mittelmeer zurückkehrenden Schiffe wird nun auch offiziell meist Tartus genannt.
Zu Sinn und Zweck der Fahrten gibt es natürlich zahllose Gerüchte, die von begonnener Evakuierung von Tartus bis hin zu Truppenverlegung zum Eingreifen in den Konflikt (an der Seite des Assad-Regimes) reichen; selbst über einen heimlichen Abtransport syrischer chemischer Waffen wird bereits spekuliert. Am wahrscheinlichsten ist jedoch die Erfüllung bestehender Verträge zur Lieferung von Waffen und Munition nach Syrien, dabei auch syrisches Gerät, das zur Instandsetzung in Russland war und nun zurück befördert wird. Im vergangenen Jahr waren mehrere Transporte durch zivile russische Schiffe am einseitigen Embargo der EU-Staaten gescheitert (Verweigerung des Einlaufens in EU Gewässer; Drohungen mit Beschlagnahme der Ladung). Der Rückgriff auf Marineschiffe würde diese - ohne UN Embargo übrigens völlig legalen (!) – Lieferungen nun problemlos ermöglichen.
Das Landungsschiff SARATOV ist ebenfalls mit Material an Bord auf dem Weg nach Tartus, allerdings nicht nur zur Materiallieferung. Nach Passage der türkischen Meerengen war in der Ägäis ein Generator ausgefallen und ließ sich mit Bordmitteln nicht reparieren. Nun verlegt das Schiff in Begleitung des Bergeschleppers SLIVA SB-406 (Nordflotte) nach Tartus, um die Dienste des dort stationierten Werkstattschiffes AMUR P-56 (Schwarzmeerflotte) in Anspruch zu nehmen.
Zu den im östlichen Mittelmeer um den FK-Kreuzer MOSKVA operierenden Einheiten (darunter inzwischen wohl auch die Fregatte YAROSLAV MUDRIY der Baltischen Flotte) gibt es keine neuen Meldungen. Noch immer ist lediglich von einer „Ende Januar“ geplanten Großübung die Rede, ohne dass diese Ankündigungen allerdings spezifiziert werden. Der Nordflottenverband mit Zerstörer SEVEROMORSK, Tanker DUBNA und Bergeschlepper ALTAI hat am 17. Januar einen mehrtägigen Besuch in Souda Bay (Kreta) beendet. Der offiziell als „Anti-Piraterie Einsatzgruppe“ bezeichnete Verband, der das orthodoxe Weihnachtsfest übrigens in der spanischen Mittelmeerenklave Ceuta verbracht hat, soll sich wohl der MOSKVA-Gruppe für die bevorstehenden Übungen anschließen; so ganz eindeutig klar ist dies aber noch nicht.
Nicht zuletzt mit Blick auf frühere Medienpolitik der russischen politischen wie militärischen Führung bleibt der Eindruck einer Mischung aus Planlosigkeit und bewusster Desinformation. Es besteht kaum ein Zweifel daran, dass die Verbände nicht für eine lange geplante Großübung oder Materialtransporte, sondern sehr kurzfristig in Erwartung einer krisenhaften Zuspitzung der Lage in Syrien für mögliche Eventualoperationen in Marsch gesetzt wurden. Davon ist inzwischen aber kaum noch die Rede.