Somalia
Ambassador schrieb:Ich kann mir gut vorstellen, das die UN und die Staatengemeinschaft sogar akzeptieren würde, wenn Äthiopien und Kenia sich den Kuchen teilen bzw das die UN diese beiden nach erfolgter "vorläufiger Besetzung" gebeten werden, sich darum dauerhaft zu kümmern zum Wohle der Zivilbevölkerung.
Dagegen gibt es einige Argumente:
1. Obwohl man Somalia de facto als gescheiterten Staat betrachtet, wird nach wie vor eine somalische Regierung (oder Übergangsregierung) von der internationalen Gemeinschaft unterstützt. Diese verfügt sogar über Truppen. Das werte ich als Unterfangen, Somalia als Staat wieder zu erstellen.
2. Das Zuteilen von (besiedeltem) Gebiet an einen Nachbarstaat steht für mich relativ unvereinbar zu den Grundsätzen der UNO, nach denen es ein Selbstbestimmungsrecht der Völker gibt. Man müsste also erst mal die Somalier fragen, ob sie überhaupt in einen der Nachbarstaaten eingegliedert werden wollen. Angesichts der von Erich aufgezeigten Differenzen zwischen diversen somalischen Clans und z.B. der Äthiopier sehe ich da von somalischer Seite ein geringes Bedürfnis, einer solchen Union zuzustimmen.
3. Somalia hat einen geringen Wert, von den Häfen für Äthiopien mal abgesehen (wobei die auch noch Dschibuti als Ausweichshafen haben). Man hat dort jedenfalls noch kein Öl gefunden, besonders fruchtbar ist das Land auch nicht. Dürren und Hungersnöte sind recht häufig.
4. Die Clanstruktur Somalias macht das Land zu einem dauernden Unruheherd. Zwar gibt es sowohl in Nordkenia, als auch im Süden Äthiopiens hin und wieder clanbasierte bzw. ethnische tribale Kriege (z.B. unter den Oromo), doch sind die im Vergleich dazu, was in Somalia so abgeht, geringfügig. Kenia und Äthiopien müssten gewaltig in Befriedung und Sicherheit investieren, dazu noch in die Entwicklung, falls sie einen Teil Somalias übernehmen würden. Und dafür haben wohl beide Staaten kein Geld.

Das letzte Element, welches in grösseren Teilen Somalias für einigermassen stabile Verhältnisse gesorgt hat, waren die Shabab-Milizen (ähnlich der Taliban in Afghanistan während der 90er). Deren Ideologie ist aber dermassen unpopulär, dass man ihnen das Land nicht überlassen will. Die Alternative sehe ich nur in einer massiven, langfristigen, internationalen Intervention. Nicht so halbherzig, wie sie momentan mit verschiedenen Akteuren (AU, Äthiopien, Kenia, US-Krieg gegen den Terror, Atalanta) läuft. Doch die muss erstmal jemand bezahlen.
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