19.12.2011, 20:10
Schneemann schrieb:.... Dies wiederum begünstigt ... nämlich nicht die Erneuerung, sondern die Rückwärtswendung hin zu "reinen", ja fundamentalen Denkmustern, die wiederum in ihrer Auslegung von der "Gnade" mancher Religionsideologen abhängen, die den dummen Bauern aus Waziristan oder aus dem Nilgebiet wer weiß was alles erzählen...dazu <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.eurasischesmagazin.de/artikel/?artikelID=20111204">http://www.eurasischesmagazin.de/artike ... D=20111204</a><!-- m -->
Und darin liegt das Problem. Die Prognosen dürften deswegen eher "trübe" (vorsichtig ausgedrückt) sein...
Schneemann.
Zitat:EM-INTERVIEWnun ja, das ist eine idealistisch sozial(romantisch)istisch geprägte Sichtweise, aber nicht uninteressant
„Die ägyptische Revolution ist eine dreiköpfige Schlange“
In Ägypten wird eine Art islamischer Sozialismus mit liberaler Tendenz geprobt. Auf dem Tahrir-Platz waren die treibenden Kräfte hauptsächlich Nasseristen, Muslimbrüder und Kommunisten. Im Gespräch mit dem Schriftsteller Ildar Abusjarow zur Situation in Ägypten und den Ländern des arabischen Frühlings werden überraschende Aspekte und weitgehend unbekannte Zusammenhänge aufgezeigt.
EM 12-11 · 12.12.2011
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ergänzend:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.welt.de/politik/ausland/article13745971/Radikale-Salafisten-ueberraschend-stark-bei-Wahl.html">http://www.welt.de/politik/ausland/arti ... -Wahl.html</a><!-- m -->
Zitat:Ägypten<!-- m --><a class="postlink" href="http://blog.zeit.de/joerglau/2011/12/13/warum-die-salafisten-in-agypten-triumphieren_5301">http://blog.zeit.de/joerglau/2011/12/13 ... ieren_5301</a><!-- m -->
Drucken Bewerten Autor: Birgit Svensson| 01.12.2011
Radikale Salafisten überraschend stark bei Wahl
In Ägypten wird der Sieg der islamistischen Parteien immer deutlicher. Allerdings haben auch die noch radikaleren Salafisten viele Stimmen erhalten.
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Verbindung nach Saudi-Arabien
Der Begriff „Salafiyya“ bedeutet wörtlich die Orientierung an den frommen Altvorderen. Heute werden Salafisten jedoch als Anhänger des fundamentalen, saudi-arabischen Wahhabismus angesehen. Viele ihrer bis zu 100.000 Mitglieder in Ägypten hätten in Saudi-Arabien gearbeitet und seien in den 70er- und 80er-Jahren von dort zurückgekommen, sagt Said Ghallab, Professor für Politikwissenschaften an der Pharos-Universität in Alexandria.
Haltung der Muslimbrüder gegenüber den Salafisten
Ghallab vermutet, dass saudische Organisationen bis zu 100 Millionen Dollar zur Unterstützung der Salafisten in Ägypten ausgeben. ...
Zitat:Warum die Salafisten in Ägypten triumphieren<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.profil.at/articles/1151/560/314788/aegypten-in-gottes-namen">http://www.profil.at/articles/1151/560/ ... ttes-namen</a><!-- m -->
Von Jörg Lau 13. Dezember 2011 um 17:59 Uhr
Während Tunesien kaum ein Jahr nach dem Beginn der Revolte mit Moncef Marzouki einen ehemaligen Dissidenten, einen säkularen Menschenrechtler als Präsidenten hat, macht Ägypten weiter Sorgen.
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Nach dem ersten Schock über die Gewinne der MB, vor allem aber der Salafisten, hat die Suche nach den Gründen begonnen. Mir erscheint bisher ein Bericht von David Kirkpatrick in der NYT am überzeugendsten. Kirkpatrick beschreibt die Salafisten als erfolgreiche populistische Partei, die gezielt den Hass auf die liberale und säkularistische Elite schürt, die das Volk vergessen hat oder auf es herabschaut:
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Die Muslimbrüder sind sehr viel mehr schon eine Mittelstandspartei geworden. Sie repräsentieren Ärzte, Ingenieure, Studenten, Geschäftsleute – lauter Menschen, die etwas zu verlieren oder zu gewinnen haben. Die Salafisten kümmern sich um die Vergessenen.
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Natan Field schreibt auf The Arabist, er sei nicht sehr überrascht gewesen über den Erfolg der Salafisten. Die populärsten TV-Kanäle seien bereits seit Jahren in den Händen der Salafi-Scheichs gewesen. Auch hätten sie nie die Politik gemieden, wie es die Legende vom salafistischen Quietismus will. Ihr Programm sei immer eminent politisch gewesen, nur nicht im den Termini der Mubarak-Herrschaft und des Widerstands gegen sie. Das macht sie jetzt gerade in der Zeit des Umbruchs so glaubwürdig. Field hält es für einen Fehler der Liberalen zu glauben, die Salafis seien eine fünfte Kolonne Saudi-Arabiens. Gewiß gebe es viele Spenden von dort (Zakat), aber der ägyptische Salafismus sei eine genuin einheimische Grassroots-Bewegung.
