Iran
ich transferiere die letzten beiden Posts aus dem Thread "arabische Liga" mal hierher, weil sie doch mehr mit dem Iran zu tun haben:
Erich schrieb:
Shahab3 schrieb:....
Dass Du den Iran nicht zu den turksprachigen Staaten zählst bin ich ja inzwischen gewohnt, .... :mrgreen:
Confusedhock: seit wann ist Farsi eine Turksprache?
Natürlich gibt es Minderheiten im Iran, von den Arabern am Golf bis zu den Aseris am Kaspischen Meer - aber den Iran deshalb zu den "turksprachigen Staaten" zu zählen wäre das gleiche, wie Österreich zu den slawischsprachigen Staaten (Slowenen in Kärnten) oder Frankreich zu den deutschprachien Staaten (Elsass) zu ordnen.

Shahab3 schrieb:Es hat niemand behauptet, dass Farsi (die offizielle Amtssprache) eine Turksprache ist. Der Iran ist ein multiethnischer Staat. Die kulturellen und historischen Gemeinsamkeiten mit den Zentralasiatischen Nachbarn im Norden sind wesentlich enger, wie beispielsweise zu den Afghanen, Pakistanis oder Indern. Erstere sprechen nebenbei einen fürchterlichen Akzent, der in den Ohren schmerzt, wenn man den melodischen Singsang des Persischen kennt. Gemeinsamkeiten sind im soziokulturellen Bereich -trotz enger sprachlicher Verwandtschaft- zwischen Afghanen und Iranern kaum darlegbar. Die sich abwechselnden türkischen/mongolischen/persischen Dynastien auf diesem "iranischen" Territorium zu berücksichtigen, ist sehr bedeutsam um die Iranische Kultur und seine Einflussbereiche zu erfassen. Deine rein auf der aktuellen Amtssprache basierende Trennung zwischen Türkischer und Iranischer Hemisphäre ignoriert vollkommen die regionale Geschichte und kulturelle Zusammensetzung der Völker dort. Folglich hat das Verständnis, sich als Iraner zu begreifen, absolut nichts mit der Sprache oder Ethnie zu tun.

Zitat:While many of these ethnic groups have their own languages, cultures, and often literature they all native to Iran and majority of Iran's ethnic groups are Iranian people. Despite their overwhelming similarities, in modern times, their differences occasionally emerge as political ambitions, largely as a result of provocation from outside powers(See section foreign involvement). Some of these groups are also religious minorities. For instance, the majority of Kurds, Baluchis and Turkmen are Sunni Muslims, while the state religion in Iran is Shi'a Islam. Some of these groups however have large Shi'a majorities and the overwhelming majority of Persians and Azeris are Shi'a.
One of the major internal policy challenges during the centuries up until now for most or all Iranian governments has been to find the appropriate and balanced approach to the difficulties and opportunities caused by this diversity, particularly as this internal diversity has often been readily utilized by foreign powers. According to Professor Richard Frye:[13]

Thus the mosaic of peoples living in Iran today reflects the central geographical situation of the country throughout history, frequently described as a crossroads of Eurasia. Although many languages and dialects are spoken in the country, and different forms of social life, the dominant influence of the Persian language and culture has created a solidarity complex of great strength. This was revealed in the Iran-Iraq War when Arabs of Khuzestan did not join the invaders, and earlier when Azeris did not rally to their northern cousins after World War II, when Soviet forces occupied Azerbaijan. Likewise the Baluch, Turkmen, Armenians and Kurds, although with bonds to their kinsmen on the other side of borders, are conscious of the power and richness of Persian culture and willing to participate in it.
....
rticle 15 of the constitution states:
“The Official Language and script of Iran, the lingua franca of its people, is Persian. Official documents, correspondence, and texts, as well as text-books, must be in this language and script. However, the use of regional and tribal languages in the press and mass media, as well as for teaching of their literature in schools, is allowed in addition to Persian”

Further, Article 19 of the Iranian constitution adds:

“All people of Iran, whatever the ethnic group or tribe to which they belong, enjoy equal rights; color, race, language, and the like, do not bestow any privilege.”

There is in fact, a considerable publication (book, newspaper, etc.) taking place in the two largest minority languages in the Azerbaijani language and Kurdish, and in the academic year 2004–05 B.A. programmes in the Azerbaijani language and literature (in Tabriz) and in the Kurdish language and literature (in Sanandaj) are offered in Iran for the very first time.[15] In addition, Payame Noor University, which has 229 campuses and nearly 190000 students throughout the country, in 2008 declared that Arabic will be the "second language" of the university, and that all its services will be offered in Arabic, concurrent with Persian.[16]
Regional and local radio programmes are broadcast in Arabic, Armenian, Assyrian, Azerbaijani, Baluchi, Bandari, Persian, Kurdish, Mazandarani, Pashtu, Turkoman, Turkish and Urdu.[17]
<!-- m --><a class="postlink" href="http://en.wikipedia.org/wiki/Ethnic_minorities_in_Iran">http://en.wikipedia.org/wiki/Ethnic_minorities_in_Iran</a><!-- m -->

Die Zahl der Iraner, die eine turksprache als erste oder zweite Sprache sprechen, schätze ich auf 15-20 Mio. (von 70 Mio.)! Den Iran per se nicht zu den Turkstaaten zu zählen, weil etwa die Hälfte der Iraner Perser sind, ist nicht korrekt. Ich zähle den Iran defintiv -auch- zu den Turkstaaten, weil das den sprachlichen, historischen und kulturellen Umständen entspricht.

und ich möchte ergänzen:
a) wenn Du den Afghanen einen fürchterlichen Dialekt zuschreibst, der "in den Ohren schmerzt" - wie ist das dann mit den Aseris, Turkmenen und Usbeken ... deren Sprache dürfte der Farsi-sprechende Iraner doch überhaupt nicht verstehen? Zumal diese Völker oder Ethnien auch noch dem sunnitischen Zweig des Iran angehören und aus der Sowjetzeit maßgeblich säkular beeinflusst sind.
b) Du übersiehst völlig, dass die klassische, höfische afghanische Dichtung immer wieder vom Iran beeinflusst wurde,
c) und was ist mit den Tadjiken, wie "schmerzt" deren Dialekt in Deinen Ohren?

Und mit Deiner Argumentation müsste man den Iran auch als arabischen Staat bezeichnen, da ja am Nordende des Golfes an der Grenze zum Irak auch eine arabische Bevölkerung lebt,
während Saudi Arabien ein iranischer Staat wäre

... mit Deiner Argumentation verdrehst Du die Bedeutung einer Haupt- und Staatssprache für einen Staat zugunsten der Minderheiten.

ach ja
und letztendlich:
der Mensch "denkt in Sprache" - und daher werden Gedanken und Ideen sowie kulturelle Einflüsse am ehesten zu den Menschen überspringen, deren Dialekt man selbst spricht.

Ich sage Dir, was der unterschwellige Punkt Deiner Argumentation ist:
eine sprachlich orientierte Selbstbestimmung der Bevölkerung würde zu einem auseinanderbrechen des derzeitigen Iran führen - in ethnische Regionen, die zwar möglicherweise noch dem Schiismus zugehören, die aber auch emotionale Bindungen zu den Mehrheitsvölkern der Nachbarstaaten entwickeln.
Und diese ethnischen Minderheiten umfassen fast die Hälfte der derzeitigen Staatsbevölkerung des Iran. Der "Ausgleich" über Afghanistan und Tadjikistan, der sich im Gegenzug ebenso entwickeln würde, wäre für viele eher eine Belastung als ein Gewinn.
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