30.06.2011, 20:58
@Samun
Es ist absolut nachvollziehbar, dass Du meinen Einwand nicht verstehen kannst, wenn "Begriff" und "Bezeichnung" für Dich das gleiche bedeuten. Kulturbegriffe hat es vermutlich schon immer gegeben, also lange bevor der erste Deutsche Lesen und Schreiben gelernt hat.
Irgendwann hat jemand für diesen hiesigen Sprachraum einen bereits von Römern im Lateinischen mit einer Bedeutung belegten Bezeichnung ("cultura") mit einer neuen Bedeutung versehen. Das ist ja konkret das was man unter Begriffsbildung versteht. Das bedeutet nicht mehr und nicht weniger, als dass das Wort "Kultur" für eine Sprachgemeinschaft eine neue semantische Referenz auf einen existenten Referenten der Realwelt erhält. Oder noch einfacher, die Bedeutung eines Zeichens wird damit für eine Gruppe von Menschen (neu) definiert. Siehe etwa "Gammelfleischparty" als neue Bezeichnung in der jugendlischen Subkultur für den Begriff einer Party für über 30 Jährige. Dabei wusste auch vorher jeder, was eine Ü-30 Party ist. Den Begriff der Gammelfleischparty haben anfangs aber nur Insider verstanden. Niemand hat aber die Ü-30 Parties erfunden. Erstrecht keine verpickelten Teenies. Das ist ganz entscheidend für das Verständis dessen, was ich Dir sagen will.
Keinesfalls ist die Begriffsbildung übrigens auch nur ansatzweise deckungsgleich unter allen Sprachteilnehmern. Debatten zum Thema "Was ist Deutsche oder Europäische Kultur" führen dies vorzüglich vor. Das alles ist aber vollkommen davon losgelöst, dass es einen (wie auch immer gearteten) Begriff für den abstrakten Sachverhalt der Kultur vermutlich schon immer in menschlichen Gemeinschaften gegeben hat. Fälschlicherweise Gegenteiliges anzunehmen, a la "Die Deutschen haben die Kultur erfunden", zeugt von maßlosem Unverständnis einer ellenlangen Reihe von Dingen. Das ist nämlich nicht nur aus sprachwissenschaftlicher Sichtweise vollkommener Quatsch.
Die Kultur als abstrakes Realwelt-Ding kann ein Sprachwissenschaftler/Philosoph/Irgendwer ebensowenig "erfinden", wie er nur schwer (in der Regel nicht) ein einheitliches Begriffsverständnis für ein Zeichen/Wort erzeugen kann, welches auf dieses Realwelt Ding verweist/"meint". Die ganzen Überlegungen zur Semiotik hätte man sich sparen, wenn dem so wäre.
Der Begriff der Kultur -schon garnicht der Begriff der Kultur (-> Semiotik)- kann also prinzipiell keine Deutsche Erfindung gewesen sein. Das ist logisch unmöglich.
Es ist absolut nachvollziehbar, dass Du meinen Einwand nicht verstehen kannst, wenn "Begriff" und "Bezeichnung" für Dich das gleiche bedeuten. Kulturbegriffe hat es vermutlich schon immer gegeben, also lange bevor der erste Deutsche Lesen und Schreiben gelernt hat.
Irgendwann hat jemand für diesen hiesigen Sprachraum einen bereits von Römern im Lateinischen mit einer Bedeutung belegten Bezeichnung ("cultura") mit einer neuen Bedeutung versehen. Das ist ja konkret das was man unter Begriffsbildung versteht. Das bedeutet nicht mehr und nicht weniger, als dass das Wort "Kultur" für eine Sprachgemeinschaft eine neue semantische Referenz auf einen existenten Referenten der Realwelt erhält. Oder noch einfacher, die Bedeutung eines Zeichens wird damit für eine Gruppe von Menschen (neu) definiert. Siehe etwa "Gammelfleischparty" als neue Bezeichnung in der jugendlischen Subkultur für den Begriff einer Party für über 30 Jährige. Dabei wusste auch vorher jeder, was eine Ü-30 Party ist. Den Begriff der Gammelfleischparty haben anfangs aber nur Insider verstanden. Niemand hat aber die Ü-30 Parties erfunden. Erstrecht keine verpickelten Teenies. Das ist ganz entscheidend für das Verständis dessen, was ich Dir sagen will.
Keinesfalls ist die Begriffsbildung übrigens auch nur ansatzweise deckungsgleich unter allen Sprachteilnehmern. Debatten zum Thema "Was ist Deutsche oder Europäische Kultur" führen dies vorzüglich vor. Das alles ist aber vollkommen davon losgelöst, dass es einen (wie auch immer gearteten) Begriff für den abstrakten Sachverhalt der Kultur vermutlich schon immer in menschlichen Gemeinschaften gegeben hat. Fälschlicherweise Gegenteiliges anzunehmen, a la "Die Deutschen haben die Kultur erfunden", zeugt von maßlosem Unverständnis einer ellenlangen Reihe von Dingen. Das ist nämlich nicht nur aus sprachwissenschaftlicher Sichtweise vollkommener Quatsch.
Die Kultur als abstrakes Realwelt-Ding kann ein Sprachwissenschaftler/Philosoph/Irgendwer ebensowenig "erfinden", wie er nur schwer (in der Regel nicht) ein einheitliches Begriffsverständnis für ein Zeichen/Wort erzeugen kann, welches auf dieses Realwelt Ding verweist/"meint". Die ganzen Überlegungen zur Semiotik hätte man sich sparen, wenn dem so wäre.
Der Begriff der Kultur -schon garnicht der Begriff der Kultur (-> Semiotik)- kann also prinzipiell keine Deutsche Erfindung gewesen sein. Das ist logisch unmöglich.