29.12.2012, 19:32
@ Quintus
Sehr interessanter Punkt, der absolut nähere Betrachtung verdient.
Eine wichtige Frage für mich in deinem Szenario einer sich bildenden Militär-Junta ist, inwiefern der Westen, sprich die NATO und allen voran die US-Amerikaner, die absolut notwendige finanzielle und technische Unterstützung der ANA auch nach einem eventuellem Coup fortsetzt. Und ich kann mir durchaus vorstellen, dass je nach den Bedingungen und Umständen des Coups, eine weitere Unterstützung nicht ausgeschlossen ist, beispielsweise eben um eine regionale Fragmentierung und Aufsplitterung zu verhindern oder auch um eine sich ausbreitende Aufstandsbewegung seitens der Taliban/Neu-Taliban zu unterdrücken.
Allerdings, andererseits, besteht auch ohne die Perspektive eines drohenden Militärputsches und darauf folgender Kämpfe um die knapper werdenden Ressourcen innerhalb des aufgeblähten Militärapparates die Möglichkeit einer Aufsplitterung der Armee in einer möglichen Nach-Abzugs-Chaos-Situation. Wenn die Taliban-Gruppierungen im Frühjahr 2015 Ernst machen und mit einer Anschlags- und Aufstandswelle die schwachen politischen Strukturen der Regierung Karzai so unter Druck setzen, dass sie kollabieren, so könnten auch ohne Militärputsch wichtige Generäle und regionale Würdenträger auf die regionale Karte setzen und versuchen, ihre jeweiligen Verantwortungsbereiche autonom gegen die Taliban zu verteidigen und gleichzeitig auch autonom von Kabul zu regieren. Und so weit sind wir ja auch heute schon von diesem Szenario nicht weg. Ismail Khan hat schon vor ein paar Wochen beispielsweise seine alten Kämpfer rund um Herat versammelt und sie darauf eingeschworen, dass in Zukunft sie wieder ie Verteidigung Herats übernehmen müssen. Diese alten Warlords könnten mit den regionalen Befehlshabern der ANA entsprechende Deals eingehen und schon hätten wir auch ohne zentralstaatlichen Militärcoup den Zerfall Afghanistans in von Warlords kontrollierte Kleinstaaten. Und ich kann mir solche Übereinkünfte zwischen regionalen militärischen und politischen Stellen in dem auf persönlichen Beziehungen aufbauenden Sozialgefüge Afghanistans schon heute sehr, sehr gut vorstellen. Man könnte wohl auch sagen, ohne sie, kann man sich Afghanistan nicht vorstellen...
Sehr interessanter Punkt, der absolut nähere Betrachtung verdient.
Eine wichtige Frage für mich in deinem Szenario einer sich bildenden Militär-Junta ist, inwiefern der Westen, sprich die NATO und allen voran die US-Amerikaner, die absolut notwendige finanzielle und technische Unterstützung der ANA auch nach einem eventuellem Coup fortsetzt. Und ich kann mir durchaus vorstellen, dass je nach den Bedingungen und Umständen des Coups, eine weitere Unterstützung nicht ausgeschlossen ist, beispielsweise eben um eine regionale Fragmentierung und Aufsplitterung zu verhindern oder auch um eine sich ausbreitende Aufstandsbewegung seitens der Taliban/Neu-Taliban zu unterdrücken.
Allerdings, andererseits, besteht auch ohne die Perspektive eines drohenden Militärputsches und darauf folgender Kämpfe um die knapper werdenden Ressourcen innerhalb des aufgeblähten Militärapparates die Möglichkeit einer Aufsplitterung der Armee in einer möglichen Nach-Abzugs-Chaos-Situation. Wenn die Taliban-Gruppierungen im Frühjahr 2015 Ernst machen und mit einer Anschlags- und Aufstandswelle die schwachen politischen Strukturen der Regierung Karzai so unter Druck setzen, dass sie kollabieren, so könnten auch ohne Militärputsch wichtige Generäle und regionale Würdenträger auf die regionale Karte setzen und versuchen, ihre jeweiligen Verantwortungsbereiche autonom gegen die Taliban zu verteidigen und gleichzeitig auch autonom von Kabul zu regieren. Und so weit sind wir ja auch heute schon von diesem Szenario nicht weg. Ismail Khan hat schon vor ein paar Wochen beispielsweise seine alten Kämpfer rund um Herat versammelt und sie darauf eingeschworen, dass in Zukunft sie wieder ie Verteidigung Herats übernehmen müssen. Diese alten Warlords könnten mit den regionalen Befehlshabern der ANA entsprechende Deals eingehen und schon hätten wir auch ohne zentralstaatlichen Militärcoup den Zerfall Afghanistans in von Warlords kontrollierte Kleinstaaten. Und ich kann mir solche Übereinkünfte zwischen regionalen militärischen und politischen Stellen in dem auf persönlichen Beziehungen aufbauenden Sozialgefüge Afghanistans schon heute sehr, sehr gut vorstellen. Man könnte wohl auch sagen, ohne sie, kann man sich Afghanistan nicht vorstellen...