Kosovo
#36
Zitat:Was ein "Volk" ist, ist ziemlich willkürlich.
Richtig. Sobald aber eins da ist, besteht die Wahrscheinlichkeit, dass es sich selbst bestimmen möchte.

Zitat:Es gibt vermutlich kein "Volk", das älter als ein paar hundert Jahre ist, wenn überhaupt.
Das Alter spielt hier keine Rolle, sondern der Unabhängigkeitsgedanke. Der kann ab der ersten Minute bestehen.

Zitat:Und bei Fragmentierung sprechen wir von Dorfebene.
Grösse spielt eigentlich auch keine Rolle. Aber den meisten "Dorfvölkern" ist wohl klar, dass sie ohne grösseren umgebenden Staat wirtschaftlich grosse Nachteile haben, bzw. bei ihrer Grösse kein funktionierendes Staatswesen aufbauen könnten und es deshalb lassen. Es gibt innerhalb eines Staates andere Unabhängigkeitsformen, die man ausleben kann: Autonomie, Betrug (bei Steuerfragen und anderen Verpflichtungen). Wo der Staat schwach ist, ergibt sich das von selbst. Gewisse Regionen der Welt bestehen quasi aus Kleinststaaten in Dorfgrösse, die sich auch gegenseitig bekriegen (z.B. Hochlandregion in Papua Neu-Guinea, teilweise auch Oromo-Gebiete in Ostafrika).

Zitat: Hinzu kommt, dass viele "Völker" vermischt leben.
Das stimmt schon und verhindert ethnisch homogene Staatenbildungen, führt aber manchmal gerade deswegen - z.B. in Ex-Jugoslawien - zu hässlichen ethnischen Säuberungen. Aber auf den Fall bezogen: ist das denn konkret im Nordkosovo ein Problem?

Zitat:Auch wenn es durchaus möglich wäre, Staatsgebilde zu schaffen, die ausschließlich über die Zugehörigkeit zu einem "Volk" definiert sind und wo man das Staatsgebiet ignoriert, widerspricht das der heutigen Definition von Staat und wäre in der Praxis zumindest schwierig umzusetzen, wenn nicht gar unmöglich.
Was meinst Du mit "heutiger Definition von Staat"?
Dass es unwahrscheinlich ist, dass sich ein einzelnes Dorf bzw. eine sehr kleine Gemeinschaft für unabhängig erklärt, dem stimme ich ja zu, wie oben dargelegt. Im Kosovo ist es doch aber so, dass sich ein Randgebiet abspalten möchte, das sich dann vermutlich an die "Mutternation" Serbien anschliessen würde. Die wichtigen Fragen sind also: wie heterogen, ethnisch gesprochen, ist dieses Gebiet (oder: wieviele Kosovo-Albaner wären von einer Abspaltung betroffen)? Wäre ein "Rest-Kosovo" wirtschaftlich noch überlebensfähig?
Und dann noch eine ganz böse Frage: wer hat den Nordkosovo zuerst besiedelt? Die Serben oder die Albaner?
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