19.08.2012, 09:22
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Zitat:Schuldenkriseedit:
Die Türken zeigen den Griechen, wie’s geht
18.08.2012 · Vor einem Jahrzehnt stand die Türkei vor der Staatspleite, die Griechen feierten die Aufnahme in den Euro. Heute haben sich die Verhältnisse umgekehrt: Was machen die Türken besser?
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Die Türkei wächst und wächst, Griechenland stagniert oder verliert sogar. Schlimmer noch: Was für den Tourismus gilt, gilt für die gesamte Wirtschaft. Die Türkei ist zu einer der stärksten Wachstumsregionen der Welt geworden, während Griechenland im fünften Jahr einer tiefen Rezession steckt, den Staatsbankrott immer vor Augen.
Die Unterschiede zeigen sich auch in der Entwicklung der Infrastruktur. Die Türkei erweitert sie mit Milliardensummen: Neue Schnellstraßen und ein Tunnel unter dem Bosporus sind fertig oder in Bau. Eine Hochgeschwindigkeitsbahn von Istanbul nach Ankara und für die boomende Metropole Istanbul Europas größter Flughafen - das ist konkrete Planung. Wenige hundert Kilometer westlich tut sich hingegen nichts: In Nordgriechenland stehen Autobahnen mangels Geld halb fertig in der Landschaft.
In der Industrie läuft es ähnlich. In der Türkei treten sich ausländischen Investoren auf die Füße, darunter auch die deutschen Autobauer sowie Bosch und Siemens. Sie bauen eigene Werke auf, während sie um Griechenland einen großen Bogen machen. Die Türkei hat nennenswerte Industrie, die auch exportiert, vor allem rund um Istanbul und der Westküste. Aber auch der landwirtschaftlich geprägte anatolische Osten wird von der Regierung gezielt mit Werksansiedlungen gefördert. Die Griechen haben hingegen viel zu wenig Industrie.
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Die türkische Wirtschaft erstickt nicht in Bürokratie, die Politik schafft gute Rahmenbedingungen. Die Weltbank ordnet die Türkei in der Wettbewerbsfähigkeit auf Platz 71 ein, Griechenland auf 100. Der Islam als Hauptreligion ist keine Bremse. Staatsgründer Atatürk hat das Land auf westliche Werte verpflichtet, betonen Ethnologen. Staat und Religion sind streng getrennt. Aber der Erfolg hat auch eine Kehrseite: Die Türken praktizieren einen ungezügelteren Kapitalismus als die Griechen, die Sozialstandards sind geringer. Es bleibt eben auch in der Türkei noch einiges zu tun.
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Zitat:19.08.2012/
Türkei
Das kleine Wirtschaftswunder am Bosporus
von Gerd Höhler
Die europäische Beitrittsperspektive der Türkei verflüchtigt sich wie eine Fata Morgana. Dennoch zieht es immer mehr deutsche Unternehmen an den Bosporus und in die Provinzstädte.
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Blick nach Osten und Süden
„Deutsche Unternehmen werden in erster Linie von der Nachfrage des türkischen Binnenmarktes mit seinen rund 75 Millionen überwiegend jungen Einwohnern angezogen“, sagt Kammerchef Landau, „darüber hinaus aber auch von dem zunehmenden Gewicht, das die Türkei als Beschaffungsmarkt für die umliegenden Regionen gewonnen hat.“
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BASF zum Beispiel ist zwar schon seit 1880 in der Türkei präsent, hat aber sein Geschäft seit 2005 verdreifacht. Das BASF-Regionalzentrum in Istanbul betreut heute den gesamten Nahen Osten und Nordafrika. Ein wichtiger Kunde ist die Bauwirtschaft, die sich immer stärker international aufstellt: „Die türkischen Bauunternehmen werden in Zentralasien und Nordafrika zunehmend aktiver, die Wirtschaft des Landes wird globaler, sie öffnet sich über die Ozeane hinweg“, sagt Volker Hammes, Chef des BASF Business Center Turkey.
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die Länder des Nahen Ostens und Innerasiens gewinnen als Handelspartner an Bedeutung. Ihr Anteil an den türkischen Exporten hat sich in den vergangenen acht Jahren verdoppelt. 2004 gingen 14 Prozent der türkischen Ausfuhren nach Deutschland, heute sind es nur noch zehn Prozent. „Der Irak wird schon bald Deutschland als größten Handelspartner der Türkei ablösen“, prognostiziert Mark Spelmann vom Beratungsunternehmen Accenture.
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Der EU-Prozess
... Nur noch 38 Prozent der Türken wollen die Vollmitgliedschaft – gegenüber 73 Prozent vor sieben Jahren, als die Beitrittsverhandlungen begannen. Nicht die Türkei brauche Europa, sondern umgekehrt, ist eine häufig geäußerte Ansicht. Die Türkei sei Europa mittlerweile „in vielen Bereichen voraus“, meint auch der Banker Marcus Slevogt, Vizepräsident der Auslandsabteilung des einflussreichen türkischen Unternehmerverbandes Tüsiad. Der Bankensektor ist ein Beispiel: Früher und konsequenter als europäische Länder regulierte die Türkei nach der schweren hausgemachten Finanzkrise von 2001 ihre Geldinstitute. Vor allem darum überstanden die türkischen Geldhäuser die Lehman-Krise, ohne nach Staatshilfen rufen zu müssen. Heute verfügen die meisten dieser Banken über Eigenkapitalquoten von 15 Prozent und mehr. Europa bleibe zwar in vielem Vorbild, sagt Slevogt, aber „der Beitritt zum Klub erscheint derzeit nicht besonders reizvoll“.
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