13.01.2013, 12:19
Nightwatch schrieb:...danke für die Bestätigung - solange die russische Flotte "vor Ort kreuzt" wird es keinen Angriff der USA auf Syrien geben, hatte ich ja auch gesagt.
Eine Gefahr das es zu einen "unmittelbaren Konflikt" mit den Russen kommt besteht überhaupt nicht.
Daher ist es durchaus in diesem Strang von Interesse, was die russische Flotte vor der Küste von Syrien macht:
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Zitat: ...(ganzer Bericht, da MF und nur kurz im Netz - mehr news auf der hp des MF und natürlich im Heft)
Neun Tage lang gab es zu den Mittelmeer-Verlegungen der Einsatzgruppen dreier Flotten praktisch keinerlei Nachrichten. Am 31. Dezember wurde die Einsatzgruppe der Baltischen Flotte mit Fregatte YAROSLAV MUDRIY, den Landungsschiffen KALININGRAD und ALEXANDER SHABALIN sowie zwei Hilfsschiffen bei Passage der Straße von Gibraltar gemeldet; am gleichen Tag passierte das Landungsschiff NOVOCHERKASSK der Schwarzmeerflotte die Türkischen Meerengen, ebenfalls in Richtung Mittelmeer. Man kann davon ausgehen, dass zum Jahreswechsel auch der Verband der Nordflotte mit Zerstörer SEVEROMORSK das Mittelmeer erreichte, während die Gruppe der Schwarzmeerflotte mit FK-Kreuzer MOSKVA unverändert im östlichen Mittelmeer operierte.
Danach schwiegen sich sowohl russische Marine als auch Verteidigungsministerium zu den Standorten der Schiffe erst einmal völlig aus. Ungewöhnlich ist dies allerdings nicht, denn über den Jahreswechsel und zum orthodoxen Weihnachtsfest liegen russische Schiffe in der Regel irgendwo untätig vor Anker, und in der Heimat sind Stäbe und Pressestellen nur notdürftig besetzt; da gibt es fast nie Meldungen.
Erst am 8. Januar wurden wieder Schiffe gemeldet, als völlig überraschend die Landungsschiffe AZOV und NIKOLAY FILCHENKOV durch die Türkischen Meerengen wieder zurück ins Schwarzmeer verlegten. Inoffiziellen Berichten zufolge sollen sie in Tartus (Syrien) Material an Bord genommen haben. Bestätigen lässt sich dies nicht, könnte aber ein Hinweis auf eine begonnene „materielle Auflösung“ der dortigen logistischen Basis der russischen Marine sein. Am 10. Januar passierte wiederum das Landungsschiff SARATOV der Schwarzmeerflotte den Bosporus in Richtung Mittelmeer, um sich dem Schwarzmeerverband um Kreuzer MOSKVA anzuschließen. Das Rendezvous war am 11. Januar geplant, verzögert sich aber, denn die SARATOV „dümpelt“ nach Generatorausfall erst einmal in der Ägäis und muss vor Weiterfahrt repariert werden. Die SARATOV soll in der kommenden Woche Tartus (Syrien) anlaufen; der Zweck des Besuches wird allerdings nicht genannt.
Nach den Feiertagen erscheinen nun auch die anderen Einsatzgruppen wieder in den Pressemeldungen der russischen Marine. Fregatte YAROSLAV MUDRIY und Tanker LENA (Baltische Flotte) sind am 11. Januar zu einem Versorgungsstopp in Valetta (Malta) eingelaufen, sollen anschließend in Richtung östliches Mittelmeer weiter verlegen. Zerstörer SEVEROMORSK (Nordflotte) will vom 14.-18. Januar Souda (Kreta) besuchen.
Zeitgeich werden in Souda Bay auch russische Marineinfanteristen zu einem “ergänzenden Training” im dortigen NATO-Ausbildungszentrum erwartet. Dies können auf dem Zerstörer eingeschiffte Soldaten (Boardingteams) sein; es könnte aber auch darauf hindeuten, dass sich die ansonsten unerwähnten Landungsschiffe KALININGRAD und ALEXANDER SHABALIN (Baltische Flotte) nun im Gefolge der SEVEROMORSK befinden. Die Schiffe der Einsatzgruppe um die MOSKVA haben indessen im östlichen Mittelmeer am Flottentanker IVAN BUBNOV versorgt, der zuvor in Lakarna (Zypern) Kraftstoff, Wasser und Lebensmittel gebunkert hatte.