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Zitat:In Gottes Namenalso mal wieder die Lieblingsverbündeten der USA (Saudi Arabien) hinter den Radikalen, wie shcon bei den Taliban - und dann wurden die Salafisten als Gegenspieler der moderaten Muslimbrüder auch noch von Mubarak gefördert, dem jetzt die Israeli nachweinen; lernt den die "große Politik" nie aus???
* Ägypten: Die radikalen Salafisten gehören zu den Wahlsiegern. Nun wollen sie das ganze Land erobern
Zu den Wahlsiegern in Ägypten gehören die radikal-islamischen Salafisten, die von einem Land ohne Bier, Bikini und Pyramiden träumen. Alexandria ist ihre Hochburg - jetzt wollen sie das ganze Land erobern.
Gerald Drißner, Alexandria
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Ältere Ägypter wie Nageeb Karim, 73 Jahre alt und pensionierter Professor, suchen die Ursache für diesen Fanatismus in den siebziger Jahren. Anwar El-Sadat war damals Präsident, gewann 1973 einen wichtigen Krieg gegen Israel und wollte sich von der Sowjetunion frei machen. "El-Sadat war es, der den Islamisten Luft zum Atmen gab“, sagt Nageeb. Denn die streng Religiösen sollten die lästigen Sozialisten und Kommunisten im Land kontrollieren, die als "Kuffar“ galten, als Ungläubige. Das funktionierte auch ganz gut, bis El-Sadat mit Israel Frieden schloss. Im Oktober 1981 wurde er auf einer Militärparade erschossen - von islamischen Fundamentalisten.
Dann kam Hosni Mubarak, und auch ihm passten die Salafisten in die Karriereplanung. Er wusste, dass buchgläubige Muslime ihrem Führer nicht trotzen dürfen, egal, wie schlecht dieser auch sein mag - so lesen sie es in den islamischen Texten. "Die Muslimbrüder aber wollten Politik machen und prallten damit auf die Salafisten“, sagt Nageeb. Somit hätten die Muslimbrüder, Millionen an der Zahl, Mubarak gefährlich werden können. Also ließ er sie verbieten und erteilte den Salafisten Lizenzen für Satellitenkanäle, damit sie ihre Propaganda unters Volk bringen konnten.
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Abdallah Hassan, 24. ... hat Wirtschaft studiert und wohnt in Sidi Bischr, einem Stadtteil, in dem Silvester vor einem Jahr 21 Christen bei einem Bombenanschlag ermordet wurden. Seit der Revolution geht er auf die Straße und erklärt den Menschen, warum Demokratie und Islam keine Widersprüche sind. Für ihn hat der Westen Schuld daran, dass die Salafisten so massiven Zulauf bekommen haben. "Nach 9/11 habt ihr uns keine Visa mehr erteilt“, sagt Abdallah. Also gingen viele Ägypter in die Golfstaaten und suchten nach Arbeit, vor allem in Saudi-Arabien. Zurück aber kamen sie nicht nur mit Geld, "sondern auch mit einer Ideologie“.
In Abdallahs Nachbarschaft lebt Yassir El-Burhami, der zu den Gründern der Salafisten in Alexandria zählt. Der studierte Kinderarzt, geboren 1958, adelte Osama Bin Laden als Märtyrer, "der erhobenen Hauptes in den Tod ging“. Er ist der Spiritus rector der Salafisten in Ägypten. Seine Kadertruppe schickt er zu den Satellitensendern Al-Nas, Al-Rahman und Al-Hikma, die in vielen Imbissen und Kiosken 24 Stunden lang laufen. Meistens aber kümmert er sich um seine Webseite "Sawt Al-Salaf“, die Stimme der Salafisten, wo ihn seine Anhänger um Rat fragen.
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Muslimbrüder reden mehr über das Diesseits, Salafisten über das Jenseits, das Höllenfeuer und das Paradies. "Und sie hassen den Iran mehr als Israel“, sagt Abdallah, der Webdesigner. Denn im Iran leben die meisten Schiiten - und diese sind Ungläubige in den Augen der sunnitischen Salafisten. Deshalb sind sie die besten Missionare gegen den Iran, was den Golfstaaten besonders gut passt. Und das lassen sie sich auch etwas kosten. Erst neulich berichtete die Zeitung "Al Akhbar“, dass Katar, Kuwait und Saudi-Arabien im vergangenen Jahr 50 Millionen Dollar an eine salafistische Organisation in Ägypten überwiesen haben sollen.
Für den Westen verheißt das nichts Gutes. Mit den Muslimbrüdern kann man reden, sie sind im Zweifel lieber pragmatisch als radikal. Die Salafisten aber teilen die Welt in Gut und Böse ein - in Gläubige und Ungläubige. Und der Westen ist in ihren Augen ungläubig.
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