02.06.2011, 08:21
Zitat:und an Anlehnung an die Schweizer Armee - ich finde ja, dass die Schweizer noch die einzigen diesseits des ehemaligen Eisernen Vorhangs sind, die sich über konventionelle Kriegführung Gedanken machen - endgültig auf die Brigade als taktischen Verband umzusteigen.
Dazu als Sonderpunkt:
Man muß sich ja mal vergegenwertigen, dass die Schweizer Armeereform XXI die Streitkräfte der Schweiz drastisch reduziert. Die Brigaden resultieren daher primär aus dieser extremen Reduzierung und weniger als wirklich praktischen miltärischen Überlegungen. Die Schweizer reduzieren ihre Streitkräfte von real mehr als 400 000 (nach Armee 95 400 000) auf jetzt 200 000 wobei davon nur noch 120 000 Aktive sein werden.
Am Ende wird die Armee weniger als ein Drittel so groß sein wie zuvor. Man schafft also zwei Drittel der Truppen ab und das soll ein Vorbild sein?
Die Umstellung auf Brigaden resultiert dabei lediglich aus dieser gigantischen Truppenreduzierung. Man will eine bestimmte Zahl von Großverbänden und schafft daher Brigaden - die aber eher Mini-Divisionen sind. Bezüglich ihrer Struktur und der den Brigaden unterstellten Divisionstruppen sind diese nicht beweglicher, als es eine vollständige Division wäre, sie sind nur viel kleiner. Man schafft aber eben nur deshalb solche Mini-Divisionen, weil man so extrem viele Truppen auflöst, weil man zwei Drittel der Armee auflöst.
Ausrüstung wird übrigens laut Plan nur noch für knapp über 100 000 Mann da sein. Für die geplanten Reserve Verbände wird die Ausrüstung fast nur noch auf dem Papier existieren. Wenn man sich mal vor Augen führt, dass die Schweiz 600 000 Mann unter Waffen hatte, bedeutet dass eine Schwächung der Armee auf 1 / 6, in Worten: Ein Sechstel der militärischen Stärke die mal vorhanden war.
Ein Primärargument für die Brigaden war übrigens, dass man so bei Auslandseinsätzen besser agieren könne und sich damit der NATO anpasse (also den Amis). Das ist doch ein militärisches Argument, dass entbehrt doch jeder militärischen Grundlage, sondern ist eine rein politische Entscheidung. Schweizer Offiziere wie Soldaten sind übrigens sehr unglücklich und unzufrieden damit, nach Ansicht von Schweizer Offizieren die ich persönlich kenne schwächt diese neue Struktur die Kampfkraft der Schweizer Armee noch weiter, als dies die gigantische Truppenreduzierung ohnehin schon tut.
Es ist doch krankhaft die Armee von der Struktur her auf die Kooperation mit anderen hin auszurichten wenn diese Struktur meine Kampfkraft schwächt, meine Armee schwächt, nur um sich den anderen anzupassen damit man Auslandseinsätze organisatorisch besser bewältigen kann.
Auslandseinsätze wie sie zur Zeit stattfinden sind kein Krieg, die sind nicht mal ein militärisches Geschehen. Weder von den Verlusten noch von der Intensivität der Kämpfe her ist das ein ernsthaftes militärisches Geschehen.
Ich halte es daher für einen schwerwiegenden Fehler, die ganze Struktur einer Armee auf diese Auslandseinsätze hin auszurichten, aber genau das geschieht gerade. Und nicht nur die Struktur, auch die Ausrüstung, die Ausbildung, die Bewaffnung, die Fahrzeuge, kurzum alles, die ganze Armee, die ganze BW wird immer mehr auf diese lächerlichen Auslandseinsätze hin ausgerichtet, auf Peace Keeping und Soft Skills und dergleichenen Unsinn.
Das die Schweiz uns jetzt nachzieht ist ein Trauerspiel sondergleichen, es zeigt auf, dass selbst in der Schweiz (wie auch sonst in Europa) das Militärische an sich im völligen Niedergang begriffen ist. Wenn ich beispielsweise so Initiativen wie Schweiz ohne Waffen oder gar Schweiz ohne Armee ansehe, dann tröstet es mich nicht einmal, dass die ersten Anläufe dieser Verräter gescheitert sind, allein ihre Existenz ist schier unerträglich, denn wenn diese Mißstände selbst in der Schweiz um sich greifen, hat Deutschland erst recht keine Zukunft.
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Die Wahrheit will keiner schreiben: das primär deshalb keiner mehr Soldat sein will, weil unsere ganze Gesellschaft demilitarisiert ist.