24.07.2011, 21:06
@hunter1:
Dazu steht im Länderdossier "klick"schon seit Jahren
Darüber hinaus trifft es immer noch zu, dass sich die Saudis vor allem die "niedrigen Aufgaben" zu gut sind.
Inwieweit die "nachwachsende Abschlussgeneration" den Schwenk mitmacht, von den "erwerbsbezogenen Studien" zur wirklichen Erwerbstätigkeit (wenn auch in gehobeneren Positionen) ....
Dazu steht im Länderdossier "klick"schon seit Jahren
Zitat:....Deine Kritik war also noch vor einigen Jahren voll berechtigt - und dürfte auch heute noch auf den größten Teil der jungen Erwachsenen zutreffen.
Die Bevölkerung Saudi Arabiens (1970: 6,2 Mio.; 1970: etwas über 7 Mio., 2003: 23 Mio.) besteht aus einer explosionsartig zunehmenden, unzufriedenen, gelangweilten Jugend, die sich mit Autorennen auf den Pisten und anderen Vergnügungen amüsiert. Über 40 % der Saudis sind unter 15 Jahren alt, und bis 2025 wird die Bevölkerung die Zahl von 40 Mio. erreichen. Etwa 15 Prozent der Saudis sind arbeitslos - und in der Altersgruppe der 20 - 25jährigen wird sogar jeder Dritte als Arbeitslos gezählt. Jedes Jahr kommen etwa 350.000 Schulabsolventen auf den Arbeitsmarkt, der nur etwa die Hälfte davon aufnehmen kann. Der Staat versucht mit hohen, zinslosen Krediten die Eigenständigkeit zu fördern - und den eigenen Staatsbürgern "Jobs" wie Taxifahrer (überwiegend Ägypter) oder Tätigkeiten des "mittleren Managements" schmackhaft zu machen.
Andererseits befinden sich in Saudi Arabien über 6 Millionen Fremdarbeiter, die damit etwa 50 % der Arbeitsplätze des Landes belegen. Ein Teil der Fremdarbeiter erledigt die Arbeit, für die sich Saudis Jugend "zu schade" ist. Lastwagenfahrer, Verkäufer, Fabrikarbeiter, Hilfskräfte wie Köche und Automechaniker, Sekretärinnen - die Ausländer stellen mehr als 90 % der Beschäftigten im Privatsektor der saudischen Wirtschaft; sie bilden die Mehrheit der "Gastarbeiter". Nur ein kleiner Teil kommt aus arabischen Bruderländern. Ein großer Teil dieser unterprivilegierten Arbeiterschicht stammt aus islamischen Entwicklungsländern wie Bangla Desh, Malaysia, Indonesien oder den Philippinen. Die "Gastarbeiterklasse" umfasst aber auch eine elitäre Gruppe von Wissenschaftlern, Managern, Ärzten, und Ingenieuren, die das saudische Wirtschaftsleben am Laufen halten. ".Die Unternehmen in Saudi-Arabien verlangen - wie in anderen Staaten auch - gut ausgebildete Manager, Bankfachleute, Betriebswirtschaftler, Ingenieure und Techniker.
Das saudische Hochschulsystem erfüllt diese Anforderungen noch nicht. Im ganzen Land mit seinen über 20 Millionen Menschen gab es bis in die Neunziger Jahre nur acht Universitäten - mit Schwerpunktlehrfächern im theologischen Bereich. So gibt es inzwischen an einigen saudischen Universiäteten eigene Lehrstühle zum Studium der "Orientaistik", an der Tiba-Universität in Medina kann man etwa seit 1984 im Fach "Wissenschaft von der Orientalistik" promovieren. Dabei handelt es sich aber um soziologische Studien mit dem Ziel, die Orientalisik westlicher Hochschulen als "islamfeindlich" zu entlarven. Wer einen Hochschulabschluss in Islamischer Theologie oder Islamische Philosophie hat, kann zwar in den theologischen Streitigkeiten und Spitzfindigkeiten der islamischen Lehre glänzen - kaum aber in der Weltwirtschaft oder auch "nur" am Operationstisch seinen Mann stehen.
Inzwischen sind auch gegenläufige Tendenzen erkennbar. Die Regierung versucht, das Bildungsniveau der Jugend massiv zu verbessern. Nahe der Stadt Rabigh am Roten Meer lässt König Abdullah durch Saudi Aramco eine zehn Milliarden Dollar teure Großuniversität errichten, die 2009 den Betrieb aufnehmen soll, und dann auch für Saudi Aramco Ingenieure und Manager ausbilden wird. Der 20-Milliarden-Dollar-Stiftungsfonds - auch aus dem Privatvermögens des Königs gefüllt - machte die König-Abdullah-Universität für Wissenschaft und Technik auf Anhieb zur drittreichsten Hochschule der Welt. Anfang 2007 wurden durch König Abdullah alleine 2,5 Mrd. Dollar für die Entwicklung des Bildungssystems bereit gesellt. Saudi Arabien will bis zum Jahr 2020 als "Wissensgesellschaft" antreten, um die zunehmenden wirtschaftlichen Probleme des Landes zu bewältigen. Die "King Abdullah Universiy of Science" - im Herbst 2007 erfolgte der Baubeginn für das ehrgeizige Projket - hat Partnerschaften mi den Universitäten von Stanford, Berkeley, Cambrige, dem Londoner Imperial College und der TU München. Mit Millionenbeträgen werden von den Saudis gemeinsame Forschungsprojekte gefördert, um die Saudis für ein "Leben nach dem Öl" fit zu machen.
1996 verständigten sich ettliche Unternehmer aus der Hafenstadt Dschidda, ein privates College für die Töchter der Familien zu finanzieren. Unter der Leitung von Suhai al Qurashi, einer promovierten Betriebswirtschafterin und Pädagogin wurde mit Unterstützung des Texas International Education Consortium das erste Mächen-College Saudi Arabiens errichtet. Als 2003 die ersten 18 Mädchen graduierten wurde eine neue Aera der Hochschulbildung in einem streng konservativen islamischen Staat eingeläutet. Im Sommersemester 2007 werden schon 90 Absolventinnen ihre Abschlüsse in Bank- und Finanzwesen, EDV-Magament, Graphik, Innenarchitektur oder Pädagogik erwerben. Neue Studiengänge für Jura, Marketing, Modedesign und Animation kommen dazu. Eine Kooperation mit der renommierten Flechter School of Law_and Diplomacy (Massachusetts, USA) sorgt für eine Hochschulbildung auf internationalem Niveau. Dabei wird auch das soziale Engagement gefördert. Der Weg der Absolventinnen der "Dar al Hikma" (Haus der Weisheit) in die saudischen Tochtergesellschaften großer Konzerne oder auch zum Weiterstudium an den westlichen Elitehochschulen steht offen. Dieses den Frauen vorbehaltene Bildungsinstitut hat mit der - den Männern vorbehaltenen König-Fahd-Universität für Erdöl und Mineralien in Dhahran - von Unilver das Siegel als beste Universität Saudi Arabiens erhalten. Inzwischen sind fast 60 % aller Hochschulabsolventen Saudi Arabiens Frauen.
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Darüber hinaus trifft es immer noch zu, dass sich die Saudis vor allem die "niedrigen Aufgaben" zu gut sind.
Inwieweit die "nachwachsende Abschlussgeneration" den Schwenk mitmacht, von den "erwerbsbezogenen Studien" zur wirklichen Erwerbstätigkeit (wenn auch in gehobeneren Positionen) ....