25.11.2011, 14:59
Zitat:Kairo<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.zeit.de/2011/48/Aegypten">http://www.zeit.de/2011/48/Aegypten</a><!-- m -->
Wahlkampf statt Revolte
Die ägyptischen Muslimbrüder wollen keinen Aufstand, sondern Wahlen – denn sie haben die besten Chancen. Deswegen schauen sie den Kairoer Protesten nur zu.
Zwei Ansichten der Revolution. Auf dem Tahrir-Platz liegt ein blutender Demonstrant. Ein Polizeigeschoss hat ihn am Kopf getroffen. Das Feldlazarett der Aktivisten hat ihn aufgenommen. Drum herum die weißen Schwaden der Tränengasgranaten. Ein Arzt reinigt und verbindet die Wunde. Vor dem Lazarett kämpft die Kairoer Jugend gegen das Militär. Liberale, Linke, Rechte, Männer und Frauen. Manche tragen Masken gegen das Tränengas, andere waschen sich ständig Gesicht und Hände mit Pepsi-Cola, gegen das Brennen. Hinter Autowracks und Wellblech suchen sie Schutz vor den Gummikugeln der Polizei. [...]
Das stürzt Ägyptens stärkste politische Kraft in ein tiefes Dilemma. Die Partei der Muslimbrüder steht kurz vor dem größten politischen Erfolg ihrer langen Geschichte. Soll sie sich jetzt auf Straßenkämpfe einlassen? Der Aufstand gefährdet den möglichen friedlichen Weg zur Wachablösung: freie Wahlen, beginnend am kommenden Montag.
Auf die Wahlen ist niemand so gut vorbereitet wie die Freiheits- und Gerechtigkeitspartei (FGP), die politische Bewegung der Muslimbrüder. Kaum eine Partei ist so gut organisiert wie sie oder verfügt über ihre politische Erfahrung. Schon bei früheren Wahlen gewannen Muslimbrüder – als unabhängige Kandidaten. 2005 holten sie auf Anhieb fast alle Wahlkreise, in denen sie antraten. Bei diesen Revolutionswahlen gehen sie erstmals mit einer eigenen Partei und jungen Kandidaten ins Rennen.
...und ein Nachtrag:
Zitat:Islamisten greifen nach den Früchten der Revolution<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.nzz.ch/nachrichten/politik/international/islamisten_ernten_die_fruechte_der_aegyptischen_revolution_1.13415540.html">http://www.nzz.ch/nachrichten/politik/i ... 15540.html</a><!-- m -->
Flächendeckende Präsenz in Alexandria
Die Parteien der konservativen Muslime dominieren den Wahlkampf in Alexandria, der zweitgrössten Stadt Ägyptens. Die modern eingestellten Kräfte treten daneben kaum in Erscheinung. Dass Säkularisten im Frühling die Revolution anstiessen, ging vergessen. Die Hafenstadt Alexandria am Mittelmeer ist voller Plakate der Parteien der Muslimbrüder und der Salafisten, der konservativen und extrem konservativen Muslime. Urteilt man nach der Menge der Wahlplakate und Banner, so erhalten sie in den Parlamentswahlen, die am Montag beginnen, in Alexandria die Mehrheit.
Beide Gruppen existieren schon lange, sie durften sich aber erst nach der erfolgreichen Revolution vom vergangenen Winter als politische Parteien formieren. Die Partei der Muslimbrüder heisst «Freiheit und Gerechtigkeit», die Salafisten treten an als «Partei des Lichts».
Die Muslimbrüder streben seit ihrer Gründung 1928 nach politischer Macht. Als oppositionelle Bewegung litten sie sehr unter dem alten Regime. Für die Salafisten hingegen sind politische Aktivität und Parteiarbeit völlig neu. Sie waren auch keineswegs gegen Mubarak, da er ein Muslim ist. Beide Gruppen lösten die Revolution nicht aus, und vor allem die Salafisten beteiligten sich erst an ihr, als klar war, dass der damalige Präsident Mubarak gestürzt werden würde.
Scheint wohl, als wenn sich die schlimmsten Befürchtungen bewahrheiten werden. Aber waren ja alle von der Revolte "besoffen" und blendeten dies aus...
Schneemann.