Während die Schiffe vorübergehend aus dem Meldebild verschwanden, tat sich in Moskau ... in der ersten Januarwoche Einiges. Ursprünglich war – auch in offiziellen Presseerklärungen – die Verlegung der drei Flottenverbände immer nur mit der Lage in Syrien in Verbindung gebracht worden (Vorbereitung möglicher Evakuierungsoperationen). Am 1. Januar war von Syrien plötzlich keine Rede mehr. Stattdessen kündigte der neue Verteidigungsminister Sergej Shoigu nun die „größten Seemanöver der (nach-sowjetischen) russischen Marine“ an. Einsatzgruppen „aller vier Flotten“ sowie auch Elemente der anderen Teilstreitkräfte würden Ende Januar die „Etablierung einer TSK-gemeinsamen Gruppe von Truppen außerhalb Russlands“ üben. Übungsgebiete seien das östliche Mittelmeer sowie das Schwarzmeer, wobei dort „an der rauen Kaukasusküste“ amphibische Landungen geplant seien.
Nicht zuletzt mit Blick auf frühere Medienpolitik der russischen politischen wie militärischen Führung muss der Eindruck einer gewissen Planlosigkeit entstehen. Mit großer Wahrscheinlichkeit waren die Verbände sehr kurzfristig in Erwartung einer krisenhaften Zuspitzung der Lage in Syrien (C-Waffen Einsatz?) für mögliche Eventualoperationen in Marsch gesetzt worden. Als diese Lageverschärfung dann ausblieb, stand man sicher vor der Entscheidung, die Schiffe wieder zurück zu beordern - mit dem Risiko, sie schon bald wieder erneut in Marsch setzen zu müssen - oder aber auf Kurs zu lassen – dann jedoch nicht mehr als bloße „Syrien“-Eventualtruppe ohne jegliche zeitliche oder operative Planung. Vielleicht wurde so aus der kurzfristig angesetzten Syrien-Operation eine bevorstehende Großübung, wobei unterschwellig natürlich signalisiert wird, dass diese mit dem üblichen zeitlichen Vorlauf „lange geplant“ gewesen sei. Ein ad-hoc Einsatz ohne jede reale operative Zielsetzung verwandelte sich so in ein von Beginn an wohl durchdachtes Unternehmen.
Dennoch bleiben Fragen: Minister Shoigu sprach von einer Übung „aller vier Flotten“, was eine Mittelmeer-Verlegung auch der zurzeit im Golf von Aden operierenden Anti-Piraterie-Einsatzgruppe um den Zerstörer MARSHAL SHAPOSHNIKOV nahelegte. In letzten offiziellen Meldungen ist nun aber nur noch von Schwarzmeerflotte, Baltischer Flotte und Nordflotte die Rede, wobei der Nordflottenverband um die SEVEROMORSK jetzt sogar als „Anti-Piraterie Einsatzgruppe“ bezeichnet wird. All dies gibt breiten Raum für Spekulationen und natürlich allmählich wild wuchernde Gerüchte.
Die kommenden Tage werden sicher mehr Hinweise geben, was in diesem an beste sowjetische Tradition erinnernden Gemenge an widersprüchlichen offiziellen Presseerklärungen, Geheimniskrämerei und wohl auch bewusster Desinformation tatsächlich wahr ist. Sicher wird es nach der großen Ankündigung des Ministers eine wie auch immer gestaltete Übung geben, aber ebenso sicher bleibt auch Syrien Option. In einer kleinen Meldung am Rande heißt es am 11. Januar nämlich, vier zivile russische Schiffe (namentlich genannt werden APOLONIA, ANT-1, ANT-2 und NIKOLAY KONAREV) stünden im Mittelmeer, Schwarzen Meer und Roten Meer für mögliche Evakuierung russischer Staatsbürger bereit.