Nigeria
#82
Zitat:... in Darfur zwischen rein islamisch-sunnitischen Ethnien abspieln würden...

Zitat:....Du vergisst, dass sowohl in Darfur als auch im Südsudan die Religion eben nicht als Konfliktgrund hingestellt wird. In Nigeria aber schon.....

An dieser Stelle möchte ich anmerken, dass es oft erhebliche Unterschiede in der Legitimation bzw Begründung eines Konfliktes in unseren Medien und von den Betroffenen vor Ort gibt. Ich kenne einige Fälle, wo Konflikte die hierzulande religiös begründet werden, vor Ort eben nicht religiös begründet werden und umgekehrt.

Beispiel Darfur: hier wird der Konflikt vor Ort interessantererweise religiös begründet, man legitimiert die Gewalt gegen die Bauernstämme damit, dass diese Abtrünnige vom Islam sein sollen, dass sie Häretiker sein sollen. Dabei kämpfen hier Sunniten gegen Sunniten.

Wie es sich in Nigeria vor Ort verhält weiß ich nicht, aber aus Mali kenne ich ebenfalls ein Beispiel, wo ein Konflikt der in unseren Medien als Ethnischer dargestellt wurde (Südliche Tuareg Stämme gegen die Malische Regierung) vor Ort religiös begründet und legitimiert wurde.

Ich beziehe mich jetzt nur auf die Frage der Darstellung und Legitimation des Konfliktes vor Ort, die tatsächlichen Gründe, Machtfragen, Geostrategische Fragen, Rohstoffe usw lasse ich mal bewusst außen vor. In Mali stand beispielsweise auch viel mehr dahinter als nur ein religiöser oder ethnischer Konflikt (Stichwort Uranförderung, Machtpolitische Ziele Gaddafis bzw der Franzosen und seit neuestem der US Amerikaner, Ausbreitung der Al Quaida in der Südsahara , usw usf).

Kurz und einfach: Es gibt erhebliche Unterschiede zwischen der Darstellung und Erklärung eines Konfliktes in unseren Medien und dem was vor Ort dafür verbreitet wird.

Ambassador:

Zitat:Schuld an den derzeitigen Ethnischen oder Religiösen Konflikten sind mit Sicherheit die willkürlichen Grenzziehungen der Kolonialstaaten, die diese sogar teils absichtlich so zogen, damit späterhin Konflikte entstehen bzw. die jeweils betroffenen Völker so besser ausbeuten zu können.

Hätte man jedem Fitzelvolk dort seinen eigenen Staat gegeben und jede Ethnische Grenze berücksichtigt, dann gäbe es keineswegs weniger Konflikte. Dann gäbe es lediglich sehr viel mehr Kriege zwischen Staaten in Afrika. Die Behauptung dass die Grenzen absichtlich so gezogen wurden, dass daraus Konflikte entstehen bzw man die betrofenenen besser ausbeuten konnte, ist zudem insgesamt falsch. Wo unsinnige Grenzziehungen vorgenommen wurden, entstand das ganz ohne sinistre heimtückische Hintergedanken primär aus Unkenntnis und Ignoranz. Man hatte schlicht und einfach weder Lust noch ausreichendes Wissen hier sinnvolle Grenzen zu ziehen und stopselte die neuentstandenen Staaten mehr oder weniger lieblos zusammen.

Das ändert übrigens nichts daran, dass die Einwohner dieser Staaten trotz ihrer Künstlichkeit heute oft extremsten Nationalismus empfinden. Die eigene ruhmreiche Nation, um die sich die ganze Welt dreht, ein Land voller Heroen und Genies, dass ist die Wahrnehmung der meisten Schwarzafrikaner. Wer nicht dort war und sich mit den Leuten unterhalten hat, kann sich nicht wirklich vorstellen, wie extrem nationalistisch diese völlig künstlichen Völker sind, obwohl sie erst wenige Jahrzehnte alt sind.

Selbst wo ethnische/religiöse usw Konflikte zwischen verschiedenen Gruppen innerhalb eines solchen Staates toben, setzen sich diese trotzdem oft wiederum mit erheblicher Verachtung und Hass von ihrer eigenen Ethnie in Nachbarstaaten ab. Daher gibt es in der Folge dessen nicht nur viele Konflikte zwischen verschiedenen Ethnien, sondern auch Innerethnische Konflikte die primär durch die Zugehörigkeit zu verschiedenen Kunststaaten entstanden sind, und die sich daher zwischen Angehörigen der gleichen Ethnie in verschiedenen Staaten grenzübergreifend abspielen. So bekämpfen sich beispielsweise verschiedene Tuareggruppen auch untereinander primär deshalb, weil sie verschiedenen Staaten angehören.
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