28.07.2012, 16:56
Zitat:könnte es sein, dass sich die Fronten einmal entlang ethnischen Grenzen stabiliseren (mit entsprechenden Fluchtbewegungen und Vertreibungen, die ja jetzt schon deutlich sind).
Irgendwann würde es dann eine faktische Teilung Syriens in verschiedene Machtgebiete geben, die den Staat Syrien so lange lähmt, bis sich ein "modus vivendi" zwischen den Volksgruppen einstellt.
Ja, im Zuge umfangreicher ethnischer Säuberungen wäre eine Balkanisierung sicherlich die beste Lösung. Es gab den Wunsch nach Autonomie der unterschiedlichen Volksgruppen ja schon früher unter türkischer Besatzung. Der syrische Staat oder auch der libanesische Staat sind Produkte der Kolonialzeit, in dem durchaus ganz bewusst konfessionsübergreifende und in der Folge chronisch labile Staaten etabliert wurden.
Dass man nicht viel zündeln muss, um derartige Konstrukte von innen und/oder außen in Brand zu versetzen ist mehrfach bewiesen worden. Und gerade weil es schon Massaker gab, wie man sie sich heute -auch vor dem Jugoslawischen Hintergrund- nur schwerlich ausmalen mag, war doch immer klar dass der Zeitpunkt X kommen wird sofern sich keine gemeinsame Identiät entwickelt. Genau aus diesem Grund -also für den Fall X- sind die zuvor stets verfolgten Alewiten nach der Staatsgründung Syriens zum Militär geströmt. Genau aus diesem Grund gibt es Milizen im Libanon. Alles für den Tag X, an dem das Feuer wieder ausbricht...
Der arabische Nationalismus hat mangels echter nationaler Identität nicht funktioniert und durch das Massenphänomen des neo-konservativen und militanten sunnitischen Islam, der eine Abgrenzung gegenüber anderen schon vordergründig impliziert, ist diese Entwicklung einer Zersplitterung entlang der konfessionellen Grenzen heute so wahrscheinlich und praktikabel wie noch nie in der neueren Geschichte des Nahen Ostens.